Krieg Tag 168 – Do 11.08.2022 ++ 1,5 Milliarden Euro für Ukraine zugesagt ++
11. August 202214:07 Uhr
Strahlenschutzamt sieht geringe Gefahr für Deutschland
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) sieht keine großen Gefahren für Deutschland durch die Kämpfe um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja. Das Risiko im Falle einer nuklearen Katastrophe sei hierzulande „relativ gering“, sagte der Leiter der Abteilung Radiologischer Notfallschutz im BfS, Florian Gering, dem ZDF. Einer älteren Untersuchung zufolge könne „glücklicherweise nur in 17 Prozent aller Wetterlagen überhaupt kontaminierte Luft nach Deutschland gelangen“, sagte Gering. „Natürlich kann es aber auch passieren, dass bei einer Freisetzung der Wind so steht, dass kontaminierte Luft nach Deutschland käme.“
Selbst wenn es zu einer größeren Freisetzung von Radioaktivität käme, wären aber in Deutschland „Maßnahmen des Katastrophenschutzes, also Evakuierung oder Einnahme von Jodtabletten, nicht notwendig“, sagte der Strahlenschutzexperte. In einem solchen Fall wären allerdings „Maßnahmen im Bereich der Landwirtschaft“ erforderlich – stark belastete Produkte dürften dann nicht mehr auf den Markt gebracht werden.
Getreidetransporte aus der Ukraine
Nach dem Getreide-Abkommen zwischen Moskau und Kiew erwarten die Vereinten Nationen steigende Ausfuhren aus der Ukraine über das Schwarze Meer. Mehrere Schiffe warteten derzeit auf die Genehmigung zur Fahrt in Richtung der ukrainischen Häfen, sagte gestern der UN-Koordinator für die Ausfuhren, Frederick Kenney. Es sei mit einem „großen Aufwärtstrend bei den Anträgen für den Transit“ zurechnen.
Im Juli hatten die Ukraine und Russland Abkommen mit der Türkei und den Vereinten Nationen für den Export von Agrarprodukten und Dünger aus drei ukrainischen Schwarzmeerhäfen abgeschlossen.
„Erste Anzeichen für die Befreiung der Krim“
Wer für die jüngsten Explosionen auf der Krim verantwortlich ist, ist weiter unklar. Krimtataren, die unter der russischen Annexion leiden, sehen darin die ersten Hinweise auf eine bevorstehende Befreiung der Halbinsel.
Lettisches Parlament: Russland ist Terror unterstützender Staat
Das lettische Parlament hat Russland als Terror unterstützenden Staat eingestuft und dessen Gewalt gegen Zivilisten in der Ukraine und anderen Ländern als Terrorismus anerkannt. Eine entsprechende Entschließung wurde in Riga angenommen. Darin hebt die Volksvertretung des baltischen EU- und NATO-Landes hervor, Russland gehe vorsätzlich gegen ukrainische Zivilisten vor. Auch setze Moskau Leid und Einschüchterung als Mittel bei seinen Versuchen ein, das ukrainische Volk und dessen Armee zu demoralisieren. Damit solle die Funktionsfähigkeit des Staates gelähmt werden, um die Ukraine zu besetzen, hieß es weiter.
Scholz wirbt für Portugal-Pipeline
Bundeskanzler Olaf Scholz wirbt für eine Pipeline von Portugal aus über Spanien und Frankreich nach Mitteleuropa. Er habe mit seinen Kollegen in diesen Ländern wie auch mit EU-Vertretern über das Projekt gesprochen und sehr dafür geworben, dass es realisiert werde, sagt Scholz. Eine solche Verbindung würde eine massive Entlastung bringen, fügt der Kanzler mit Blick auf die Energieabhängigkeit von Russland hinzu.
Selenskyj warnt erneut vor neuer Atomkatastrophe
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die internationale Gemeinschaft erneut vor einer neuen Atomkatastrophe ähnlich der von Tschernobyl 1986 gewarnt. Russland sei ein terroristischer Staat, der das Atomkraftwerk Saporischschja als Geisel halte und zur Erpressung nutze, sagte er per Videoschalte zum Auftakt einer Ukraine-Geberkonferenz in Kopenhagen.
