Oder-Fischsterben: MV-Umweltminister Backhaus übt massive Kritik am Bund

Oder-Fischsterben: MV-Umweltminister Backhaus übt massive Kritik am Bund

13. August 2022 Aus Von mvp-web
Stand: 13.08.2022 15:16 Uhr

Angesichts der noch immer unklaren Hintergründe des Fischsterbens in der Oder hat Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) die Bundesregierung zum unverzüglichen Handeln aufgerufen. Es gebe Hinweise auf einen Chemieunfall in Polen, der Bund müsse sich einschalten.

Backhaus warf der Bundesregierung und speziell Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) im Interview mit dem NDR in Mecklenburg-Vorpommern Versäumnisse im Umgang mit dem Fischsterben und der Aufklärung der Ursachen vor. “Es gibt ja doch ernstzunehmende Hinweise, dass es einen Chemieunfall in Polen gegeben haben soll. Ich finde es bemerkenswert, dass wir von der Bundesebene bis heute überhaupt nicht darauf eingestellt worden sind”, sagte Backhaus. “Das ist eine schwere Kritik.” Er werde sich noch heute an die Bundesumweltministerin wenden mit der dringenden Bitte, die Sache aufzuklären, so Backhaus.

Fischsterben in der Oder: Schadstoffe könnten MV heute erreichen

Die Behörden in Mecklenburg-Vorpommern sind in Alarmbereitschaft. Es wird geraten, aufs Angeln und Fischen zu verzichten.

Sorge um Umwelt und Tourismus in MV

“Ich erwarte von den Bundesbehörden, dass sie jetzt unverzüglich alles unternehmen, dass Mecklenburg-Vorpommern hier keinen Schaden nimmt”. Backhaus sorgt sich neben den Umweltschäden auch um die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern. Die Oder mündet ins Stettiner Haff und dann bei Usedom in die Ostsee. “Insofern erwarte ich hier unverzüglich – denn wir haben keine Außenvertretung – dass die Bundesregierung, die Bundesumweltministerin, sich hier einschaltet und die Sache aufklärt”, so Backhaus.

Bundesumweltministerium: Informationsaustausch mit Polen vereinbart

Das Bundesumweltministerium teilte am Sonnabend auf NDR Anfrage mit, dass Bundesumweltministerin Lemke sich bereits am Freitag mit ihrer polnischen Amtskollegin Anna Moskwa zur Umweltkatastrophe in der Oder ausgetauscht habe. Beide Ministerinnen eine die Sorge über das Ausmaß und die Folgen der Katastrophe. Ein enger Informationsaustausch zwischen der polnischen und der deutschen Seite sei vereinbart worden. “Wir sind uns einig: Prioritär sind jetzt Schadenbegrenzung, der Schutz der Bevölkerung und das Identifizieren der Ursache und des potenziellen Täters”, so Lemke. “Dieses Umweltverbrechen muss aufgeklärt werden.”

Polen setzt Belohnung für Hinweise zum Verursacher aus

Die polnische Regierung vermutet, dass riesige Menge an chemischen Abfällen in die Oder gekippt wurden. Es gab auch Mutmaßungen, dass die Schadstoffe bei einem Unfall in einer Toilettenpapierfabrik südlich der polnischen Stadt Breslau Ende Juli ausgetreten sein könnten. Für Hinweise, die zur Ergreifung eines Täters führen,wurde in Polen eine Belohnung in Höhe von umgerechnet 210 000 Euro ausgelobt. “Wir wollen die Schuldigen finden und die Täter des Umweltverbrechens bestrafen, um das es hier wahrscheinlich geht», betonte Regierungschef Mateusz Morawiecki. Polens Regierung und Behörden stehen unter Druck, weil sie zu zögerlich vor dem Fischsterben gewarnt haben. Politiker und Naturschützer bezeichneten die Folgen der Oder-Verschmutzung als Umweltkatastrophe. Die Ursache ist noch nicht geklärt. Laboranalysen von Proben des Wassers und von toten Fischen dauerten an.

Ergebnisse der Proben aus Stettiner Haff am Montagvormittag erwartet

Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns geht davon aus, dass die Schadstoffe im Flusswasser noch am Sonnabend das Stettiner Haff erreichen. “Bis dato sind noch keine toten Fische angeschwemmt worden, aber wir müssen damit rechnen, dass in den nächsten Stunden die ersten Kadaver auftauchen und letztendlich damit auch die Welle mit dem verunreinigten Wasser Mecklenburg-Vorpommern treffen wird”, so Backhaus. Derzeit würden im Haff Proben genommen. “Ich gehe davon aus, dass wir am Montagvormittag Ergebnisse haben. Die werden wir dann auch sofort veröffentlichen”, so Backhaus. Er bat Angler, im Haff nicht zu angeln und keine Fische zu verzehren.