Stand: 04.09.2022 18:57 Uhr
Der ukrainische Ministerpräsident Schmyhal hat bei seinem Besuch in Berlin um weitere Waffenlieferungen gebeten. In Litauen sind die ersten deutschen Soldaten für die NATO-Brigade eingetroffen. Alle Entwicklungen im Liveblog.
- Schmyhal bittet in Berlin um weitere Waffenlieferungen
- Bericht: Opec+ will Fördermenge wohl konstant halten
- Kreml macht EU für Gaslieferstopp verantwortlich
- Dauer der IAEA-Mission noch unklar
Selenskyj verabschiedet sich emotional von Johnson
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich in einem emotionalen Gastbeitrag vom scheidenden britischen Premier Boris Johnson verabschiedet. „Bei jedem Treffen und jeder Unterhaltung hat Boris eine sehr gute Frage gestellt: Was noch? Was braucht ihr noch?“, schrieb Selenskyj in einem Beitrag in der britischen Zeitung „Mail on Sunday“. Eine direkte und verlässliche Unterstützung wie diese sei nicht selbstverständlich und längst nicht alle Politiker bereit dazu.
Wir haben sogar scherzhaft angefangen, ihn „Boris Johnsoniuk“ zu nennen, was wie ein ukrainischer Nachname klingt, wenn man die letzte Silbe betont – inspiriert von seinem Instagram-Account @borisjohnsonuk.
Er wisse, dass Johnson wegen „interner Herausforderungen“ keine leichte Zeit gehabt habe. Er hoffe jedoch, dass dessen „Vermächtnis im Kampf gegen die russische Barbarei“ bewahrt werde. Die Ukraine werde die Unterstützung ihres engen Verbündeten Großbritanniens weiterhin brauchen. Johnson scheidet nach etlichen Skandalen und enormem Druck aus den eigenen Reihen aus dem Amt. Als wahrscheinliche Siegerin der parteiinternen Abstimmung über seine Nachfolge gilt Außenministerin Liz Truss. Das Ergebnis sollte am Montag verkündet werden.
04.09.2022
Link „We even gave him a Ukrainian name – Boris Johnsoniuk“ dailymail.co.uk
Gastbeitrag von Wolodymyr Selenskyj in der „Mail on Sunday“
18:45 Uhr
Erste Truppen für deutsche NATO-Brigade in Litauen eingetroffen
In Litauen sind die ersten deutschen Soldaten für die NATO-Brigade zum verstärkten Schutz des NATO-Partners eingetroffen. Mit einem Schiff wurden rund 100 Truppen der Panzergrenadierbrigade 41 und knapp 40 Militärfahrzeuge über die Ostsee in das baltische Land verlegt. Nach der Ankunft am Hafen der Stadt Klaipeda machte sich das Truppenkontingent auf den Weg zum litauischen Militärstützpunkt Rukla.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat die NATO einen verstärkten Schutz an der Ostflanke beschlossen. Deutschland soll dabei eine Kampftruppen-Brigade mit 3000 bis 5000 Soldaten für Litauen führen. Das deutsche Konzept sieht vor, Waffen, Munition und einen Führungsstab vor Ort zu stationieren. Der größte Teil der Soldaten wird in Deutschland bereitgehalten. Litauen grenzt an die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad sowie an Russlands Verbündeten Belarus
18:41 Uhr
Merz will noch bis zu fünf Jahre AKW-Betrieb
CDU-Chef Friedrich Merz hat sich klar gegen Überlegungen ausgesprochen, die auf Eis liegende Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 zu öffnen. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und mit Russlands Präsident Wladimir Putin könne dies nicht geschehen, sagte Merz in der ARD. Er warb stattdessen dafür, die drei noch im Betrieb befindlichen Atomkraftwerke in Deutschland über das Jahresende hinaus laufen zu lassen. Als möglichen Zeitraum nannte er „drei, vier, fünf Jahre“.
04.09.2022
Merz im ARD-Sommerinterview Atomstrom noch für „drei, vier, fünf Jahre“
CDU-Chef Merz lobt die sozialen Aspekte des Entlastungspakets der Ampel, vermisst aber Antworten zum Thema Strom.
17:04 Uhr
Weitere Getreideschiffe verlassen ukrainische Häfen
Nach ukrainischen Angaben ist der bisher größte Konvoi von Getreideschiffen gestartet. Demnach seien 13 Schiffe in See gestochen, die rund 282.500 Tonnen landwirtschaftliche Produkte an Bord hätten. Die für acht Länder bestimmte Fracht soll demnach in den Schwarzmeerhäfen Odessa, Chornomorsk und Pivdennyi geladen worden sein.