Russland sei heute noch zynischer und noch gefährlicher als die Sowjetunion, die die Atomkatastrophe von Tschernobyl einst habe verheimlichen wollen. „Wir müssen Europa vor dieser Bedrohung schützen“, sagte Selenskyj. Saporischschja sei nicht nur das größte Atomkraftwerk Europas, sondern auch das drittgrößte der Erde.
Ex-Botschafter kritisiert deutsche Russland-Politik
Der ehemalige polnische Botschafter in Deutschland und den USA, Janusz Reiter, hat die frühere deutsche Russland-Politik kritisiert. „Deutschland beanspruchte die Rolle des Russland-Experten und Strategen in Europa und hat dabei viele gravierende Fehler gemacht“, sagte der Leiter des Zentrums für internationale Beziehungen in Warschau.
Für Deutschland werde es nach Worten von Reiter nicht einfach werden, sich von der „Tradition des Abseits-Stehens in internationalen Konflikten“ zu verabschieden. „Die Bundesrepublik muss sich in ihrer Führungsrolle neu erfinden“, forderte der frühere Diplomat. Sie müsse das aber aus Eigeninteresse tun, weil ihr Wirtschaftsmodell sich unter starkem Druck befinde.
Scholz sieht generelles Einreiseverbot für Russen skeptisch
Bundeskanzler Olaf Scholz sieht ein generelles Einreiseverbot für Russen nach Europa etwa als Touristen skeptisch. „Das ist Putins Krieg, deshalb tue ich mich damit schwer“, sagt Scholz. Die EU habe bereits weitreichende Sanktionen gegen Personen aus dem Moskauer Machtzentrum beschlossen. „Das werden wir auch fortsetzen.“ Er halte es aber für nicht gerechtfertigt, Strafmaßahmen gegen alle Russen zu verhängen.
12:08 Uhr
Scholz: Gespräche über Preisdeckel auf russisches Öl werden noch dauern
Die politischen Überlegungen zu einem Preisdeckel auf russisches Öl brauchen Bundeskanzler Olaf Scholz zufolge noch Zeit. Die Gespräche seien sehr komplex, es gehe nur, wenn viele Länder mitzögen. Es reiche nicht, wenn nur die sieben führenden Industrienationen (G7) an Bord seien.
Scholz: Wüsste nicht wie Ex-Kanzler Schröder hilfreich sein könnte
Bundeskanzler Olaf Scholz setzt nach eigenen Worten keinerlei Erwartung an eine Rolle von Ex-Kanzler Gerhard Schröder im Ukraine-Krieg. „Ich wüsste nicht“, sagte Scholz auf die Frage, ob Schröder an einer Stelle hilfreich sein könne. Beim Einsatz der Turbine für die Nord-Stream-Pipeline hätte er ja tätig sein können. Die gewartete Turbine werde aber immer noch nicht von der russischen Seite angefordert oder ins Land eingeführt.
Scholz prangert Kriegsverbrechen in der Ukraine an
Bundeskanzler Olaf Scholz prangert russische Kriegsverbrechen in der Ukraine an. Viele dieser Taten habe er „mit großem Entsetzen“ zur Kenntnis genommen, sagt Scholz und betont mit Blick auf Wladimir Putin: „Der russische Präsident trägt die Verantwortung für diesen Krieg.“ Die Frage, ob sich Putin deshalb persönlich verantworten werden müsse, beantwortet Scholz allerdings nicht.
Scholz sei überzeugt davon, dass alle Maßnahmen ergriffen würden, um diese Kriegsverbrechen aufzuklären. „Alle Dinge, die wir konkret ermitteln können, werden wir versuchen aufzuklären.“
Scholz: Flüssigerdgas-Terminals werden im Winter fertig
Die beiden geplanten Flüssigerdgas-Terminals an der deutschen Nordseeküste werden nach Worten des Kanzlers noch in diesem Winter fertig. „Die ersten Flüssiggas-Terminals werden zu Beginn nächsten Jahres in diesem Winter angeschlossen“, sagt Scholz. Man habe bereits in den vergangenen Jahren daran geplant. „Deswegen wird es jetzt auch schnell gehen.“ Es sei derzeit zwar teuer Gas zu beschaffen. „Aber wir werden immer genug kriegen, darum geht es ja.“ Die Terminals gelten als entscheidend, damit Deutschland den Winter ohne Gas-Kürzungen auskommen kann.
