Paradebeispiel für deutsches Unvermögen
20. Dezember 2022Stolze 17 Millionen Euro kostet der „Puma“, doch der angeblich weltbeste Schützenpanzer ist ein Totalausfall. Zu oft geht es bei deutschen Rüstungsentscheidungen um Arbeitsplätze. Andere Länder machen es besser.
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht kann man viele Vorwürfe machen. Sie sei sachfremd, sie sei lustlos oder sie sei zu wenig ambitioniert, die Zeitenwende bei der Bundeswehr umzusetzen – so heißt es aus der Opposition.
Aber für den Totalausfall des „Pumas“ kann die Verteidigungsministerin, nach aktuellem Wissensstand, gar nichts. Denn den teuersten, schwersten und angeblich besten Schützenpanzer der Welt hat Lambrecht von ihren Amtsvorgängern von CDU und CSU geerbt. Er ist seit Jahren ein Paradebeispiel für flächendeckendes, deutsches Unvermögen. Das jetzt im zeitgleichen Ausfall von gleich 18 „Pumas“ gipfelte.
Bundeswehr bestellt nur das Beste vom Besten
Da wäre die Bundeswehr, die bislang zu oft die viel zitierte „Goldrandlösung“ bestellt hat und mit dem Segen der Bundestagsabgeordneten auch bestellen konnte. Nur das angeblich Beste vom Besten war gut genug. Statt Bewährtes weiterzuentwickeln und zu verbessern, wurde zu häufig auf teure und fehleranfällige Neuentwicklungen gesetzt.
Und da wäre die deutsche Rüstungsindustrie, die Milliarden dafür bekommen hat, dass sie viel verspricht, ohne auch viel zu liefern.
Niederlande gaben „Puma“-Projekt auf
Und auch hier kann man die Parlamentarier nicht aus der Verantwortung nehmen, denn die „Puma“-Hersteller Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall sind deutsche Rüstungsfirmen. Und da darf man die Rolle der Arbeitsplätze im eigenen Wahlkreis der Abgeordneten nicht unterschätzen. Denn milliardenschwere Rüstungsentscheidungen in Deutschland werden nie nur nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis getroffen.
Die niederländische Armee, die traditionell viel mit der deutschen Bundeswehr zusammenarbeitet, hat sich früh aus dem teuren „Puma“-Projekt verabschiedet. Sie setzt stattdessen auf einen schwedischen Schützenpanzer, der offenbar macht, was er soll und der nur ein Drittel des deutschen „Pannenpanzers Puma“ kostet.
Lambrecht hat rechtzeitig die Reißleine gezogen
Für einen deutschen Schützenpanzer „Puma“ hätte man also drei fahrende und schießende Alternativmodelle bekommen. Und noch skurriler wird es, wenn man hört, dass die Bundeswehr drei der weltweit teuersten Schützenpanzer als rollende Ersatzteillager brauchen soll, um einen „Puma“ tatsächlich einsetzen zu können.
Angesichts solcher Zustände hat die Truppe vorgesorgt und ist zweigleisig gefahren. Und so wird statt dem „Pannenpanzer Puma“ der betagte Schützenpanzer „Marder“ ab Januar die schnelle Eingreiftruppe der NATO unterstützen.
Es war deshalb der einzig richtige Schritt der Verteidigungsministerin, jetzt die Reißleine zu ziehen und die Neubeschaffung weiterer Schützenpanzer zumindest vorerst auf Eis zu legen. Denn ansonsten wären ungeprüft auch noch weitere Steuer-Milliarden in den „Pannenpanzer Puma“ geflossen.
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