Nach dem Neun-Euro-Ticket: Norddeutsche Lösung als Ersatz?
31. Juli 2022In der Diskussion über eine mögliche Nachfolge des Neun-Euro-Tickets kommt ein neuer Vorschlag aus Niedersachsen: Das Verkehrsministerium bringt eine norddeutsche Lösung ins Spiel.
„Sollte ein bundesweites Ticket nicht umsetzbar sein, könnten alternativ auch die fünf norddeutschen Bundesländer etwas auf die Beine stellen“, teilte das Ministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit – ohne konkreter zu werden. Ein deutschlandweites Folgeangebot für das Ende August auslaufende Ticket wird weiterhin favorisiert, gleichwohl will Niedersachsens Verkehrsministerium darauf nicht allzu lange warten. Bis Jahresende solle eine Anschlusslösung des Bundes stehen, hieß es.
Niedersachsens Verkehrsminister Bernd Althusmann sieht den Bund in der Pflicht. „Es kann ja nicht sein, dass der Bund das Ticket initiiert, die Umsetzung den Ländern überlässt, sich für den Erfolg feiern lässt und dann keine Verantwortung für eine Anschlusslösung übernehmen will.“ Der CDU-Politiker geht davon aus, dass ein Folgeangebot nur mit einer deutlichen Anhebung der Bundesgelder möglich sein wird. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte bereits Anfang Juli gesagt, dass er nicht von einer Fortsetzung des Angebots ausgeht. „Wir werden als Länder nicht in der Lage sein, das Neun-Euro-Ticket einfach fortzusetzen, wenn der Bund das Angebot nicht mit viel Geld verstetigt“, so Weil.
Grüne fordern Fortsetzung – oder Alternative
Parteiübergreifend überwiegt in Niedersachsen Zustimmung zum Neun-Euro-Ticket und zu einem entsprechenden Angebot nach Auslaufen der Aktion. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Julia Willie Hamburg betonte, das Ticket entlaste alle, die sonst viel Geld für Monatskarten ausgeben müssten. Wenn der Bund keine Weiterführung hinbekomme, müsse die Landesregierung eine Anschlussregelung auf den Weg bringen, etwa durch die Einführung eines Tickets, das zwei Euro pro Tag koste. Auch FDP-Fraktionschef Stefan Birkner verwies auf einen großen Bedarf nach unkompliziertem und günstigem Nahverkehr. Der SPD-Verkehrspolitiker Christoph Bratmann betonte die Bedeutung von günstigen und einheitlichen Tarifen. „Eine Rückkehr zum unübersichtlichen Tarif-Dschungel und Einzelfahrten für über drei Euro innerhalb einer Kommune darf es nicht geben.“
Unterstützung aus Mecklenburg-Vorpommern
Eine Reaktion auf den niedersächsischen Vorstoß kam aus Mecklenburg-Vorpommern: Die CDU-Fraktion im Landtag unterstützt die Idee eines norddeutschen Modells. Die Bundesregierung sei beim Thema einer Anschlusslösung zerstritten, „insofern ist ein verkehrspolitisches Miteinander der Nordländer absolut richtig, um den Druck auf den Bund zu erhöhen, aber auch Chancen eines länderübergreifenden Verkehrskonzeptes zu entwickeln“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Daniel Peters. Die Milliarden, die in das Neun-Euro-Ticket geflossen seien, wären laut Peters allerdings besser in den Streckenausbau und eine verbesserte Taktung investiert worden.