Ex-Diplomat: Russlands Krieg richtet sich gegen Europa
Der polnische Publizist und frühere Diplomat Janusz Reiter hat Europa zu einem geschlossenen Widerstand gegen den russischen Krieg in der Ukraine aufgerufen. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine richte sich nicht nur gegen dieses Land und seine Menschen, sondern gegen Europa und seine liberale Gesellschaftsordnung, sagte Reiter. „Putin will nicht geliebt, sondern gefürchtet werden“, führte Reiter aus, der sowohl in Deutschland als auch in den USA Botschafter war. Putin wolle die Rückkehr zu einer Welt, in der nur das Recht des Stärkeren zähle.
IW warnt vor Rezession und Verlust hunderttausender Jobs durch hohe Gaspreise
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat vor dem Verlust von hunderttausenden Jobs sowie zweistelligen Inflationsraten durch hohe Gaspreise gewarnt. In einer veröffentlichten Studie simulierten die Forscher die Folgen für Arbeitsmarkt und Konjunktur, wenn der Gaspreis im dritten Quartal verglichen mit dem zweiten Quartal um 50 Prozent steigt sowie für den Fall, dass er sich verdoppelt.
Grundannahme sind die Folgen des Ukraine-Kriegs, besonders die Energiekrise. Russland hat seitdem seine Rohstofflieferungen drastisch gekürzt, weshalb Importeure teure Alternativen einkaufen müssen, um die Verträge bedienen zu können. Zugleich streben Deutschland und auch die anderen EU-Länder an, ihre Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu reduzieren, was ohnehin mit hohen Kosten verbunden ist.
Das Ergebnis der simulierten Entwicklungen seien „düstere“ Aussichten, warnte das IW-Forscherteam. Bei einem Anstieg der Gaspreise um 50 Prozent dürfte die Inflationsrate um 0,9 Prozentpunkte im Jahresdurchschnitt und um 1,3 Prozentpunkte im kommenden Jahr steigen. Bei einer Verdopplung der Gaspreise, was ein derzeit „realistisches“ Szenario sei, würde die Inflation um einen Punkt in diesem Jahr und um fast vier Prozentpunkte im nächsten Jahr wachsen.
Ukraine will Schweiz Schutzmachtmandat geben – Moskau bremst
Die Ukraine möchte ihre Interessen in Russland nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen durch die Schweiz vertreten lassen. Die Verhandlungen für ein solches Schutzmachtmandat seien abgeschlossen, teilte das Schweizer Außenministerium in Bern auf Anfrage mit. „Damit das Schutzmachtmandat in Kraft treten kann, muss noch Russland sein Einverständnis geben“, hieß es. Ob es dazu kommt, ist aber fraglich. Die russische Botschaft in Bern schrieb dem „Tages-Anzeiger“, die Schweizer Regierung sei durch die Übernahme der Sanktionen gegen Russland nicht mehr neutral.
Briten wollen Ukraine weitere Mehrfachraketenwerfer liefern
Großbritannien kündigt die Lieferung weiterer Mehrfachraketenwerfer an die Ukraine an, deren Geschosse eine Reichweite von bis zu 80 Kilometer haben. Diese „jüngste Tranche militärischer Unterstützung“ werde es der Ukraine ermöglichen, sich „weiterhin gegen die russische Aggression“ und den „willkürlichen Einsatz von Langstreckenartillerie“ zu verteidigen, sagt Verteidigungsminister Ben Wallace. „Unsere anhaltende Unterstützung sendet eine sehr klare Botschaft: Großbritannien und die internationale Gemeinschaft sind weiter gegen diesen illegalen Krieg und werden Seite an Seite stehen und der Ukraine defensive militärische Hilfe leisten, um ihr zu helfen, sich gegen Putins Invasion zu verteidigen.“
Scholz: Entlastungspaket muss alle Bürger erfassen
Die Entlastungen wegen der stark gestiegenen Energie- und vor allem Gas-Preise will Olaf Scholz über alle Gruppen ausdehnen. „Es wird ein weiteres Paket geben“, sagte Olaf Scholz und verwies auch auf beschlossene Hilfen. Man stütze sowohl Empfänger von Unterstützungsleistung als auch Menschen mit geringem oder mittlerem Einkommen, sagte der Kanzler. „Wir werden alles dafür tun, dass sie durch diese schwierige Zeit kommen.“ Daher sei auch das geplante Steuer-Entlastungspaket von Finanzminister Christian Lindner (FDP) richtig. „Ich finde das sehr hilfreich.“ Es gehe darüberhinaus auch um Hilfen für Rentner und Studierende.
