Laut Russland kein Angriff Explosionen auf annektierter Halbinsel Krim
10. August 2022Mehrere Detonationen haben einen russischen Luftwaffenstützpunkt auf der Halbinsel Krim erschüttert, ein Mensch soll ums Leben gekommen sein. Nach russischen Angaben war es kein ukrainischer Angriff – ein Munitionsdepot sei explodiert.
Auf der von Russland annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim ist russischen Angaben zufolge ein Munitionsdepot auf einem Luftwaffenstützpunkt explodiert. In sozialen Netzwerken kursierende Videos zeigten zudem Explosionen und große Rauchwolken, die bei dem Ort Nowofjodorowka unweit des Badeortes Jewpatorija aufgenommen worden sein sollen.
Ein Mensch sei getötet worden, teilte der von Moskau eingesetzte Krim-Gouverneur Sergej Aksjonow nach Angaben russischer Agenturen mit. Rettungswagen und Rettungshubschrauber seien zu dem Luftwaffenstützpunkt geschickt worden. Nach Behördenangaben wurden weitere Menschen verletzt. Das Gebiet sei in einem Radius von fünf Kilometern abgesperrt worden, so Aksjonow. Zur Ursache der Explosion äußerte er sich nicht.
Ministerium: Kein Beschuss
Zunächst hatte das russische Verteidigungsministerium erklärt, dass es keine Opfer gebe und auch Kampfflugzeuge nicht beschädigt worden seien. Laut russischen Nachrichtenagenturen hob das Ministerium hervor, der Luftwaffenstützpunkt Saky sei nicht beschossen worden. Auf dem Gelände sei für die Luftwaffe vorgesehene Munition explodiert. Eine Quelle im russischen Verteidigungsministerium nannte der Nachrichtenagentur dpa einen Verstoß gegen Brandschutzregeln auf dem Stützpunkt als wahrscheinlichste Ursache. Es gebe keinen Hinweis auf eine Einwirkung von außen.
Nach den Worten des ukrainischen Präsidentenberaters Mychajlo Podoljak übernimmt die Ukraine auch nicht die Verantwortung für die Explosionen. Auf die Frage des unabhängigen russischen Fernsehsenders „Doschd“, ob Kiew die Verantwortung trage, antwortete er: „Natürlich nicht. Was haben wir damit zu tun?“ Er deutete an, dass möglicherweise Partisanen beteiligt waren. Die Ursache der Explosionen auf der von Russland annektierten Halbinsel ist bislang unklar.
Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert. Bild: ISW/09.08.2022
Warnung vor Angriff auf die Halbinsel
Ende Juli war der Sitz der russischen Schwarzmeerflotte auf der Krim in Sewastopol mit einer provisorischen Drohne angegriffen worden, wofür die russische Seite ukrainische „Saboteure“ verantwortlich machte. Die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichtete, der Zwischenfall sei als Terrorakt eingestuft worden. Vertreter Moskaus haben davor gewarnt, dass jede Attacke der Ukraine auf die Halbinsel schwere Vergeltung nach sich ziehen würde, dazu gehörten auch Angriffe auf „Entscheidungszentren“ in Kiew.
Der Luftwaffenstützpunkt ermöglicht es dort stationierten russischen Kampfflugzeugen, innerhalb kurzer Zeit Gebiete im Süden der Ukraine anzugreifen. Die Krim grenzt an die südukrainische Region Cherson, die nun von Moskau kontrolliert wird. Auch die teilweise von russischen Truppen besetzte Region Saporischschja ist nicht weit.
Russland hatte die Halbinsel im Jahr 2014 annektiert. Im Zuge des Ende Februar begonnenen Angriffskriegs forderte Moskau wiederholt die Anerkennung der Krim als russisches Staatsgebiet – was Kiew klar ablehnt. Auch international wird die Halbinsel mit ihren über zwei Millionen Einwohnern weiterhin als ukrainisches Territorium angesehen.