Oder-Fischsterben erreicht Stettiner Haff

Oder-Fischsterben erreicht Stettiner Haff

14. August 2022 Aus Von ...Susanne Kimmpert
Stand: 14.08.2022 10:09 Uhr

Das massenhafte Fischsterben in der Oder weitet sich aus. Inzwischen sind nach Informationen des rbb auch Kadaver im Stettiner Haff entdeckt worden. Warum die Tiere sterben, ist weiter unklar. Polen schließt Quecksilber als Ursache aus.

Die zuständigen Behörden in Mecklenburg-Vorpommern sind weiter in Alarmbereitschaft. Landesumweltminister Till Backhaus (SPD) ging bereits am Sonnabend davon aus, dass auch im vorpommerschen Teil des Stettiner Haffs zeitnah Kadaver entdeckt werden könnten. Er empfahl, vorerst auf das Angeln und Fischen im Kleinen Haff zu verzichten und die Nutzung des Wassers zu vermeiden. Um herauszufinden, inwiefern das Haff bereits belastet ist, wurden Wasserproben entnommen. Die Laborergebnisse werden am Montag erwartet.

Kritik an Bundesumweltministerin Lemke

Backhaus übte im Gespräch mit dem NDR scharfe Kritik am Bund und warf Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) Untätigkeit vor. Es gebe „ernstzunehmende Hinweise, dass es einen Chemieunfall in Polen gegeben haben soll“, aber die betroffenen Länder seien vom Bund nicht darauf eingestellt worden, sagte er am Sonnabend.

Backhaus zum Fischsterben in der Oder: „Sind in großer Sorge“

Erwartungen zufolge sollen die Verunreinigung der Oder heute das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern erreichen.

Ursache für massives Fischsterben weiter unklar

Lemke hatte bei einem Besuch in Frankfurt (Oder) am Abend anfängliche Probleme bei der Zusammenarbeit zur Aufklärung des Fischsterbens mit Polen zugegeben. Nun sei eine bessere Koordinierung vereinbart worden. Warum derzeit Tausende Fische in der Oder sterben, ist weiter unklar. Bisherige Laboranalysen brachten noch keine genauen Erkenntnisse.

Erhöhte Salzfrachten als ein Faktor?

Nach Angaben von Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) weist die Oder „sehr stark erhöhte Salzfrachten“ auf, was atypisch sei. Dabei handelt es sich um im Wasser gelöste Salze. Dem Landesministerium zufolge könnte dies in Zusammenhang mit dem Fischsterben stehen. Den Erkenntnissen zufolge werde aber nicht nur ein Faktor die Ursache dafür sein.

Polen schließt erhöhte Quecksilberwerte als Ursache aus

Polens Regierung vermutet derweil, dass eine riesige Menge an chemischen Abfällen in den Fluss gekippt wurde. Die ansässige Polizei setzte für Hinweise auf Täter eine Belohnung von 210.000 Euro aus. Erhöhte Quecksilberwerte wurden nach Laboruntersuchungen als Ursache für das Fischsterben ausgeschlossen, auch Schwermetalle seien nicht für die toten Fische verantwortlich. Dies hätten weitere Analysen durch das staatliche Veterinärinstitut ergeben, schrieb Polens Umweltministerin Anna Moskwa auf Twitter. Die Analysen wiesen aber auf erhöhte Salzwerte im Wasser hin und stimmten somit mit den Erkenntnissen der deutschen Behörden überein, sagte Moskwa der Nachrichtenagentur PAP.

Polens Regierung und Behörden in der Kritik

Polnische Behörden hatten nach Regierungsangaben bereits Ende Juli Hinweise, dass in dem Fluss massenweise verendete Fische treiben. Nun stehen Regierung und Behörden in der Kritik, gezögert zu haben. Am Freitagabend entließ Regierungschef Mateusz Morawiecki deshalb die Leiter der Wasserbehörde und der Umweltbehörde. Er selbst habe erst am Mittwoch von dem massiven Fischsterben erfahren.