Krieg Tag 206 – Mo 19.09.2022 ++ OSZE-Mitarbeiter zu Haftstrafen verurteilt ++
19. September 2022++ OSZE-Mitarbeiter zu Haftstrafen verurteilt ++
++ Raketeneinschlag bei AKW in Südukraine ++
10:19 Uhr
EU-Kommission plant Gesetz für Notfallmaßnahmen
Die EU-Kommission will heute einen Plan vorstellen, wie künftig auf Krisen wie Russlands Krieg gegen die Ukraine oder die Corona-Pandemie besser reagiert werden kann. In einem zuvor bekannt gewordenen vorläufigen Gesetzentwurf hieß es unter anderem, dass Firmen künftig Produktionsvorgaben gemacht werden könnten. Zudem soll den EU-Staaten im Extremfall vorgegeben werden können, Reserven von wichtigen Gütern anzulegen.
Russland und China stärken militärische Zusammenarbeit
Russland und China haben beschlossen, ihre militärische Zusammenarbeit weiter zu vertiefen. Das meldet der Sicherheitsrat der Russischen Föderation. Im Fokus der Kopperation sollen dabei gemeinsame Militärmanöver und Patrouillen sowie ein verstärkter Austausch zwischen den Generalstäben der beiden Länder stehen. Der Sekretär des Sicherheitsrates, Nikolai Patrushew, ist derzeit zu Besuch in Peking.
Russische Luftwaffe laut britischem Ministerium unter Druck
Die russische Luftwaffe gerät nach britischer Einschätzung zunehmend unter Druck. In den vergangenen zehn Tagen habe Russland vier Kampfjets verloren. Das mache einen Verlust von insgesamt 55 Kampfflugzeugen seit Beginn der Invasion. Das teilte das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Der Anstieg der Verluste sei wohl teilweise darauf zurückzuführen, dass die russische Luftwaffe ein größeres Risiko eingehe, um Bodentruppen unter dem Druck ukrainischer Vorstöße aus nächster Nähe zu unterstützen, hieß es weiter. Hinzu komme das schlechte Situationsbewusstsein russischer Piloten.
Ukraine meldet Raketeneinschlag bei AKW Piwdennoukrajinsk
In der Nähe des ukrainischen Atomkraftwerks Piwdennoukrajinsk ist nach Angaben des Betreibers eine russische Rakete eingeschlagen. Die Rakete sei etwa 300 Meter von den Reaktoren entfernt explodiert und habe verschiedene Gebäude beschädigt. Die Reaktoren seien nicht zu Schaden gekommen. Auch ein Wasserkraftwerk und Hochspannungsleitungen in der Nähe seien beschädigt worden. Das AKW Piwdennoukrajinsk liegt im Süden des Landes und ist das zweitgrößte Kernkraftwerk der Ukraine. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland die Gefährdung der ganzen Welt vor. „Wir müssen es stoppen, solange es nicht zu spät ist“, schrieb er.
Konfliktparteien als QuelleAngaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Ministerpräsident Weil: „Nord Stream 2 wird nie in Betrieb gehen.“
Nach Ansicht von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil wird die Gas-Pipeline Nord Stream 2 niemals in Betrieb genommen werden, auch nicht nach dem Ende der Ära Putin. „Der Vertrauensverlust ist so fundamental, dass es nie wieder eine Situation geben wird, in der eine deutsche Bundesregierung auf Energie aus Russland setzen kann“, sagte Weil der Nachrichtenagentur dpa.
Allgemein werde es nie wieder zu einer Energie-Partnerschaft mit Russland kommen. Russland habe längst alle Brücken abgebrochen, so Weil. „Diese Kooperation ist unwiederbringlich zerstört. Und der Westen wird sich davon schneller erholen als Russland.“ Jeder, der sich nun noch auf eine Zusammenarbeit mit Russland einließe, müsste fürchten, ein zweites Mal hereingelegt zu werden.
Die Bundesregierung hatte das Genehmigungsverfahren für die fertiggestellte Pipeline Nord Stream 2 im Februar auf Eis gelegt. Putin hatte kürzlich gesagt, er wolle die Pipeline bei Bedarf in Betrieb nehmen. Die Gaslieferung durch die andere Ostseepipeline Nord Stream 1 hat Russlands Staatskonzern Gazprom eingestellt – mit Verweis auf technische Probleme, die angeblich aufgrund der Sanktionen nicht zu beheben seien. Die Bundesregierung hält diese Begründung für vorgeschoben.