Die Häfen waren durch die russische Invasion bis zu einem Abkommen vom 22. Juli, das von den Vereinten Nationen und der Türkei vermittelt wurde, vollständig blockiert worden. 86 Schiffe sind seitdem im Rahmen des Abkommens von ukrainischen Häfen aus in See gestochen und haben etwa zwei Millionen Tonnen landwirtschaftliche Produkte in 19 Länder transportiert, teilte das ukrainische Infrastrukturministerium in einer Erklärung auf Facebook mit.
16:40 Uhr
Finnland plant Liquiditätsgarantien für Energiesektor
Auch die finnische Regierung plant nach eigener Aussage, dem Energiesektor Liquiditätsgarantien in Höhe von bis zu 10 Milliarden Euro anzubieten, um eine nordische Finanzkrise zu verhindern. „Das hat alle Zutaten für ein ‚Lehman Brothers‘ der Energiebranche“, sagte Finnlands Wirtschaftsminister Mika Lintila unter Anspielung auf die Weltfinanzkrise von 2007, die mit der Pleite der US-Bank Lehman Brothers eskaliert war. Zuvor hatte bereits Schweden angekündigt, dem Energiesektor rund 23 Milliarden Euro an Liquiditätsgarantien geben zu wollen.
15:53 Uhr
Schmyhal bittet in Berlin um weitere Waffenlieferungen
Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal hat bei seinem Besuch in Berlin um weitere Lieferungen von schweren Waffen für sein Land gebeten. Bei einem Treffen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unterstrich Schmyhal nach Angaben seines Büros, wie wichtig es für sein Land sei, dass die Waffenlieferungen „verstärkt“ würden.
Die Ukraine hoffe, dass Deutschland insbesondere bei der Luftabwehr gegen die russischen Angreifer eine „führende Rolle“ einnehmen werde. Die von Deutschland gelieferten Panzerhaubitzen des Typs 2000 sowie die Raketenwerfer Mars II hätten sich „auf dem Schlachtfeld bewährt“, sagte Schmygal den Angaben zufolge bei dem Treffen mit dem Bundespräsidenten in Schloss Bellevue. „Wir hoffen, dass die Lieferungen schwerer Waffen ausgebaut werden können“, fügte er demnach hinzu. Auf Twitter wiederholte Schmyhal die Aussagen.
Medwedew wirft Deutschland „hybride Kriegsführung“ vor
Der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew hat Deutschland „hybride Kriegsführung“ gegen Russland vorgeworfen und den russischen Gas-Lieferstopp mit Berlins „unfreundlichem“ Verhalten im Ukraine-Konflikt begründet. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe Russland vorgeworfen, kein verlässlicher Energielieferant mehr zu sein, schrieb Medwedew im Onlinedienst Telegram. Tatsächlich aber sei es Deutschland, das „ein unfreundliches Land“ sei, Sanktionen „gegen die gesamte russische Wirtschaft“ verhängt habe und „tödliche Waffen“ an die Ukraine liefere. „Mit anderen Worten, Deutschland hat Russland einen hybriden Krieg erklärt. Deutschland verhält sich wie ein Feind Russlands“, verkündete der Ex-Präsident und heutige stellvertretende Vorsitzende des russischen Nationalen Sicherheitsrats.
15:49 Uhr
Bericht: Opec+ will Fördermenge wohl konstant halten
Das Erdölkartell Opec+ wird bei seinem Treffen am Montag einem Zeitungsbericht zufolge die Fördermenge wahrscheinlich konstant halten. Russland lehne eine Förderkürzung zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab, berichtet das „Wall Street Journal“ und beruft sich auf mit dem Vorgang vertraute Personen. Zur Opec+ gehören neben den Staaten der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) auch andere Produzenten wie Russland. Spekulationen auf einen Beschluss Opec+ zu einer weiteren Förderdrosselung hatten zuletzt die Ölpreise getrieben.
15:44 Uhr
Scholz: „Nehme die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ernst“
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigt sich entspannt angesichts Erwartungen einer Protestwelle im Herbst. Er nehme die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ernst und verstehe auch kritische Frage zur Ukraine- oder Energiepolitik der Regierung, sagt er im ZDF-Sommerinterview. Die Regierung versuche ihre Position zu erklären und Bedingungen zu schaffen, damit niemand übermäßig belastet werde. „Ich bin sicher, dass Deutschland auch als Demokratie durch diese Zeit kommt.“ Die Bundesrepublik sei nicht nur wirtschaftlich stark, sondern auch ein Sozialstaat.
