Ankunft von LNG-Spezialschiff erwartet – Kritik von Umweltschützern
23. November 2022Im Hafen von Sassnitz auf Rügen wird in der Nacht zum Mittwoch das Flüssiggas-Spezialschiff „Neptune“ erwartet. Das Schiff soll nach Angaben des Unternehmens Deutsche Regas als Teil des LNG-Terminals vor Lubmin helfen, Gas ins deutsche Netz einzuspeisen.
Zuvor soll das 283 Meter lange Speziallschiff Treibstoffreserven ablassen und dann in den Hafen von Lubmin überführt werden. Dort soll die „Neptune“ als sogenannte Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) bei der Gaseinspeisung fungieren. Kritik an diesem Vorhaben hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Das Schiff habe mit 9,6 Metern einen zu großen Tiefgang, um den flachen Greifswalder Bodden nach Lubmin durchfahren zu können. Dafür dürfe Tiefgang höchstens 6,1 Meter betragen, teilte die Organisation mit.
„Die ‚Neptune‘ fährt zu einem Zeitpunkt in deutsche Küstengewässer ein, zu dem noch überhaupt nicht feststeht, ob sie überhaupt als schwimmendes LNG-Terminal betrieben werden darf. Offenbar sollen in Lubmin Fakten geschaffen werden, ohne dass das Genehmigungsverfahren abgeschlossen ist“, so DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.
DUH: Landesregierung soll Einfahrt der „Neptune“ stoppen
Für das Genehmigungsverfahren fehlen laut der Umweltschutzorganisation noch diverse Unterlagen. Deshalb forderte die DUH die Landesregierung auf, die Einfahrt des Spezialsschiffes in den Hafen Lubmin bis zum Abschluss des Genehmigungsverfahren zu verbieten. „So halten wir den Betrieb der Neptune für nicht genehmigungsfähig“, sagte Kraenner.
„Neptune“ Teil des schwimmenden LNG-Terminals
Die „Neptune“ kann Flüssigerdgas zwischenspeichern, erwärmen und so wieder in Gas umwandeln. Das schwimmende Terminal soll im Industriehafen Lubmin festmachen und an das in direkter Nachbarschaft verlaufende Gasfernleitungsnetz angebunden werden. Kleinere Schiffe sollen das Flüssigerdgas von einem auf der Ostsee liegenden Speicherschiff abnehmen, das wiederum von Tankern beliefert werden soll. Die kleineren Schiffe sollen das Flüssigerdgas dann durch den relativ flachen Greifswalder Bodden in den Lubminer Hafen zur „Neptune“ transportieren.
Einwendungen noch bis 28. November möglich
Derzeit läuft noch die Öffentlichkeitsbeteiligung in dem Verfahren. Einwendungen gegen das Projekt können Bürger noch bis zum 28. November einbringen. Vor Lubmin will die Deutsche Regas am 1. Dezember das LNG-Terminal in Betrieb nehmen, wie das Unternehmen am Wochenende noch einmal bekräftigt hatte.
Bisher noch keine LNG-Terminals in Deutschland
Das Unternehmen hat das Terminal in Lubmin privat finanziert. Die anderen in Deutschland geplanten fünf LNG-Anleger und -Spezialschiffe werden vom Staat bezahlt. Eingeplant dafür sind nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums aktuell 6,6 Milliarden Euro an Haushaltsmitteln und damit fast doppelt so viel wie zunächst vorgesehen. Bisher gibt es hierzulande noch keine LNG-Terminals, Flüssiggas kommt über Einspeisepunkte etwa in Frankreich oder den Niederlanden nach Deutschland. Das Bundeswirtschaftsministerium hat die fünf LNG-Spezialschiffe angemietet – zwei für Wilhelmshaven, eins für Brunsbüttel, eins für Stade und eins ebenfalls für Lubmin.