Nach Corona-Ausbruch sitzen Zehntausende Touristen in „Chinas Hawaii“ fest

Nach Corona-Ausbruch sitzen Zehntausende Touristen in „Chinas Hawaii“ fest

7. August 2022 Aus Von ...Linda Gerke

Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz liegt bei 432,2. Die Dunkelziffer liege zwei- bis dreimal so hoch wie die angegeben Corona-Fälle. An den neuen Corona-Regeln von Lauterbach und Buschmann gibt es Kritik.


Nach Corona-Ausbruch sitzen zehntausende Touristen auf chinesischer Insel fest

Sonntag, 07. August, 07.46 Uhr: Zehntausende Touristen sind wegen eines Corona-Ausbruchs im chinesischen Urlaubsparadies Sanya auf der Insel Hainan gestrandet, die als „Chinas Hawaii„ bekannt ist. Flüge und Bahnverbindungen wurden gestoppt, nachdem einige hundert Infektionen auf der Insel entdeckt worden waren und sich das Virus offenbar weiter ausbreitet, wie Staatsmedien am Sonntag berichteten.

Während der Rest der Welt versucht, mit dem Virus zu leben, verfolgt China unverändert eine strikte Null-Covid-Politik und verhängt auf jeden Ausbruch weitgehende Beschränkungen. Nach Angaben des Vizebürgermeisters halten sich 80000 Touristen in Sanya auf, von denen 30000 in Hotels seien. Viele Chinesen unterhalten in Sanya auch eigene Ferienapartments, wo sie vorübergehend wohnen.

Hotels hätten Preisabschläge von 50 Prozent für fest steckende Reisende angeboten, berichtete die Zeitung „Global Times“. Touristen dürften Sanya erst nach einer siebentägigen Risikoabschätzung verlassen. Der öffentliche Transport sei am Samstag eingestellt worden. Der Flughafen von Sanya hat nach Angaben des Staatsfernsehens am Sonntag alle Flüge gestrichen – am Vortag waren es 164 Maschinen.

In einem Video in sozialen Medien war zu sehen, wie Reisende am Flughafen “Wir wollen nach Hause!“ riefen, während sich ein Offizieller über ein Megafon mühte, ihnen zu erklären, dass sie in Hotels zurückkehren müssten. Seit Montag waren mehr als 500 Fälle auf Hainan gemeldet worden. Weitere 297 Fälle auf der Insel berichtete die Gesundheitskommission in Peking am Sonntag. Es ist der Großteil der chinaweit 337 Neuinfektionen, die am Vortag entdeckt wurden. Ferner wurden im Land 399 asymptomatische Fälle festgestellt.

Amtsärzte: Zwei- bis dreimal so viele Corona-Fälle in Deutschland wie offiziell angegeben

16.38 Uhr: Die offiziellen Corona-Zahlen für Deutschland bilden laut dem Amtsärzteverband nur einen Teil der tatsächlichen Infektionsfälle ab. Er schätze die Corona-Dunkelziffer auf etwa zwei- bis dreimal so hoch, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖDG), Johannes Nießen, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Samstag. Die Hausärzte riefen Risikogruppen dazu auf, sich ein viertes Mal impfen zu lassen.

Die amtliche Zahl der Corona-Fälle ergibt sich aus den gemeldeten positiven PCR-Tests abzüglich der Verstorbenen. Zunehmend sei es aber so, „dass Personen sich einem Antigentest unterziehen und keinen PCR-Test mehr durchführen.“ , erläuterte Amtsärzte-Funktionär Nießen. „Dies führt zu einer Untererfassung der Infektionen.“ Das Corona-Monitoring von Abwasser und Antikörperstudien von Blutspenden gäben Hinweise auf diese Untererfassung.

Nicht jeder lässt nach positivem Schnelltest PCR-Test machen

„Nur ein Teil derjenigen, die einen positiven Schnelltest haben, machen zur Bestätigung auch einen PCR-Test“, bestätigte auch der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt. „Allein deswegen schon ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen“, sagte er den Zeitungen. Dem Bericht zufolge registrierte das Robert-Koch-Institut (RKI) in der Woche ab dem 18. Juli lediglich 890.000 PCR-Tests. Zu Spitzenzeiten im Januar und März dieses Jahres seien es rund 2,5 Millionen Tests pro Woche gewesen. Das RKI verzeichnet derzeit täglich mehrere zehntausend Corona-Infektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei mehr als 400.