14:38 Uhr
Kreml macht EU für Gaslieferstopp verantwortlich
Nach dem Stopp der Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 hat der Kreml der EU die Schuld dafür gegeben. „Wenn die Europäer eine absolut absurde Entscheidung treffen, wonach sie sich weigern, ihre Anlagen zu warten, oder besser gesagt, Anlagen, die Gazprom gehören, dann ist das nicht die Schuld von Gazprom, sondern die Schuld der Politiker, die Entscheidungen über Sanktionen getroffen haben“, sagte Sprecher Dmitri Peskow in der im Staatsfernsehen ausgestrahlten Sendung „Moskau. Kreml. Putin.“, wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete.
Nach Peskows Angaben sind die Europäer vertraglich zur Wartung der Anlage des russischen Energieriesens Gazprom verpflichtet. Politiker sorgten nun dafür, „dass ihre Bürger Schlaganfälle erleiden, wenn sie ihre Stromrechnungen sehen“, meinte Peskow mit Blick auf die rasant gestiegenen Energiepreise.
03.09.2022
Gazprom und Siemens Energy Streit über Grund für Gas-Lieferstopp
Ist der Stopp der Gas-Lieferungen begründet? Gazprom rechtfertigt sich, Siemens Energy hält dagegen.
14:33 Uhr
Schmyhal dankt in Berlin für deutsche Unterstützung
Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal hat bei einem Treffen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin für die deutsche Hilfe gedankt. Bei dem Treffen mit dem Bundespräsidenten sei es um die militärische Lage in der Ukraine, um die Verschärfung der Sanktionen gegen Russland und um weitere Waffenlieferungen an die Ukraine gegangen, erklärte Schmyhal im Kurzbotschaftendienst Twitter. Er habe sich „für die Solidarität mit den Ukrainern und die Unterstützung bedankt“, schrieb Schmyhal – und fügte hinzu: „Wir werden gewinnen.“
Weitere Gesprächspartner Schmyhals bei seinem Berlin-Besuch sind Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD). Schulze sagte der Ukraine vor dem Treffen Hilfen in Höhe von 200 Millionen Euro für die Versorgung von Binnenflüchtlingen zu. „Der Großteil unserer neuen Hilfen, 200 Millionen Euro, soll in ein Programm der ukrainischen Regierung zur Unterstützung von Binnenvertriebenen fließen“, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Das Geld solle dabei helfen, dass sich die Vertriebenen innerhalb der Ukraine „weiterhin mit dem Nötigsten selbst versorgen können“. Auch dafür bedankte sich Schmyhal via Twitter.
Moskau hofft auf Normalisierung der Beziehungen mit dem Westen
Trotz schwerster Spannungen mit dem Westen rechnet der Kreml damit, dass sich Beziehungen irgendwann wieder normalisieren werden. „Jede Konfrontation endet mit einer Entspannung, und jede Krisensituation endet am Verhandlungstisch“, sagte Sprecher Dmitri Peskow in der im Staatsfernsehen ausgestrahlten Sendung „Moskau. Kreml. Putin.“, wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete. „Das wird auch diesmal der Fall sein.“
Wahrscheinlich sei, dass es nicht so schnell geschehen werde, aber es werde passieren. Mit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar hat der Westen beispiellose Sanktionen gegen Moskau verhängt. Schon vorher waren die Beziehungen stark belastet.
13:48 Uhr
Bedford-Strohm ruft zu Gebeten gegen den Krieg auf
Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat auf dem Ökumene-Gipfel in Karlsruhe dazu aufgerufen, weiter für ein Ende des Ukraine-Krieges zu beten. Die Kirchen würden nicht aufhören, für einen „gerechten Frieden zu beten, der militärische Aggression nicht belohnt“, sagte der bayerische Landesbischof in einem ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Kirche St. Stephan im Rahmen der 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates, an der Bedford-Strohm als EKD-Delegierter teilnimmt.
Ein Krieg bringe niemals Gewinner hervor, „sondern nur Verlierer“, fügte Bedford-Strohm hinzu. Alle spürten das „schreckliche Dilemma zwischen der moralischen Fragwürdigkeit der Teilnahme an der Sünde des Krieges auf der einen Seite und der Notwendigkeit eines wirksamen Widerstands gegen einen Aggressor, der die Mindeststandards des Völkerrechts und der humanitären Regeln brutal missachtet, auf der anderen Seite“.
13:36 Uhr
Schmyhal: Ukraine rechnet mit fünf Milliarden Euro EU-Hilfen
Die Ukraine rechnet nach den Worten des ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal damit, kommende Woche fünf Milliarden Euro von der EU zu erhalten. Damit solle die Wirtschaft und die Armee unterstützt werden. Außerdem diene das Geld der Vorbereitung auf den kommenden Winter, teilt er auf Telegram mit.