Altmaier spricht schon von Verlängerung des harten Lockdowns – RKI meldet neues Rekordhoch bei Corona-Toten
23. Dezember 2020Topmeldungen zur Coronavirus-Pandemie am 23. Dezember
- Spahn will bis zum Sommer alle Deutschen impfen – die wollen (11.47 Uhr)
- Zahlen verdoppelt: Massiver Anstieg der Corona-Fallzahlen in Brandenburg (11.40 Uhr)
- „Riesengroßer Hotspot“: Altmaier spricht schon von Verlängerung des harten Lockdowns (05.55 Uhr)
Polizei verbietet geplante große „Querdenken“-Demo in Berlin
19.23 Uhr: Die für den 30. Dezember in Berlin geplante „Querdenken“-Demonstration gegen staatliche Beschränkungen in der Corona-Krise wird verboten. Angesichts der Pandemiesituation würde eine Versammlung zur unmittelbaren Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung führen, teilte die Berliner Polizei am Mittwochabend mit. Für die Kundgebung hatten die Kritiker der Corona-Politik 22.500 Teilnehmer auf der Straße des 17. Juni angemeldet.
Ursprünglich war die Demonstration unter dem Motto „Willkommen 2021 – das Jahr der Freiheit und des Friedens“ an Silvester geplant. Wegen des allgemeinen Versammlungsverbots hatten die Organisatoren die Demonstration um einen Tag vorverlegt.
Die öffentliche Sicherheit umfasse den Schutz zentraler Rechtsgüter wie Leben, Gesundheit, Freiheit, Ehre und Eigentum des Einzelnen sowie die Unversehrtheit der Rechtsordnung und die staatlichen Einrichtungen und Veranstaltungen, teilte die Polizei weiter mit. In Berlin ist die Corona-Infektionslage weiter kritisch, die Kurve flacht trotz des Lockdowns nicht ab.
Der Initiator der Stuttgarter Initiative „Querdenken“, Michael Ballweg, kündigte für Donnerstag eine Stellungnahme zu der neuerlichen Verbotsverfügung an. Bei der großen „Querdenken“-Demonstration am 29. August hatten sich viele Teilnehmer nicht an die Abstandsregel gehalten. Am 18. November war eine ähnliche Demonstration von der Polizei mit Hilfe von Wasserwerfern aufgelöst worden, weil fast niemand einen Mund-Nasen-Schutz trug.
Corona-Mutation aus Südafrika nun auch in Großbritannien entdeckt
17.13 Uhr: Eine in Südafrika entdeckte Variante des Coronavirus ist nun auch in Großbritannien entdeckt worden. Bislang seien zwei solcher Fälle nachgewiesen worden, erklärte der britische Gesundheitsminister Matt Hancock am Mittwoch. Als erste Reaktion hat die britische Regierung Reisebeschränkungen nach Südafrika angeordnet und eine verpflichtende Quarantäne für Flugreisende, die in den letzten beiden Wochen von dort nach Großbritannien gekommen waren.
Die neue Mutation soll einige Eigenschaften mit der in Großbritannien kursierenden neuen Variante des Coronavirus teilen. Beide Versionen sollen etwa ansteckender sein als das ursprüngliche Virus. Das stehe aber noch nicht abschließend fest, hieß es in einer Erklärung des Gesundheitsministeriums.
Virologen: Neuer Virus-Typ bisher nicht in Deutschland nachgewiesen
15.48 Uhr: In Deutschland ist bisher noch kein bestätigter Fall einer Infektion mit der in Großbritannien zirkulierenden Coronavirus-Variante entdeckt worden. Es seien im Konsiliarlabor für Coronaviren in Berlin bislang 834 Genomsequenzen aus allen Teilen Deutschlands untersucht worden, teilte der Vorstand der Deutschen Virologischen Gesellschaft am Mittwoch mit. In verschiedenen virologischen Laboren in Deutschland seien darüber hinaus mehr als 1400 Genomsequenzen und über 500 Teilsequenzen untersucht worden. Die neue Variante habe nicht nachgewiesen werden können. Dennoch gehen Experten davon aus, dass die Virus-Variante Deutschland schon erreicht haben dürfte – wenn auch unerkannt.