Scholz rechnet mit weiterer Befüllung von Gasspeichern
Bundeskanzler Olaf Scholz rechnet damit, dass die Gasspeicher weiter gefüllt werden können. Sie seien schon jetzt wesentlich voller als im vergangenen Jahr. Außerdem werde in der Energiekrise geprüft, die drei noch im Betrieb befindlichen Atomkraftwerke länger laufen zu lassen. Hierzu werde es „bald“ einen Beschluss geben.
Scholz sagt Ukraine weitere Waffenlieferungen zu
Bundeskanzler Olaf Scholz sichert der Ukraine dauerhafte Hilfe in ihrem Kampf gegen den russischen Angriffskrieg zu. Deutschland habe mit einer Tradition gebrochen und liefere Waffen in ein Kriegsgebiet, sagte Scholz in der Bundespressekonferenz. „Das werden wir auch die nächste Zeit weiter tun“, betonte der Kanzler.
Ukraine meldet massiven russischen Beschuss im Osten
Russland hat nach Angaben ukrainischer Behörden den Osten der Ukraine unter massiven Beschuss genommen. In der Nacht zum Donnerstag seien 120 Raketen in der Gegend um die Stadt Nikopol eingeschlagen. Der Gouverneur von Dnipropetrowsk, Walentyn Resnitschenko, sagte, dass dabei drei Menschen getötet und sieben verwundet worden seien.
Russland versucht seit Wochen, die gesamte Donbas-Region im Osten der Ukraine unter Kontrolle zu bekommen. Während russische Truppen die Region um die Stadt Luhansk bereits kontrollieren, greifen russische Truppen verstärkt im Bezirk Donezk an. So soll es auch schwere Kämpfe um die ostukrainische Stadt Pisky geben.
Ein Beamter der von Russland unterstützten Volksrepublik Donezk sagte, der Ort zehn Kilometer nordwestlich der gleichnamigen Provinzhauptstadt werde von russischen und separatistischen Kräften kontrolliert. Ukrainische Beamte bestritten, dass die stark befestigte Stadt, ein Schlüssel zur Verteidigung von Donezk, gefallen sei.
Lindner: Staat kann Folgen des Ukraine-Kriegs nur abfedern
Der Staat kann nach Aussage von Bundesfinanzminister Christian Lindner Folgen des Ukraine-Kriegs wie höhere Energiekosten lediglich abfedern, nicht komplett ausgleichen. „Was wir tun können, das ist ein Stoßdämpfer“, sagte der FDP-Chef im Deutschlandfunk. „Wir können also Härten abfedern, Strukturbrüche verhindern, aber wir können nicht dauerhaft das Wohlstandsniveau mit staatlichem Geld, möglicherweise sogar mit Schulden, sichern.“ Lindner verteidigte damit auch seinen Kurs in der Entlastungspolitik der Bundesregierung.
Russische Medien: Ukrainischer Angriff auf AKW vereitelt
Russland hat dank seiner Luftabwehr staatlichen Medien zufolge ukrainische Angriffe auf das Atomkraftwerk Saporischschja und die nahe gelegene besetzte Stadt Enerhodar vereitelt. Die Nachrichtenagenturen Tass und RIA zitieren in ihren Meldungen die von Russland eingesetzte Verwaltung in der Region Saporischschja. Unabhängig ließen sich die Angaben zunächst nicht überprüfen.
Konfliktparteien als QuelleAngaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Ausländische Gläubiger verzichten vorerst auf 20 Mrd Dollar von Ukraine
Ausländische Gläubiger räumen der Ukraine einen zweijährigen Aufschub für anstehende Anleihe-Zahlungen im Wert von fast 20 Milliarden Dollar ein. Damit kann das vom Krieg gebeutelte Land einen Zahlungsausfall vermeiden, wie aus einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Dokument hervorgeht.