Vierte Corona-Impfung für Pflegepersonal, Menschen über 70 Jahre und Vorerkrankte

Die Hausärzte werben derweil für die vierte Corona-Impfung gemäß der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Sie rät Menschen über 70, Vorerkrankten und Pflegepersonal zu einer zweiten Auffrischungsimpfung. Von diesen hätten sich „bisher deutlich zu wenige“ zur vierten Impfung entschlossen, sagte Verbandschef Weigeldt der „Rheinischen Post“.

Es müsse immer die individuelle Situation des einzelnen Patienten betrachtet werden, fügte der Mediziner hinzu. „Ob jemand 69 oder 70 ist, wird dabei natürlich nicht die alles entscheidende Frage sein, denn am 70. Geburtstag wird ja kein Schalter umgelegt.“ Ein jüngerer Patient mit Vorerkrankungen könne stärker gefährdet sein als ein 70-Jähriger, „der topfit ist.“

Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, riet allerdings dazu, auf die an die neuen Corona-Varianten angepassten Impfstoffe zu warten. „Da die angepassten Impfstoffe hoffentlich nächsten Monat kommen, kann man jetzt auch warten, wenn man die vierte Impfung bisher noch nicht gemacht hat“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Denn wenn man sich jetzt zum vierten Mal mit den bisherigen Impfstoffen impfen lässt, sollte man mindestens drei bis sechs Monate warten bis zur nächsten Impfung.“

Gesundheitsminister: Angepasste Impfstoffe sollen bald kommen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte Ende Juli erklärt, im September würden angepasste Impfstoffe zur Verfügung stehen. Diese würden das Risiko einer Corona-Ansteckung „deutlich“ senken.

Robert Koch-Institut sieht weiterhin millionenfachen Impfbedarf

14:53 Uhr: Das RKI sieht eine leichte Verbesserung bei der Belastung des Gesundheitssystems. Von einer Entwarnung in der Corona-Pandemie kann aber keine Rede sein.

In der Corona-Sommerwelle sieht das Robert Koch-Institut trotz zuletzt sinkendem Trend weiter große Herausforderungen. Zwar seien Inzidenzen und weitere Werte zuletzt teils deutlich gesunken, der allgemeine Infektionsdruck bleibe aber hoch, heißt es im Wochenbericht des Instituts zu Covid-19 vom Donnerstagabend. „Auch die damit assoziierte Belastung des Gesundheitssystems bleibt hoch, auch wenn sich die Betriebssituation in der vergangenen Woche leicht verbessert hat.“ Zugleich sieht das RKI bei Millionen Menschen weiteren Impfbedarf.

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sei vergangene Woche im Vergleich zur Vorwoche nun deutlich um insgesamt 21 Prozent gesunken, geht aus dem Wochenbericht hervor. Die Inzidenzen seien im Wochenvergleich in allen Bundesländern und Altersgruppen rückläufig.

In Deutschland steigt nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) die Zahl der bekannten Infektionen um 59.506 auf über 31,17 Millionen. Das sind 25.292 Fälle weniger als am Freitag vor einer Woche, als 84.798 Ansteckungen verzeichnet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 432,2 von 451,3 am Vortag. Das RKI meldet 165 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Corona-Virus. Die bekannte Gesamtzahl liegt damit bei 144.717.

Immunologe Watzl empfiehlt: „Mit Viertimpfung auf angepassten Impfstoff warten“

14.26 Uhr: DerImmunologe Carsten Watzl sieht aktuell Gründe, mit einer vierten Corona-Impfung noch auf an die Omikron-Variante angepasste Vakzine zu warten. „Da die angepassten Impfstoffe hoffentlich nächsten Monat kommen, kann man jetzt auch warten, wenn man die vierte Impfung bisher noch nicht gemacht hat“, sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstag). „Die Impfung mit den angepassten Impfstoffen verstärkt noch einmal die Immunität gegenüber Omikron und sie werden wahrscheinlich auch einen gewissen Schutz vor Infektionen bieten.“

Watzl erläuterte, wenn man sich jetzt zum vierten Mal mit den bisherigen Impfstoffen impfen lasse, sollte man mindestens drei bis sechs Monate warten bis zur nächsten Impfung. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)hatte jüngst gesagt, er erwarte zum Herbst vier neue, angepasste Impfstoffe mit Zulassung frühestens am 9. September.

Die für Impfempfehlungen in Deutschland zuständige Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine zweiteAuffrischung bislang nur Menschen über 70 Jahren sowie einigen Risikogruppen. Führende EU-Behörden hatten sich hingegen für eine vierteCorona-Impfung für alle über 60 ausgesprochen. Lauterbach wiederum wirbt für Viertimpfungen auf breiterer Front – nach Rücksprache mit dem Arzt.