Hohe Energiepreise: Bäckereien in MV in der Krise
24. August 2022Das Handwerk hat derzeit generell mit den hohen Energiepreisen zu kämpfen. Bei den Bäckern in Mecklenburg-Vorpommern ist die Situation besonders akut. Die Bäcker- und Konditorenvereinigung in MV befürchtet, dass rund 40 Prozent ihrer Mitgliedsbetriebe finanzielle Schwierigkeiten haben.
Nach Schätzungen werden 70 Prozent aller Backöfen mit Gas betrieben. , Bäckermeister Olaf Jaretzke ist in dritter Generation Bäcker in Teterow (Landkreis Rostock). Seit 1953 gibt es seinen Betrieb. Er hat vier Filialen und einen mobilen Verkaufsstand. Für die Kilowattstunde Gas bezahlte Jaretzke vor Kurzem noch sechs Cent, mittlerweile sind es 14 Cent und wenn die Gasumlage im Oktober dazukommt, kommen noch einmal gut zwei Cent oben drauf.
Bäckermeister: Kostensteigerungen in allen Belangen
Doch die hohen Gaspreise sind nur ein Grund für die Schwierigkeiten. Der Strom sei teurer geworden, die Dieselpreise für Fahrzeuge hätten angezogen, die Rohstoffpreise auch um bis zu 30 Prozent und zudem hätten Dienstleister wie Ofenmonteure die Preise ebenfalls massiv erhöht. „Das sind Kostensteigerungen in allen Belangen“, so Jaretzke bei NDR MV Live. Das wirkt sich auch auf die Verkaufspreise aus. Jaretzkes Brötchen kosteten im vergangenen Jahr 35 Cent. Im April erhöhte er auf 40 Cent und zum 1. September sieht er sich gezwungen, 45 Cent zu verlangen.
„Die haben alle Existenzangst“
Seinen Kollegen ergehe es ähnlich, so der stellvertretende Bäckereilandesinnungsmeister. „Die haben alle Existenzangst. Die wissen nicht mehr, wie sie die Kostensteigerungen an ihre Kunden weitergeben sollen. Wir wissen nicht, ob unsere Kunden das mittragen können, denn die haben ja auch alle zu tun mit ihren Energiekosten.“ Auf Öl umzurüsten, ist für Jaretzke auch keine wirkliche Option. „Das kostet Tausende Euro.“ Außerdem sei es unmöglich, so schnell Handwerker zu finden.
Ministerium verweist auf Energiepreisdeckel
Vom Energiekostendämpfungsgesetz der Bundesregierung profitieren die Bäcker nicht, obwohl sie energieintensiv arbeiten. Der Bundeszentralverband habe sich intensiv um Entlastungen bemüht. „Aber es kommt keine Reaktion mehr von der Politik. Das ist schon traurig, das man uns nicht mehr hört. Wenn man das so kaputtgehen lässt einfach – hinterher ist das Geschrei groß.“ Auf dem Energiegipfel hätten sich die Teilnehmer von Verbänden, Wirtschaft und Verwaltung auf die die Einführung eines „Energiepreisdeckels“ für Deutschland verständigt, teilte das Wirtschaftsministerium in Schwerin auf Anfrage mit.
Dieser solle die Grundversorgung absichern und Anreize zum Energiesparen setzen. „Basis sollten 80 Prozent des durchschnittlichen Energieverbrauchs (in einem Vergleichszeitraum) zu einem stabilen Preis sein.“ Darüber hinaus gebe es für von der Energiekrise betroffene Unternehmen die Möglichkeit, steuerliche Maßnahmen wie Stundungen, Vollstreckungsaufschübe, Herabsetzungen der Vorauszahlungen oder Verlängerungen der Steuererklärungsfristen zu beantragen.Wichtig sei zudem, dass die Handwerkskammern mit ihren Betriebsberatern Ihre Betriebe in angespannten Situationen von Liquiditätsberatungen bis hin zu Gesprächen bei der Umstellung von Energieträgern beraten und unterstützen, so die Antwort des Ministeriums.