Rekordwert Inflation in Eurozone steigt auf 10,7 Prozent

Rekordwert Inflation in Eurozone steigt auf 10,7 Prozent

31. Oktober 2022 Aus Von mvp-web
Stand: 31.10.2022 12:50 Uhr

Die Inflation in der Eurozone hat im Oktober einen neuen Höchstwert erreicht. Angetrieben von den Energiepreisen betrug die Teuerung laut Eurostat 10,7 Prozent. Das setzt die EZB weiter unter Druck.

Erstmals seit der Einführung des Euro ist die Inflation im Euroraum über die Marke von zehn Prozent geklettert. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Verbraucherpreise um 10,7 Prozent, teilte das EU-Statistikamt Eurostat in einer ersten Schätzung mit. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten nur mit einem Wert von 10,2 Prozent gerechnet – nach einer Inflationsrate von 9,9 Prozent im September.

Wie bereits in den vergangenen Monaten legten besonders die Energiepreise zu. Im Oktober betrug die Steigerung 41,9 Prozent. Lebensmittel, Tabak und Alkohol verteuerten sich um 13,1 Prozent. Die Preise für Industriegüter ohne Energie kletterten um 6,0 Prozent, die für Dienstleistungen um 4,4 Prozent.

 

Baltische Staaten leiden besonders

Am höchsten ist die Inflation weiterhin mit jeweils rund 22 Prozent in den drei baltischen Staaten Estland, Litauen und Lettland. Auch in den Niederlanden fiel die Teuerungsrate mit fast 17 Prozent erneut sehr hoch aus. Am niedrigsten war sie in Frankreich (7,1 Prozent) und Spanien (7,3 Prozent).

Für Deutschland errechnete die EU-Statistikbehörde eine Inflationsrate von 11,6 Prozent. Das Statistische Bundesamts in Wiesbaden hatte in seiner ersten Schätzung am Freitag eine Inflationsrate von 10,4 Prozent ausgewiesen. Eurostat verwendet eine andere Berechnungsmethode, um die Werte der einzelnen Euro-Staaten vergleichbar zu machen.

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Druck auf EZB wächst

Der erneute und unerwartet kräftige Anstieg der Teuerung verstärkt den Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), mit ihrem Zinserhöhungskurs fortzufahren. Die Inflation in der Währungsgemeinschaft liegt inzwischen mehr als fünfmal so hoch wie das Ziel der Währungshüter von zwei Prozent, das sie als optimal für die Wirtschaft ansehen.

„Mit 10,7 Prozent liegt die Inflation schon jetzt meilenweit über den 9,2 Prozent, die die EZB für das vierte Quartal erwartet“, sagte Jörg Krämer, Chefvolkswirt bei der Commerzbank. „Auf diese Inflationsrisiken sollte sich die EZB gemäß ihres Mandats auf der Dezember-Sitzung konzentrieren – und nicht auf die Rezessionsrisiken.“ Der Euroraum brauche im Dezember einen weiteren großen Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten, so Krämer.

Trotz zunehmender Rezessionssorgen hatten die Währungshüter vergangene Woche den Leitzins um 75 Basispunkte auf nunmehr 2,0 Prozent angehoben. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz für Gelder, die Geschäftsbanken bei der EZB parken, wurde im selben Umfang auf 1,50 Prozent erhöht. Laut dem niederländischen Notenbankchef Klaas Knot wird die Zinserhöhung auf der kommenden Sitzung am 15. Dezember mindestens 0,50 Prozentpunkte betragen.

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Wirtschaft in Eurozone leicht gewachsen

Gleichzeitig mit den Inflationsdaten gab Eurostat seine erste Schätzung zum Wirtschaftswachstum der 19 Euroländer im dritten Quartal bekannt. Dieses betrug 0,2 Prozent, was Ökonomen positiv aufnahmen.

„Es ist eine gute Nachricht: Die Wirtschaft der Eurozone wächst noch“, sagte Jörg Zeuner, Chefökonom von Union Investment. „Allen Widrigkeiten zum Trotz haben der anhaltende Beschäftigungsaufbau und ein immer umfangreicheres regulatorisches und fiskalpolitisches Eingreifen verhindert, dass der Konsum infolge des inflationsbedingten Realeinkommensverlusts sinkt.“