Die Virologen wiesen darauf hin, dass die Untersuchungsergebnisse derzeit nur eine Momentaufnahme darstellten. Die Sequenzierung gesamter Virusgenome und die bioinformatische Auswertung seien zeitaufwendige Prozesse, so dass aktuelle Geschehnisse nur unzureichend erfasst werden könnten.
Es werde gegenwärtig mit Hochdruck an der Entwicklung von PCR-Verfahren zum spezifischen Nachweis der neuen Sars-CoV-2-Variante gearbeitet. Nach einer vorläufigen Risikoeinschätzung des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) weise die neue Variante möglicherweise eine um bis zu 70 Prozent höhere Übertragungsrate als bisher zirkulierende Sars-CoV-2-Varianten auf, teilte die GfV mit. Diese Schätzung müsse jedoch in weiteren Untersuchungen überprüft werden.
Präsident der Intensivmediziner befürchtet Infektionsdynamik nach Weihnachten
14.08 Uhr: Der Präsident des Intensivmediziner Verbands (DIVI), Prof. Dr Uwe Janssen, blickt mit „mehr als gemischten Gefühlen“ auf Weihnachten und äußerte im heutigen RTL/ntv-Interview seine Sorge, dass die Kontakte zu den Festtagen nicht ausreichend minimiert würden: „Trotz aller Aufforderungen und trotz aller Appelle an die Bevölkerung befürchten wir schon, dass genau das nicht gemacht wird, wozu wir die Leute halt bitten“.
Der DIVI-Präsident unterstreicht „dass es natürlich sehr anstrengend wird und in einigen Teile Deutschlands man schon an die Belastungsgrenze angelangt ist“. Es sei eine „sehr traurige Botschaft“, dass in einigen Bereichen Deutschlands Krematorien schon überfüllt seien. Janssen kritisiert dass die Situation vorhersehbar gewesen sei: „Das ist Ergebnis von wochenlangen Zaudern und Zögern, was die Einschränkung betrifft. Das muss man auch mal in aller Deutlichkeit sagen.“ In Folge „werden wir jetzt morgen und übermorgen und bis in die nächste Woche hinein mit diesen Infektionszahlen zu kämpfen haben.“
Zu den positiven Effekten des Lockdowns äußerte sich der DIVI-Präsident wie folgt: „Frühestens in den ersten zwei Wochen des Jahres kommt es zu einem Abfall.“ Einschränkend ergänzte er jedoch „das natürlich als Folge der Weihnachtsfeierlichkeiten, dann wieder 10/14 Tage später das Infektionsgeschehen eine Dynamik nach oben zeigt und das wird uns in den Januar hinein begleiten.“
NRW führt grundsätzliche Corona-Testpflicht für Einreisende ein
12.21 Uhr: Nordrhein-Westfalen will ab sofort eine grundsätzliche Corona-Testpflicht für Einreisende einführen. Das kündigte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf an. Da die bisherige Messlatte für Risikogebiete bei über 50 Neuinfektionen binnen sieben Tagen gerechnet auf 100.000 Einwohner sei, sei „fast jedes Land des Erdballs“ von der Neuregelung betroffen, sagte Laumann. Die Testpflicht werde für Ein- und Rückreisen per Flugzeug, Auto und andere Verkehrsmittel gelten.
Es gebe zwar auch zwingend nötige Reisen, für andere habe er derzeit aber kein Verständnis, betonte der Minister. Er halte es für angemessen, Ein – und Rückreisenden jetzt solche Schnelltest aufzuerlegen. Unter anderem sollten Flughäfen Angebote für Schnelltests bereit halten.
