Deutschland im Corona-Chaos: Jetzt rasen in allen 16 Bundesländern die Zahlen hoch
11. Dezember 2020
Nirgends steigen Infektionen so an, wie im Saarland
Den höchsten Anstieg verzeichnet das Saarland. Dort stieg die 7-Tage-Inzidenz laut RKI innerhalb eines Tages um 29 auf 169,1. Danach folgt Bremen mit einem Anstieg um 15,1 auf 129,3, dann Nordrhein-Westfalen mit einem Anstieg um 12,3 auf 153,3.
Saarland ist auch im Wochen-Vergleich Spitzenreiter. Die Inzidenz stieg dort seit vergangenem Freitag um 72,7 an. In Sachsen liegt der Wert bei 37,2 über der Vorwoche, in Thüringen bei 35,2.
Aufgrund der zuletzt hohen Infektionszahlen will die saarländische Landesregierung am Freitag in einer Sondersitzung über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie beraten.
Nach einem Corona-Ausbruch in einer Wohneinrichtung für behinderte Menschen in Kleinblittersdorf sind mittlerweile 124 Bewohner sowie 27 Mitarbeiter positiv auf das Virus Sars-CoV-2 getestet worden.
Insgesamt haben sich dort laut RKI 15.178 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert, von Donnerstag auf Freitag kamen 535 neue Fälle hinzu. Auch die Zahl der Todesfälle stieg seit Donnerstag um 7 Fälle auf 294.
Zahlen im Saarland womöglich noch höher, als RKI meldet
Das Gesundheitsministerium des Saarlands meldet am Donnerstagnachmittag weitere Fälle, die in den RKI-Daten aufgrund von Meldeverzögerungen womöglich noch nicht auftauchen. Demnach könnte die tatsächliche insgesamte Fallzahl bereits bei 15.434, die der Toten bei 326 liegen. Das saarländische Gesundheitsministerium geht demnach von einer noch höheren Inzidenz von 183,1 aus.
Der Regionalverband Saarbrücken ist mit einer Inzidenz von 239,1 laut Gesundheitsamt besonders betroffen. Dort soll es bisher 5.919 positiv bestätigte Fälle geben.
Stand Freitag, 9.00 Uhr, werden 68 Corona-Patienten in den saarländischen Krankenhäusern auf Intensivstationen behandelt, 20 von ihnen werden beatmet. Die Intensivstationen im Saarland sind damit mit 424 Patienten belegt, lediglich 75 Intensivbetten sind derzeit frei.
Der Zeitung „Rheinische Post“ sagte Ministerpräsident Tobias Hans (CDU), er befürworte einen harten, mindestens zweiwöchigen Lockdown unmittelbar nach Weihnachten mit einem klaren Fahrplan. Auch bundesweit brauche es ein beherztes Handeln.
Auch der Städte- und Gemeindetag sowie der Landkreistag im Saarland hatten für den Zeitraum zwischen dem 27. Dezember und dem 10. Januar 2021 harte Einschnitte gefordert, um die Pandemie einzudämmen. Das Zeitfenster sei günstig, da das öffentliche Leben bis Neujahr ohnehin in weiten Teilen ruhe, Schulen und Kitas seien geschlossen. Seit Anfang November sind zudem bereits Gaststätten sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen geschlossen.
Inzidenz von 313,1: Sachsen ist weiterhin Spitzenreiter – und besonders gefährdet
Im Blick auf die Höhe der 7-Tage-Inzidenz bleibt Sachsen weiterhin Spitzenreiter. Die Inzidenz liegt am Freitag bei 313,1. Am wenigsten Neuinfektionen in den vergangenen 7 Tagen meldete Schleswig-Holstein mit 67,9.
Nordrhein-Westfalen liegt mit 6,8 Prozent genau im Durchschnitt. Im bevölkerungsreichsten Bundesland sind es gut 1,2 Millionen Menschen in dieser Altersgruppe, die mit höchster Priorität geimpft werden sollen.
Die Corona-Trends für Deutschland
1. Zwei traurige Rekorde bei Neuinfektionen
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet am Freitagmorgen 29.875 Neuinfektionen mit Sars-CoV-2. Das sind über 6000 Fälle mehr als noch am Vortag (23.679) und mit Abstand neuer Höchstwert für Deutschland. Die Zahl liegt 27 Prozent über dem Wert von vorigen Freitag. Auch in der Grafik ist ersichtlich: Damit ist das exponentielle Wachstum zum ersten Mal seit Wochen wieder zurück in Deutschland. Lange Zeit stagnierten die Zahlen auf beunruhigendem Niveau. Nun schnellen sie ruckartig nach oben.
