AKW Saporischschja Situation am Atomkraftwerk „sehr angespannt“
6. August 2022Das von Russen besetzte AKW in Saporischschja bereitet dem Chef der Internationalen Atomenergiebehörde große Sorgen. Alle Sicherheitsprinzipien seien verletzt worden. Die IAEA bemüht sich bislang vergeblich um Zugang zu dem AKW.
Die Situation am von russischen Truppen besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja ist nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) „sehr angespannt“. „Alle Sicherheitsprinzipien wurden auf die eine oder andere Art verletzt“, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am UN-Sitz in New York. „Wir können nicht erlauben, dass es so weiter geht.“
Das Kraftwerk in Saporischschja ist das größte AKW in Europa. Es ist seit Anfang März von russischen Truppen besetzt, die es wenige Tage nach Beginn ihrer Invasion der Ukraine unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Die IAEA bemüht sich seitdem, Experten nach Saporischschja zu entsenden, bisher ohne Erfolg. Die Ukraine wehrt sich gegen eine IAEA-Mission, weil diese nach Meinung Kiews die Anerkennung der russischen Besatzung bedeuten würde.
USA: Russland nutzt Kernkraftwerke als Schutzschilde
Der US-Außenminister Antony Blinken hatte sich zuvor „zutiefst besorgt“ darüber gezeigt, dass Russland im Krieg gegen die Ukraine mehrere dortige Atomkraftanlagen eingenommen habe. Mit Blick auf das Kernkraftwerk Saporischschja etwa gebe es glaubhafte Berichte, dass Russland die Anlage als eine Art Schutzschild benutze – also aus der Nähe der Anlage auf ukrainische Kräfte schieße. Die Ukrainer könnten nicht zurückschießen, weil es dadurch zu einem schrecklichen atomaren Unfall kommen könnte.
Medien hatten berichtet, dass sich vor allem russische Artillerie im Gebiet des Kernkraftwerks verschanzt habe und von dort auf ukrainische Stellungen schieße. Entlang der südlichen Stadt Saporischschja verläuft derzeit die Frontlinie. Die russischen Truppen hatten das Atomkraftwerk Anfang März unter ihre Kontrolle gebracht.