Krise in Großbritannien – Wer auf Truss im Amt folgen könnte

Krise in Großbritannien – Wer auf Truss im Amt folgen könnte

20. Oktober 2022 Aus Von mvp-web
Stand: 20.10.2022 19:01 Uhr

Über die Nachfolge von Truss wollen die Konservativen zügig entscheiden. Unter möglichen Kandidaten sind einige, die Truss zuvor unterlagen – und ein alter Bekannter: Ex-Premier Johnson könnte ein Comeback planen.

Nur wenige Stunden nach der Rücktrittsankündigung der britischen Premierministerin Liz Truss hat die Suche nach Kandidaten für die Nachfolge begonnen. Sie wolle noch im Amt bleiben, bis ein Nachfolger gefunden sei, so Truss. Schon innerhalb der kommenden Woche soll in ihrer Konservativen Partei eine Wahl stattfinden. Da die Partei stark gespalten ist, gibt es derzeit auch keinen klaren Favoriten für den Posten.

Plant Johnson sein Comeback?

Die Zeitungen „Times“ und „Telegraph“ schrieben unter Berufung auf nicht genannte Quellen, der britische Ex-Premierminister Boris Johnson plane möglicherweise sein Comeback. Johnson glaube, eine Kandidatur sei im „nationalen Interesse“, hieß es in der „Times“.

Boris Johnson bei der Ankunft vor Westminster Abbey zur Trauerfeier von Königin Elizabeth II.

Johnson, der nach der „Partygate“-Affäre und vielen weiteren Skandalen Anfang Juli zum Rücktritt gezwungen worden war, hat noch immer in Teilen der Partei eine loyale Unterstützerbasis. In Umfragen unter Parteimitgliedern schnitt er zuletzt wieder gut ab.

Rishi Sunak befeuerte Rücktritt Johnsons

Bei der Wahl um den Parteivorsitz Anfang des Jahres war der frühere Finanzminister Rishi Sunak der beliebteste Kandidat unter den konservativen Abgeordneten. Nachdem er sich in einer Stichwahl gegen Truss durchgesetzt hatte, verlor er anschließend aber in der entscheidenden Abstimmung unter den Parteimitgliedern.

Rishi Sunak bei einem Auftritt vor der Parteibasis der Konservativen in Darlington

Sunak hatte vor den Steuerplänen, die erst die Wirtschaft und dann Truss ins Schleudern brachten, wiederholt gewarnt. Mit dem Wissen, dass er Recht hatte, dürfte Sunak gestärkt in eine neue Bewerbung um das Amt des Parteichefs und damit auch Premierministers gehen.

Penny Mordaunt unterlag knapp

Die frühere Verteidigungsministerin Penny Mordaunt verpasste die Stichwahl um den Parteivorsitz zuletzt nur knapp gegen Truss und Sunak. Mordaunt erntete viel Beifall für ihren Auftritt im Parlament am Montag, als sie die Regierung verteidigte, obwohl diese einen Großteil ihrer Politik rückgängig machte.

Penny Mordaunt verteidigte noch am Montag die Regierung Truss.

Jeremy Hunt kandidierte schon zweimal

Hunt folgte unter Truss auf Kwasi Kwarteng als Finanzminister. Der ehemalige Gesundheits- und Außenminister sollte die aus dem Ruder gelaufene Finanzen des Landes wieder in Ordnung bringen.

Jeremy Hunt vor der Downing Street 10

Eine Reihe selbstbewusster Auftritte im Fernsehen und im Unterhaus, bei denen er das Wirtschaftsprogramm von Truss zerriss, haben bereits dazu geführt, dass einige konservative Abgeordnete Hunt als „echten Premierminister“ bezeichneten. Er hat bereits zweimal für das Amt des Premierministers kandidiert – unter anderem 2019, als er in der letzten Runde gegen Johnson verlor.

Suella Braverman

Suella Braverman war am Mittwoch als Innenministerin nach einem Streit mit Truss und Hunt über die Einwanderungspolitik zurückgetreten und hatte damit den Rücktritt von Truss befeuert – auch, in dem sie deutliche Kritik am Kurs von Truss äußerte. So sagte sie etwa, sie habe „ernste Bedenken“ bei dieser Regierung. Braverman setzt sich unter anderem für eine strenge Beschränkung der Einwanderung nach Großbritannien ein.

Suella Braverman verlässt Downing Street 10.

Ben Wallace sagte zuvor ab

Der Verteidigungsminister Ben Wallace ist einer der wenigen Minister, die aus den jüngsten politischen Turbulenzen mit gestärkter Glaubwürdigkeit hervorgegangen sind. Der ehemalige Soldat war sowohl unter Johnson als auch unter Truss Verteidigungsminister und leitete die britische Reaktion auf die russische Invasion in der Ukraine.

Ben Wallace, derzeit Verteidigungsminister

Er ist bei den Parteimitgliedern sehr beliebt und überraschte Anfang des Jahres viele, als er erklärte, er wolle nicht für den Parteivorsitz kandidieren, sondern sich auf seine derzeitige Aufgabe konzentrieren.