Analyse – Pannen beim Panzer – Das „Puma“-Problem der Ministerin
20. Dezember 2022Der Schützenpanzer „Puma“ bereitet der Bundeswehr schon seit Jahren Kummer. Den aktuellen Totalausfall kann man daher kaum der Ministerin ankreiden. Dennoch könnte der „Pannen-Puma“ zum Klotz am Bein für Lambrecht werden.
Der Puma zeigt seine Krallen – mit diesen lobenden Worten hat vor gar nicht allzu langer Zeit die Bundeswehr auf ihrer Website ihren hochmodernen Schützenpanzer umschrieben. Doch was nützen dem Puma die Krallen, wenn er nicht dazu in der Lage ist, sie auszufahren? Der Totalausfall von gleich 18 Schützenpanzern auf einen Schlag ist für die Bundeswehr peinlich.
Und er kommt für Ministerin Christine Lambrecht zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Hatte sie doch mit mit der Freigabe der Gelder für den F35-Tarnkappen-Jet vergangene Woche Aufbruchstimmung verbreiten wollen. Das Signal: Die Truppe geht in eine bessere und besser ausgestattete Zukunft. Die Gegenwart aber wird nun von Schlagzeilen über den „Pannen-Puma“ beherrscht: Die neuerlichen Ausfälle seien „ein herber Rückschlag“, gibt die SPD-Politikerin offen zu und versucht zugleich, Handlungsfähigkeit zu zeigen.
„Marder“ statt „Puma“
Das eilig anberaumte Krisengespräch im Ministerium führt zu zwei konkreten Ergebnissen. Erstens wird der „Puma“ vorerst nicht nachbestellt, obwohl dies eigentlich für nächstes Jahr vorgesehen war. Doch das wäre angesichts der jüngsten Hiobsbotschaften wohl weder den Parlamentariern noch der Öffentlichkeit zu vermitteln gewesen. Zweitens: Der NATO wird nun nicht der „Puma“, sondern ein anderer Schützenpanzer mit einem Raubtiernamen, der „Marder“, zur Verfügung gestellt. Der ist zwar deutlich betagter als der „Puma“, aber seit Jahrzehnten für die Truppe im Einsatz und gilt als zuverlässiger.
Was das Schwächeln des „Puma“ nämlich so brisant macht: Bereits in zwei Wochen, zum 1. Januar, übernimmt Deutschland die Führungsrolle in der superschnellen NATO-Eingreiftruppe VJTF. Und dafür sollte die Bundeswehr auch 42 Schützenpanzer stellen. Für den „Puma“ wird nun also der „Marder“ einspringen.
So manchem mag das wie ein Déjà-Vu-Erlebnis vorkommen: Schon im Jahr 2018 war bei der Bundeswehr ein Panzer-Problem offenbar geworden: Damals gab es Berichte, dass viel zu wenig Kampf- und Schützenpanzer für die NATO-Truppe einsatzbereit seien. Dass aus Deutschland nun erneut Negativ-Schlagzeilen aufgrund von mangelhaftem Material kommen, dürfte bei so manchem Bündnispartner Stirnrunzeln auslösen.
Von einer „Blamage für die Bundeswehr“, spricht der CDU-Verteidigungspolitiker Henning Otte im Interview des ARD-Hauptstadtstudios angesichts der jüngsten Schadensmeldungen.
Krisensitzung im Verteidigungsministerium nach Pannenserie mit Schützenpanzer Puma
„Hohes Maß an Schadensbildern unterschiedlichster Art“
Der von den Rüstungskonzernen Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall gemeinsam hergestellte „Puma“ hatte der Truppe von Beginn an Kummer bereitet, was nicht nur zu ständig steigenden Kosten und zeitlichen Verzögerungen führte, sondern dem Modell auch den Ruf des „Pannen-Panzers“ einbrachte. Was nun aktuell zum Totalversagen führte, soll bis Ende kommender Woche geklärt werden. Im Briefing für das Parlament von Seiten des Verteidigungsministeriums war von Problemen bei Hard- und Software die Rede, von einem „hohen Maß an Schadensbildern unterschiedlichster Art“ wie Abgeordnete dem ARD-Hauptstadtstudio bestätigten.
Die Frage ist nun, wie sehr der „Puma“ nun auch noch zum Klotz am Bein für Lambrecht wird. Der schwer in der Kritik stehenden Ministerin diese Panne anzukreiden, dürfte zwar selbst der Opposition nicht leicht fallen, auch wenn die Union das bereits versucht. Doch das Management des „Puma“-Problems durch die SPD-Politikerin wird sie sich sehr genau anschauen. Der Bundeskanzler habe die Ministerin am Wochenende als „erstklassige Verteidigungsministerin“ bezeichnet, betonte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Es gebe keinen Grund, „an diesem Urteil irgendeine Änderung herbeizuführen.“
Klar aber ist: Lambrecht hat mit der „Puma“-Akte einen weiteren komplizierten Vorgang auf dem Schreibtisch. Das Versprechen, das behäbige Beschaffungswesen zu reformieren, muss sie erst noch einlösen. Ein Schützenpanzer ohne Krallen könnte auch für sie noch zum Problem werden.