RKI-Bericht Grippewelle hat begonnen
10. November 2022Vor zwei Jahren fiel sie noch ganz aus, jetzt hat sie Deutschland wieder erfasst: die Grippewelle. Aus zwei Bundesländern kamen nach Angaben des Robert Koch-Instituts besonders viele Meldungen.
Halsschmerzen, Schnupfen und Gliederschmerzen – in Deutschland hat die Grippewelle begonnen. Nach der Definition des Robert Koch-Instituts (RKI) wird der Beginn rückblickend auf die letzte Oktoberwoche datiert, wie aus dem wöchentlichen Bericht zu akuten Atemwegserkrankungen hervorgeht.
Routinemäßig nehmen Ärzte bei akuten Atemwegserkrankungen Proben, um Erreger wie etwa Rhinoviren, Sars-CoV-2 und Influenza zu identifizieren. Die Ergebnisse aus diesem „Überwachungssystem“ sind die Grundlage für die Einschätzung des RKI. Bereits vergangene Woche hatten die Fachleute von einem deutlich steigenden Grippe-Trend berichtet.
Deutlich mehr Grippe-Meldungen als vor der Pandemie
„Während der letzten Monate wurden deutlich mehr Influenzameldungen an das RKI übermittelt als in den vorpandemischen Saisons um diese Zeit“, heißt es im Bericht weiter. Wahrscheinlich beruhe dies unter anderem auf der Empfehlung seit der Corona-Pandemie, dass bei Atemwegssymptomen auch auf Influenzaviren getestet werden sollte.
Für die vergangene Woche seien bislang mehr als 2100 Grippe-Fälle übermittelt worden – und seit Saisonbeginn im Oktober insgesamt rund 8330. Besonders viele Meldungen kamen demnach aus Bayern und Nordrhein-Westfalen. Berichtet wird zudem über 13 Ausbrüche mit mindestens fünf Fällen, etwa an Schulen und Kindergärten.
Verlauf der Influenza-Saison lasse sich nicht vorhersagen
In den Jahren vor der Pandemie begann die jährliche Grippewelle laut RKI meist im Januar und dauerte drei bis vier Monate. In den vergangenen beiden Saisons veränderten die Corona-Maßnahmen den gewohnten Verlauf jedoch stark: 2020/21 fiel die Grippewelle weltweit aus. Und auch 2021/22 kam es in Deutschland nicht zu einer Welle im gewohnten Maßstab, die Meldezahlen gingen erst nach den Osterferien – und damit sehr spät – etwas in die Höhe.
Auch wenn es zuletzt Warnungen vor einer nun drohenden schweren Welle gab: Das RKI und andere Fachleute betonen, dass sich der Verlauf nicht vorhersagen lasse. Es könne sein, dass die Menschen in Deutschland oder ein erhöhter Anteil der Menschen nach den milden oder ausgefallenen Grippe-Saisons in den Vorjahren in besonderem Maße anfällig sind für den Erreger, wie es auf der Institutswebseite heißt.
Grippeschutzimpfung für Menschen ab 60 Jahren
Die Meldezahlen sind nur ein Ausschnitt der tatsächlichen Lage: Die Zahl der Infektionen während einer Grippewelle wird nach RKI-Angaben auf fünf bis 20 Prozent der Bevölkerung geschätzt, was in Deutschland etwa vier bis 16 Millionen Menschen entspreche. Nicht jeder Infizierte erkranke.
„Die Zahl der Todesfälle kann bei den einzelnen Grippewellen stark schwanken, von mehreren Hundert bis über 25.000 in der Saison 2017/18“, hält das RKI fest. Eine Grippeschutzimpfung wird in Deutschland unter anderem Menschen ab 60, Schwangeren, chronisch Kranken, Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen und Menschen mit erhöhtem beruflichem Risiko empfohlen.