Polen und Baltenstaaten schließen ab heute Grenzen für Russen
Ab heute dürfen auch Russen, die ein Schengen-Visum haben, nicht mehr nach Estland, Lettland, Litauen und Polen einreisen. Bestimmte Ausnahmen gelten jedoch etwa für Russen mit Wohnsitz, Aufenthaltsrecht oder Verwandten sowie aus humanitären Gründen. Auch Dissidenten sollen weiter einreisen dürfen. Schon vorher hatten die vier Länder die Vergabe von Visa und Aufenthaltsgenehmigungen an Russen weitgehend ausgesetzt. Mit einem gültigen Visum war es aber weiterhin möglich, über ihre Grenzen in den Schengen-Raum einzureisen. Dies ist nun nicht mehr möglich. Zum Schengen-Raum gehören 22 EU-Staaten und vier weitere europäische Länder.
Estlands Regierungschefin Kaja Kallas rief andere Länder erneut auf, sich dem innerhalb der EU umstrittenen Einreiseverbot anzuschließen. „Nur 30 Prozent der russischen Bürger haben internationale Pässe und sie stammen aus der russischen Elite. Das bedeutet, sie haben auch die Möglichkeit, den Kreml zu anderen Entscheidungen zu drängen, wenn sie fühlen, dass dieser Krieg ihren Alltag beeinflusst“, mahnte Kallas.
Lambrecht lehnt Wiedereinführung der Wehrpflicht ab
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht lehnt eine Wiedereinführung der Wehrpflicht trotz der durch den Ukraine-Krieg veränderten Bedrohungslage ab. „Es dauert seine Zeit, Soldatinnen und Soldaten auszubilden – unter einem Jahr macht das wenig Sinn“, sagte Lambrecht der „Funke-Mediengruppe“. Es gebe außerdem weder genügend Kasernen, Ausbilder, noch das Gerät für zehntausende Wehrpflichtige. Laut einem Bericht des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ nimmt die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber für die Bundeswehr ab. Zugleich steige die Zahl der Kriegsdienstverweigerer innerhalb der Bundeswehr deutlich an.
Russland nicht zu Trauerfeier für Queen eingeladen
Russland und Belarus gehören wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zu den wenigen Ländern, deren Vertreter nicht zur Trauerfeier für die Queen eingeladen wurden. Moskau reagierte erbost. Keinen russischen Vertreter einzuladen, sei „blasphemisch gegenüber dem Andenken von Elizabeth II.“ und zutiefst unmoralisch, hieß es aus dem Außenministerium.
In das von einer Militärjunta regierte Myanmar, früher einmal britische Kolonie, wurde nach Angaben aus London ebenfalls keine Einladung versandt. Auch Nordkorea, Afghanistan sowie Syrien werden nicht vertreten sein. Die Trauerfeier findet heute statt.
Zahl der Kriegsdienstverweigerer in der Bundeswehr steigt
Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer in der deutschen Bundeswehr steigt deutlich an. „Im laufenden Jahr sind bisher 657 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung im Bundesamt eingegangen“, sagt ein Sprecher des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Im gesamten vergangenen Jahr lag die Zahl bei lediglich 209. Sie hat sich also bis Ende August bereits mehr als verdreifacht. Viele Antragsteller begründen ihre Verweigerung angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine und einer möglichen Eskalation damit, dass sie mit einer kriegerischen Auseinandersetzung nicht gerechnet hätten.
Selenskyj: Werden Druck aufrechterhalten
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigt in seiner nächtlichen Ansprache, den Druck auf die Regierung in Moskau aufrechtzuerhalten. „Vielleicht haben einige von Ihnen den Eindruck, dass wir nach einer Reihe von Siegen jetzt eine Art Atempause einlegen“, sagt er. „Aber es wird keine Pause geben. Es gibt Vorbereitungen für die nächste Welle … Denn die Ukraine muss frei sein. Das ganze Land.“
Baerbock: Kampfpanzer-Frage nur mit Partnern gemeinsam klären
Deutschland kann nach Worten von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock nur im Schulterschluss mit internationalen Partnern Kampfpanzer in die Ukraine liefern. „Derzeit geht keiner der internationalen Partner den Schritt“, sagte die Grünen-Politikerin in der ARD-Sendung „Anne Will“. „Wir können den Schritt nicht alleine gehen.“
Bei allen bisherigen Waffenlieferungen an die Ukraine habe sich Deutschland hier abgestimmt. „Ich glaube, das ist auch wahnsinnig richtig“, sagte Baerbock. Durch die westlichen Lieferungen in den vergangenen Wochen habe es einen wirklichen Wandel im Krieg gegeben habe, sagte die Ministerin mit Blick auf jüngste Rückeroberungen ukrainischer Truppen von den russischen Besatzern.