Demnach stimmten die Inhaber von rund 75 Prozent der ausstehenden Anleihen dem Vorschlag aus Kiew zu. „Die Ukraine wird fast sechs Milliarden Dollar an Zahlungen einsparen“, sagte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal. „Diese Mittel werden uns helfen, die makrofinanzielle Stabilität zu erhalten, die Nachhaltigkeit der ukrainischen Wirtschaft zu stärken und die Schlagkraft unserer Armee zu verbessern.“
Litauen: Erneut Einschränkungen im Güterverkehr nach Kaliningrad
Litauen hat erneut Einschränkungen im Güterverkehr in die russische Exklave Kaliningrad angekündigt. Wie die litauische Staatsbahn mitteilte, wird der Transit bestimmter russischer Güter ausgesetzt, bei denen eine Obergrenze erreicht wurde. Betroffen seien vor allem Eisen- und Stahlprodukte, Holz, Düngemittel und das Kühlmittel Ethylenglykol. „Wenn die transportierte Menge bestimmter Güter die festgelegten Jahresdurchschnittswerte erreicht, werden die Transportanfragen abgelehnt“, erklärte die Bahn.
Mitte Juni hatte das EU-Mitglied Litauen den Güterverkehr zwischen Russland und der Exklave beschränkt. Güter, die unter die EU-Sanktionen gegen Russland fallen, konnten nicht mehr mit der Bahn von Russland über Litauen nach Kaliningrad gebracht werden.
London: Russland kann wahrscheinlich Rüstungsexporte nicht erfüllen
Russland kann nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten seine Auslandsaufträge in der Rüstungsindustrie nicht mehr in vollem Umfang erfüllen. „Russland ist höchstwahrscheinlich nicht in der Lage, einige seiner Exportaufträge für gepanzerte Fahrzeuge auszuführen“, hieß es in dem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukrainekrieg des Verteidigungsministeriums in London.
Hintergrund seien die außergewöhnliche Nachfrage für gepanzerte Kampffahrzeuge für Russlands eigene Streitkräfte in der Ukraine und der zunehmende Effekt westlicher Sanktionen, so die Mitteilung weiter. So habe Belarus kürzlich Details über einen im eigenen Land weiterentwickelten Kampfpanzer vorgestellt. Zuvor sei diese Aufgabe dem staatlichen russischen Rüstungskonzern UralVagonZavod zugefallen.
Krim: Satellitenbilder zeigen Zerstörung mehrerer russischer Kampfjets
Nach den Explosionen auf einer Militärbasis auf der Krim zeigen westliche Satellitenbilder, dass mindestens sieben russische Kampfflugzeuge zerstört wurden. Weitere Jets hätten offenbar Schäden davongetragen, berichtete Planet Labs PBC, ein auf Erdbeobachtung spezialisiertes US-Unternehmen. Dessen Satellitenbilder stammten von Mittwochnachmittag.
Satellitenbilder sollen zerstörte russische Kampfjets auf der Krim zeigen.
Sie zeigen eine rund zwei Quadratkilometer große verbrannte Grünfläche auf dem Stützpunkt Saky. Etliche Krater waren auf dem Boden in der Nähe des Rollfeldes zu sehen, was in der Regel auf eine massive Explosion hindeutet. Einige der Kampfjets auf dem Stellplatz wurden auf der Rollbahn zudem verschoben: auf vor den Explosionen aufgenommenen Satelittenbildern standen sie noch an einer anderen Stelle.
Russland hat bestritten, dass überhaupt Flugzeuge bei den Detonationen am Dienstag zerstört worden seien. Die ukrainische Regierung reklamierte die Explosionen nicht für sich, mokierte sich aber zugleich über die russische Erklärung, wonach ein unachtsamer Raucher dafür gesorgt haben könnte, dass Munition auf der Luftwaffenbasis Saky Feuer gefangen habe und hochgegangen sei.
Die Rauchwolke der Explosionen war kilometerweit zu sehen.
Ukraine will „aktiven Teil des Krieges“ bis Herbst beenden
In seiner abendlichen Videoansprache hat der ukrainsiche Präsident Wolodymyr Selenskyj mit dem Chef seines Präsidialamtes, Andrij Jermak, die Frage diskutiert, wie lange der Krieg noch dauern werde. Die Kämpfe müssten dringend noch vor der Heizperiode beendet werden, sagte Jermak. Sonst bestehe das Risiko, dass Russland die Infrastruktur für Wärme und Energie zerstöre. „Das ist einer der Gründe, warum wir maximale Maßnahmen ergreifen wollen, um den aktiven Teil des Kriegs bis Ende Herbst zu beenden.“
Selenskyj sagte, die Kriegsdauer hänge von den russischen Verlusten ab. „Je höher die Verluste der Okkupanten sind, desto schneller können wir unser Land befreien“, sagte er. Dies wiederum hänge von der Militärhilfe für die Ukraine ab. Je entschiedener sie ausfalle, desto eher könnten die Ukraine und Europa wieder in Frieden leben.