Am Dienstag hatte bereits Bayern eine solche Testpflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten beschlossen. Sie gilt ab Mittwoch.
Spahn will bis zum Sommer alle Deutschen impfen – die wollen
11.47 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geht davon aus, bis zum Sommer allen Bürgern in Deutschland ein „Impfangebot“ machen zu können – sofern die Impfstoffe, die sich in der Endphase der Studien befinden, auch eine Zulassung erhalten. Das sagte der CDU-Politiker am Mittwoch im ARD-„Morgenmagazin“. Er rechne bis Ende März mit elf bis zwölf Millionen Impfdosen.
Es sei von Anfang an klar gewesen, dass es „zu Beginn knapp sein würde“, betonte der Gesundheitsminister. Deshalb werde es weiterhin nötig sein, bei dem zeitlichen Ablauf nach Gruppen zu priorisieren. Bis Ende dieses Jahres könne der Bund 1,3 Millionen Dosen des Herstellers Biontech an die Bundesländer ausliefern lassen. Ab Sonntag werde es dann vor allem in den Pflegeheimen losgehen. „Diese Dosen werden schon einen großen Unterschied machen können für viele Pflegeeinrichtungen“, sagte Spahn.
Gleichzeitig appellierte Spahn an die Bevölkerung, auch weiterhin Kontakte zu reduzieren. Die Situation in den Kliniken sei sehr angespannt: „Da ist gerade Hochlast. Eine sehr belastete Situation. Viele reden gerade darüber, wie sie Weihnachten feiern. Die Pflegekräfte werden gar nicht viel zum Feiern kommen. Sie werden arbeiten müssen.“ Die Bürger entschieden mit ihrem Verhalten jetzt darüber, „wie es anschließend auf den Intensivstationen weitergeht“.
Nach mehreren anderen Staaten, darunter Großbritannien, Kanada und die USA, beginnen am Sonntag auch in Deutschland die Impfungen gegen das Coronavirus. Pro Person sind zwei Impfungen vorgesehen. Als erstes sollen die über 80-Jährigen, Personal und Bewohner von Pflegeheimen sowie Gesundheitspersonal mit sehr hohem Infektionsrisiko geimpft werden. Nach Angaben des Herstellers Biontech liegt die Wirksamkeit des Impfstoffs bei 95 Prozent.
Zahlen verdoppelt: Massiver Anstieg der Corona-Fallzahlen in Brandenburg
11.40 Uhr: Traurige Corona-Rekorde auch in Brandenburg: Die Zahl der Corona-Neuinfektionen hat sich in den letzten 24 Stunden mehr als verdoppelt – von 774 auf 1.580. Zudem starben in Brandenburg in demselben Zeitraum 49 Personen mit oder am Corona-Virus. Zwei traurige Höchstwerte für das kleine Bundesland. Das geht aus einer Mitteilung des Brandenburger Gesundheitsministerium vom Mittwoch hervor.
Insgesamt stieg die Zahl der Corona-Fälle in Brandenburg am Mittwoch auf 38.897. Aktuell werden 1.078 Personen wegen einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt. 191 von ihnen müssen intensivmedizinisch versorgt werden, davon werden 126 beatmet.
Der Landkreis Oberspreewald-Lausitz ist mit einer 7-Tage-Inzidenz von 598,9 der bundesweit am zweitstärksten betroffene Landkreis nach Bautzen (602,2).
SPD-Vize Kühnert: Von Lockdown-Ende „Lichtjahre entfernt“
9.41 Uhr: Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Kevin Kühnert hält ein Ende des harten Lockdowns nach dem 10. Januar angesichts der weiter hohen Infektionszahlen für unrealistisch. „Mir fehlt ehrlich gesagt die Fantasie, wie sie jetzt ausgerechnet über die Feiertage sonderlich viel niedriger werden sollten. Insofern spricht viel dafür, dass uns diese Phase noch eine Weile begleiten wird“, sagte Kühnert in der Sendung „Frühstart“ von RTL/ntv.
