Männer 13, Frauen 11 Jahre: Covid-19 soll etliche Jahre Lebenszeit kosten
5. Mai 2020Sterben an der durch das Coronavirus verursachten Krankheit vor allem Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben? Eine Frage, die wiederholt gestellt wurde. Eine Studie aus Glasgow deutet in eine andere Richtung.
Klaus Püschel hat bereits etliche Menschen obduziert, die an der durch das Coronavirus Sars-CoV-2 ausgelösten Erkrankung Covid-19 und ihren Folgen verstorben sind. Bei der Untersuchung der Toten bemerkte er oft so schwere Verläufe, dass „auch wenn es hart klingt, viele im Verlauf dieses Jahres ohnehin gestorben wären“, sagte der Rechtsmediziner aus Hamburg kürzlich im Gespräch mit FOCUS Online. Alle diese Menschen hätten an schweren Vorerkrankungen gelitten.
Auch der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer vertritt offenbar diese These. „Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären“, sagte der 47-Jährige und sorgte mit dieser Aussage für Empörung. Mittlerweile hat er sich entschuldigt.
Studie: Frauen verlieren 11, Männer 13 Jahre
Ist es aber tatsächlich so, dass die meisten Menschen, die an Covid-19 versterben, ohnehin nur noch eine kurze Lebenszeit gehabt hätten? Eine ebenfalls kürzlich veröffentlichte Studie aus Glasgow kommt zu einem anderen Ergebnis.
Die Forscher wollten herausfinden, wie viele Lebensjahre Menschen durch Covid-19 im Mittel verlieren.
Für ihre Untersuchung schauten sich die Wissenschaftler Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Lebenserwartung an. Auch nahmen sie Angaben aus Großbritannien auf. Die Lebenserwartung schätzten sie in Zusammenhang mit Vorerkrankungen, Alter und Geschlecht ein. Dann verglichen sie die Daten mit denen der an Covid-19 Verstorbenen aus Italien. Sie schauten sich für ihre Rechnungen unter anderem Menschen mit Herzerkrankungen, Schlaganfall, Bluthochdruck, Demenz, Diabetes, Krebs, Leber- und Nierenerkrankungen an.
FOCUS Online: Dienstag, 05.05.2020, 17:38