EU-Kohle-Embargo in Kraft
Seit Tagesbeginn dürfen die EU-Staaten keine Kohle mehr aus Russland importieren. Das Kohleembargo war im April beschlossen worden, um die russische Wirtschaft vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine weiter zu schwächen. Damit die Industrie sich darauf einstellen konnte, hatten sich die Länder damals auf eine Übergangsfrist von 120 Tagen geeinigt. Diese ging nun zu Ende.
Offenbar sieben Tote bei russischem Beschuss auf Bachmut
Bei einem russischen Angriff auf die ostukrainische Stadt Bachmut sind ukrainischen Angaben zufolge sieben Menschen getötet worden. Sechs weitere seien verletzt worden, hieß es in einer Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft in Kiew. Es seien auch Geschäfte, Häuser und Wohnungen beschädigt sowie Brände durch den Angriff ausgelöst worden.
Bachmut liegt in der Region Donezk und damit im Industriegebiet Donbass, dessen vollständige Eroberung die russische Armee anstrebt. Für die Angriffstruppen gilt Bachmut als Schlüsselziel: Die Linie Siwersk – Soledar – Bachmut gilt als wichtige Verteidigungslinie der Ukraine vor dem Ballungsraum um die Großstädte Slowjansk und Kramatorsk.
Separatistenführer Puschilin: Asow-Kämpfer noch diesen Sommer vor Gericht
Hunderten Kämpfern des Asow-Regiments soll nach Angaben des Chefs der Separatistenverwaltung der Region Donezk „noch vor Ende des Sommers“ der Prozess gemacht werden. „Das erste Gerichtsverfahren wird wahrscheinlich in Mariupol stattfinden und noch vor Ende des Sommers abgehalten“, sagt Denis Puschilin, Chef der selbsternannten Volksrepublik, zu Reportern während einer vom russischen Verteidigungsministerium organisierten Reise. Medien und internationale Vertreter dürften dem Prozess beiwohnen.
Das Asow-Regiment erlangte internationale Aufmerksamkeit durch seinen Widerstand gegen die russische Belagerung des Stahlwerks von Mariupol. Nach wochenlangen Kämpfen in den Bunkern und Tunneln ergaben sich im Mai den russischen Truppen.
Sicherheitsrat berät über AKW Saporischschja
Angesichts der Gefahr einer nuklearen Katastrophe im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja soll sich der UN-Sicherheitsrat heute Abend zu einer Krisensitzung treffen. Seit Tagen wird aus der Gegend um das AKW heftiger Beschuss gemeldet. Moskau und Kiew machen sich gegenseitig für die Angriffe in der Region verantwortlich.
Interfax: Ammoniakleck nach Beschuss einer Brauerei in Donezk
Pro-russische Separatisten werfen laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax der Ukraine vor, durch den Beschuss einer Brauerei in der besetzten Stadt Donezk ein hochgiftiges Ammoniakleck verursacht zu haben.
Eine Granate habe spät in der Nacht in die Brauerei eingeschlagen und dabei eine Ammoniakleitung getroffen und ein Feuer ausgelöst, das sich über 600 Quadratmeter erstreckte, zitiert Interfax das Katastrophenschutzministerium in der von Russland unterstützten selbsternannten Volksrepublik. Das ukrainische Verteidigungsministerium reagierte nicht sofort auf Anfrage zur Stellungnahme.
Konfliktparteien als QuelleAngaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Selenskyj ruft zu Widerstand gegen russische Besatzung auf
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Bewohner der von Russland besetzten Gebiete zum Widerstand aufgerufen. Sie sollten den ukrainischen Streitkräften über sichere Kanäle Informationen zum Feind oder über Kollaborateure übermitteln, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache.
Der Staatschef äußerte auch die Erwartung, dass die russischen Besatzer bald die Flucht ergreifen. „Sie haben bereits das Gefühl, dass die Zeit gekommen ist, aus Cherson und im Allgemeinen aus dem Süden unseres Landes zu fliehen. Es wird eine Zeit geben, in der sie aus dem Gebiet Charkiw, aus dem Donbass und von der Krim fliehen werden.“