Der Sieben-Tages-Schnitt der Neuinfektionen steigt derweil auf 20.263. Das ist ebenfalls ein neuer trauriger Rekord in Deutschland.
Insgesamt haben sich laut RKI seit Beginn der Pandemie 1.272.078 Menschen in der Bundesrepublik mit dem neuen Coronavirus infiziert.
2. Tote, Genesene, Aktive Fälle
Das RKI meldet am Freitagmorgen 598 neue Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 innerhalb von 24 Stunden – auch das ist trauriger Rekord für einen Einzeltag. Es ist außerdem der achte Tag in Serie mit mehr als 400 Toten. Insgesamt sind in Deutschland bislang 20.970 Menschen im Zusammenhang mit der durch das neue Coronavirus ausgelösten Krankheit verstorben.
Genesen sind laut RKI etwa 942.100 Menschen. Das bedeutet, dass rund 309.000 Fälle aktuell aktiv sind – mehr waren es bisher zu keinem Zeitpunkt in Deutschland. Die Zahl der aktiven Fälle ist damit im Vergleich zum Vortag um circa 9300 gestiegen.
3. 7-Tage-Inzidenz
Die 7-Tage-Inzidenz liegt laut RKI-Dashboard am Freitagmorgen erneut im Bundesland Sachsen mit 313,1 am höchsten. Im Vergleich zum Vortag (309,6) ist sie leicht gestiegen. Am zweitstärksten betroffen ist Thüringen mit 195,2, dort erhöhte sich die 7-Tage-Inzidenz im Vergleich zum Vortag (192,0) leicht. In Bayern hat sich der Wert im Vergleich zum Donnerstag (185,9) ebenfalls erhöht und liegt jetzt bei 188,2.
Am Freitagmorgen gibt es kein Bundesland, dessen Inzidenz niedriger ist als am Vortag. Den stärksten Anstieg verzeichnete das Saarland, wo die 7-Tage-Inzidenz innerhalb eines Tages um 29 stieg. Danach folgt Bremen mit einem Anstieg um 15,1
15 Kreise überschreiten laut Lagebericht des RKI vom Donnerstag eine Inzidenz von 344 Fällen pro 100.000 Einwohner, acht davon liegen sogar über 400, zwei davon über 500.
Der Landkreis Regen weist einen Inzidenzwert von 589,1 auf, im Landkreis Bautzen liegt die Inzidenz bei 530,4.
Die Inzidenz von 400 überschreiten die Landkreise Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (486,6), Hildburghausen (430,4), Meißen (426,5), Zwickau (420,3) sowie die Städte Hof (410,3) und Speyer (401,5).
Über 300 liegen der Landkreis Altenburger Land (392,6), die Stadt Ludwigshafen (390,7), der Erzgebirgskreis (389,6), der Saale-Orla-Kreis (384,7) sowie die Landkreise Mittelsachsen (382,1), Görlitz (358,5) und Freyung-Grafenau (344,6).
4. R-Wert
Der R-Wert gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter in der Regel ansteckt. Er liegt in Deutschland laut RKI-Lagebericht vom Donnerstag bei 0,90 und ist damit im Vergleich zum Vortag (0,91) leicht gesunken. Das bedeutet, dass 100 Infizierte nun im Schnitt 90 weitere Menschen anstecken. Ab einem Wert von 0,7 oder niedriger geht man davon aus, dass das Infektionsgeschehen kontrollierbarer wird.
Das 7-Tage-R, das weniger Schwankungen ausgesetzt ist, lag am Donnerstagabend bei 1,03 und kletterte wieder über 1. Im Vergleich zum Vortag stieg dieser Wert leicht an (0,99).
5. Intensivbettenbelegung in Deutschland
Das Divi-Intensivregister meldet am Freitagmorgen 4343 Covid-19-Patienten in Intensivbetten. Das sind 52 mehr als am Donnerstag (4.291). Von den 4343 Patienten sind 2514 an Beatmungsgeräte angeschlossen, tags zuvor waren es mit 2.526 noch 12 mehr.
Insgesamt sind aktuell laut Intensivregister 22.571 von 27.305 betreibbaren Intensivbetten belegt – das entspricht einer Auslastung von mehr als 82,5 Prozent. Außerdem stehen 11.498 Betten als Notfallreserve bereit, die innerhalb von sieben Tagen zusätzlich aufstellbar wären.