Ob es längere Maßnahmen brauche, sei „keine Sache des Auswürfelns der Politik“, sondern es gebe mit der angepeilten Inzidenz von weniger als 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in 7 Tagen ein Kriterium. „Und davon sind wir Lichtjahre entfernt im Moment.“
RKI meldet neues Rekordhoch bei Coronavirus-Toten in Deutschland – 962 Verstorbene
06.10 Uhr: Die Zahl der täglich verzeichneten Todesfälle durch die Corona-Pandemie in Deutschland hat ein neues Rekordhoch erreicht. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Mittwochmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, wurden binnen 24 Stunden 962 neue Todesfälle registriert. Dies ist etwas höher als der bisherige Rekord. Er lag bei 952 Verstorbenen und war vor einer Woche vom RKI bekanntgegeben worden.
Die Gesamtzahl der erfassten Corona-Toten in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg nach den jüngsten RKI-Angaben auf 27.968. Die Zahl der verzeichneten Neuinfektionen innerhalb eines Tages betrug 24.740. Dies sind rund 3000 weniger als vor einer Woche. Insgesamt wurden den Angaben zufolge mittlerweile 1.554.920 Ansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus in Deutschland verzeichnet. Die Zahl der Genesenen lag bei etwa 1.160.100.
„Riesengroßer Hotspot“: Altmaier spricht schon von Verlängerung des harten Lockdowns
Mittwoch, 23. Dezember, 05.55 Uhr: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat in der Corona-Krise eine Verlängerung des harten Lockdowns über den 10. Januar hinaus angedeutet. „Solange ganz Deutschland ein riesengroßer Hotspot ist, verbieten sich Lockerungen praktisch von selbst“, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Altmaier sprach sich außerdem für einen Strategiewechsel im Kampf gegen das Virus aus.
Der harte Lockdown ist bisher bis zum 10. Januar befristet – Ziel ist das weitgehende Herunterfahren des öffentlichen Lebens in Deutschland. Dazu gehört auch die Schließung vieler Geschäfte. Am 5. Januar wollen Bund und Länder über das weitere Vorgehen beraten.
Altmaier sagte: „Ich wünsche mir, dass wir aus den letzten Monaten eine Lehre ziehen – nämlich, dass wir die Maßnahmen, die wir ergreifen, mehr von objektiven Gegebenheiten und weniger von ad-hoc-Entscheidungen abhängig machen.“ Bund und Länder hätten sich darauf verständigt, dass in einer Stadt oder in einem Kreis gehandelt werden müsse, wenn die Inzidenz über einem Wert von 50 pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen liege.
„Was wir aber noch nicht beschlossen haben, sind klare Richtlinien was geschieht, wenn die Inzidenz in einem ganzen Bundesland oder in ganz Deutschland über 50, 100, 150 oder über 200 ist“, sagte Altmaier. „Es macht Sinn, wenn man rechtzeitig festlegt, was zu geschehen hat, wenn Schwellenwerte überschritten werden – nicht nur in einzelnen Landkreisen, sondern in ganzen Bundesländern oder bundesweit.“ Dann könne sich jeder darauf einstellen, die Menschen und die Unternehmen. Denn eine der schlimmsten Nebenwirkungen der Pandemie sei die ständige Ungewissheit.
„Unser Alltag wird wohl noch zwei bis drei Monate eingeschränkt sein. Ab Frühsommer wird sich unser privates gesellschaftliches Leben normalisieren“, sagte Altmaier mit Blick auf den bevorstehenden Beginn der Impfungen. „Wir werden zwar noch bis zum nächsten Winter oder darüber hinaus bei bestimmten Gelegenheiten eine Maske tragen müssen. Und es wird noch lange dauern, bis wir Großveranstaltungen, wie wir sie früher kannten, wieder verantworten können. Trotzdem wird das Leben der meisten Menschen ab Frühsommer wieder entspannter.“