Krieg gegen die Ukraine Selenskyj spricht von Massengrab in Isjum
16. September 2022Laut dem ukrainischen Präsidenten wurde in Isjum in der Region Charkiw ein Massengrab gefunden. Ein leitender Ermittler der Polizei spricht von Hunderten Opfern. Der stellvertretende Innenminister berichtet von Hinweisen auf Folterkammern.
Die ukrainischen Behörden haben nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Nähe der kürzlich zurückeroberten Stadt Isjum ein Massengrab entdeckt. Die „notwendigen Verfahren“ dort hätten begonnen, weitere Informationen sollten heute vorliegen, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Fernsehansprache.
Journalisten der Nachrichtenagentur AP sahen die Stelle in einem Wald außerhalb von Isjum in der ostukrainischen Oblast Charkiw. Sie war markiert mit einem Hinweis auf die Leichen von 17 ukrainischen Soldaten. Hunderte Einzelgräber um die Stelle herum waren mit Kreuzen gekennzeichnet.
Selenskyj nannte andere ukrainische Städte, in denen die abziehenden russischen Truppen nach Angaben der Behörden Massengräber und Hinweise auf Kriegsverbrechen hinterließen. „Butscha, Mariupol und jetzt leider auch Isjum. … Russland hinterlässt überall Tod“, sagte er. „Und es muss dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Die Welt muss Russland zur wirklichen Verantwortung für diesen Krieg ziehen.“
Polizei spricht von 440 Opfern
Die russischen Streitkräfte verließen Isjum und andere Teile der Region Charkiw in der vergangenen Woche angesichts einer Gegenoffensive der ukrainischen Truppen. Am Mittwoch besuchte Selenskyj die Stadt und dankte den ukrainischen Soldaten für ihren Einsatz.
Ein leitender Ermittler der ukrainischen Polizei in der Region Charkiw, Sergej Bolwinow, sagte dem britischen Fernsehsender Sky News, nach dem Einmarsch der ukrainischen Streitkräfte sei in der Nähe von Isjum eine Grube mit mehr als 440 Leichen entdeckt worden. Er sprach von einem der größten Gräber in den befreiten Städten.
„Wir wissen, dass einige (der in der Grube begrabenen Menschen) erschossen wurden, einige starben durch Artilleriebeschuss oder durch so genannte Minenexplosionsverletzungen“, sagte er. „Einige starben bei Luftangriffen.“ Viele Leichen seien den Informationen zufolge noch nicht identifiziert.
Behörden sprechen von Beweisen für Folterkammern
Der stellvertretende ukrainische Innenminister Jewhen Jenin sagte am Abend, in Städten und Ortschaften in Charkiw seien nach dem Rückzug der russischen Truppen Beweise für Folterkammern gefunden worden. Dort seien ukrainische Staatsbürger und Ausländer unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten worden. Auch an Leichen seien Folterspuren gefunden worden, sagte Jenin dem ukrainischen Radiosender NV.
Seine Beschreibung stimmt mit mindestens einem halben Dutzend Berichten überein, die von Vertretern der regionalen Polizei in Charkiw seit dem vergangenen Wochenende zusammengestellt wurden.