Friseure und Corona: Mit Fieberthermometer und Grillzange

4. Mai 2020 Aus Von mvp-web

Die Friseure hatten eine lange Zwangspause. Seit heute dürfen sie auch in Mecklenburg-Vorpommern ihre Salons wieder öffnen. Das hat auch Sabrina Schön, Inhaberin eines Salons im Schweriner Stadtteil Neumühle getan – und zwar gleich morgens früh um 9 Uhr:

„Wir freuen uns tierisch, dass wir wieder arbeiten dürfen“, sagt Sabrina Schön und lacht. „Wir freuen uns und sind optimistisch, dass jetzt alles wieder gut wird.“

Um kurz nach 9 Uhr warten schon vier Kunden

Denn leicht waren die Zeiten nicht für Schön und ihre Angestellten. Ihr Salon war erst im vergangenen Jahr neueröffnet worden. „Und dann gleich so ein Tiefschlag, das hat uns ganz schön getroffen.“ Immerhin: Der erste Tag nach der langen Zwangspause beginnt vielversprechend: Um kurz nach 9 Uhr warten schon vier angemeldete Kunden aufs Frisieren. Sie sei schon etwas aufgeregt und nervös, sagt Schön, denn ganz so wie früher ist die Prozedur nicht.

Fiebermessen statt Haarekämmen

Denn in Corona-Zeiten beginnt der Friseurbesuch bei Sabrina Schön nicht etwa mit dem Haarekämmen – sondern mit Fiebermessen. Dazu benutzt sie ein kontaktloses Fieberthermometer. Jeder Kunde bekommt dann eine eigene Maske – auch schon mal mit einer Grillzange über den Tresen gereicht. Beim anschließenden Haarewaschen kommen zahlreiche teils mit Kleber verbundene Plexiglas-Schutzhüllen zum Einsatz. Denn es gilt, selbst winzige Speichelpartikel nicht durch die Luft wirbeln zu lassen. An den Stühlen stehen gelbe Säcke.

Weitere 34.000 Schülerinnen und Schüler in MV kehrten am Montag an ihre Schulen zurück. Friseursalons durften wieder öffnen – und für Gottesdienste gelten besondere Schutzempfehlungen.

Die Behörden haben heute einen niedrigen Anstieg der Corona-Neuinfektionen gemeldet: In Hamburg gab es nur neun mehr, in Niedersachsen 39 und in Schleswig-Holstein 50. Weitere News im Corona-Ticker.

Viele Einweg-Utensilien und besondere „Laufwege“

Dort landen Einmal-Produkte wie Mund-Nasen-Schutz, Handschuhe und Umhänge, die nach jedem Kunden gewechselt werden müssen. Die Zusatzkosten für den Coronaschutz werden auf die Kunden umgelegt, bleiben mit 2,50 Euro pro Kunde aber noch im Rahmen. Neben der richtigen Anwendung der Anti-Corona-Utensilien galt es für die Mitarbeiterinnen Sabrina Schöns aber auch die neuen „Laufwege “ einzustudieren. In der gesamten Vorwoche studierten die Friseurinnen die zu gehenden Wege rund um die Friseurstühle ein, um sich nicht unnötig in die Quere zu kommen.

Kaum noch freie Termine im Mai

Die erschwerten Bedingungen scheinen die Kunden nicht abzuschrecken. „Es ist zwar ungewohnt mit Masken, aber die Vorbereitungen hier im Salon sind super. Da hat man keine Angst sich irgendwo anzustecken“, sagt eine Kundin. Der Terminkalender im Salon von Sabrina Schön ist pickepackevoll. Nur noch vereinzelt sind in diesem Monat Termine zu bekommen. Mancher Kunde zieht daraus seine eigenen Schlüsse. „Ich lass‘ mir die Haare kürzer schneiden als sonst, dann brauche ich nicht so oft kommen.“