Vorwurf zu „schmutziger Bombe“ – IAEA plant Inspektionen in der Ukraine
28. Oktober 2022Auf Drängen der Regierungen in Kiew und Moskau entsendet die Atomenergieagentur IAEA noch in dieser Woche Beobachter in die Ukraine, um zwei Standorte zu prüfen. Hintergrund sind Anschuldigungen Russlands, die Ukraine baue eine „schmutzige Bombe“.
Die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) will nach den russischen Vorwürfen, wonach die Regierung in Kiew im Krieg den Einsatz einer „schmutzigen Bombe“ plane, noch in dieser Woche einer Beobachtermission in die Ukraine entsenden. Das sagte IAEA-Chef Rafael Grossi laut einer Mitteilung.
Experten der Organisation würden in dieser Woche an zwei Standorten in der Ukraine Nachprüfungen durchführen, nachdem die ukrainische Regierung schriftlich um die Entsendung von Inspektorenteams gebeten habe.
Kontrollbesuche an zwei Standorten
Ziel der Kontrollbesuche in dieser Woche ist es der IAEA zufolge, mögliche nicht deklarierte atomare Aktivitäten und Materialien im Zusammenhang mit der Entwicklung „schmutziger Bomben“ aufzuspüren. Einer der beiden Standorte sei vor einem Monat inspiziert worden, wobei keine nicht-deklarierten atomaren Aktivitäten oder Materialien entdeckt worden seien. Grossi sagte, die IAEA-Inspektoren würden eine unabhängige Überprüfung an diesen Standorten durchführen, um jedwede „Abzweigung von Kernmaterial“ aufzudecken.
Seit Tagen Anschuldigen aus Moskau gegen Kiew
Zuvor hatte der russische Präsident Wladimir Putin eine IAEA-Mission in der Ukraine gefordert. Die IAEA solle „so schnell wie möglich“ in die Ukraine kommen, da die Regierung in Kiew alles tue, „um die Spuren dieser Vorbereitungen zu verwischen“, sagte Putin. Er wisse auch in etwa, wo der Bau stattfinde. Die russische Regierung erhebt seit Tagen die Anschuldigung, die Ukraine arbeite an einer sogenannten schmutzigen Bombe.
Gestern hatte wiederum Slowenien Russland vorgeworfen, für seine Anschuldigungen ein irreführendes, altes Fotos als vermeintliches Beweismaterial genutzt zu haben.
Eine „schmutzige Bombe“ enthält radioaktives Material, das mit konventionellem Sprengstoff freigesetzt wird. Im Unterschied zu einer Atombombe kommt es zu keiner nuklearen Kettenreaktion.
Die IAEA in Wien kontrolliert regelmäßig zivile Nuklearanlagen in der Ukraine und auf der ganzen Welt, um sicherzustellen, dass kein spaltbares Material für militärische Zwecke missbraucht wird.