Bei einer Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sind zwei Menschen getötet und insgesamt sieben Menschen verletzt worden.
Bei dem mutmaßlichen Angreifer handelt es sich um einen staatenlosen Palästinenser. Das sagte Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) am Mittwoch. Der Mann sei zwischen 30 und 35 Jahre alt.
Drei Menschen hätten schwere Verletzungen erlitten, teilte die Polizei in Itzehoe am Mittwochabend mit. Vier weitere wurden demnach leicht verletzt. Zuvor hatten Zeugen den Angreifer festgehalten.
Nach Angaben der Polizei Itzehoe gelang es den Zeugen unmittelbar nach der Tat, den Verdächtigen zu stoppen, bis die Einsatzkräfte am Bahnhof in Brokstedt eintrafen.
Verdächtigter wohl geistig verwirrt
Es gab erste Hinweise, dass der mutmaßliche Täter geistig verwirrt sein könnte. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur (dpa) aus Sicherheitskreisen. Nach vorläufigen Erkenntnissen war der mutmaßliche Angreifer bislang nicht als Extremist aufgefallen.
Hintergrund und Identitäten der Geschädigten noch unklar
«Die Hintergründe sind noch unklar, ebenso wie die Identitäten der Geschädigten», sagte die Polizeisprecherin. Der mutmaßliche Täter habe die Menschen in dem noch fahrenden Zug angegriffen.
Auch mutmaßlicher Täter verletzt
Den Angaben der Sprecherin zufolge wurde auch der mutmaßliche Täter verletzt. Zur Zahl der Verletzten gab es unterschiedliche Angaben – sie schwankte zunächst zwischen fünf und sieben. Auch war in mehreren Medienberichten von lebensgefährlich Verletzten die Rede.
Polizei sammelt Zeugenaussagen
Eine Frau aus Bad Bramstedt wartete wenige Meter entfernt vom Bahnhof auf ihre Tochter. Die 18 Jahre alte Studentin war mit dem Zug auf dem Rückweg von der Uni in Kiel. «Sie hat gesehen, wie ein Mensch vier Reihen vor ihr auf jemanden eingestochen hat», sagte die Mutter.
Sie könne derzeit noch nicht mit ihrer Tochter sprechen, nur schreiben, sagte die Frau. Die Tochter warte noch darauf, bei der Polizei eine Aussage zu machen. Die junge Frau sei zwar unverletzt. «Ich glaube aber, es geht ihr schlecht. Was sind das für Menschen, die so etwas machen?», sagte die Mutter.
Täter im Krankenhaus
Gegen 15 Uhr hatte die Polizei mehrere Anrufe von Fahrgästen aus dem Zug erhalten. Auf Benachrichtigung wurde der Zug gestoppt, worauf sich das Geschehen auf den Bahnsteig verlagert habe, so die Sprecherin. Dort sei der Täter festgesetzt worden, von wem könne sie noch nicht sagen. Der Mann, der mittelschwer verletzt sei, wurde demnach in ein Krankenhaus gebracht.
Bahnhof Brokstedt gesperrt
Das Verbrechen ereignete sich nach Angaben der Bundespolizei kurz vor 15.00 Uhr vor der Ankunft des Zuges im Bahnhof Brokstedt im Kreis Steinburg. Der Bahnhof wurde vorerst gesperrt. Brokstedt ist eine kleine Gemeinde an der Bahnlinie zwischen Elmshorn und Neumünster.
Bundesinnenministerin Faeser erschüttert
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat nach der Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg ihr Mitgefühl ausgedrückt. «All unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser furchtbaren Tat und ihren Familien», schrieb die Politikerin am Mittwoch im Kurznachrichtendienst Twitter. Dies sei eine «erschütternde Nachricht».
Innenministerin Sütterlin-Waack entsetzt
«Es ist ganz furchtbar. Wir sind alle völlig erschrocken und entsetzt, dass sowas passiert ist», sagte die Innenministerin von Schleswig-Holstein, Sabine Sütterlin-Waack, dem NDR. Die Ministerin bekam die Nachricht im Landtag und beriet sich mit Ministerpräsident Daniel Günther. Sie traf noch am frühen Abend in Brokstedt ein.
Sie sei «in Gedanken bei den Familien und Angehörigen der Opfer» und danke «den Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, die den Täter festgenommen haben sowie allen Rettungskräften, die die Verletzten versorgt haben», hieß es in einer Mitteilung ihres Ministeriums. Bundes- und Landespolizei arbeiteten eng zusammen.
«Für mich steht fest, dass sich die entsetzliche Tat gegen jede Menschlichkeit richtet», wurde Sütterlin-Waack in der Mitteilung zitiert.
Verkehrsminister Madsen: Vergleichbares Verbrechen im Zug gab es noch nie
Ein vergleichbar schweres Gewaltverbrechen in einem Zug wie die tödliche Messerattacke am Mittwoch hat es laut Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) in Schleswig-Holstein noch nicht gegeben.
Madsen und der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Nah.SH, Arne Beck, erklärten, sie seien in Gedanken bei den Betroffenen und bei deren Angehörigen. Den Verletzten wünschten sie schnelle Genesung. «Jetzt hoffen wir auf eine zügige Aufklärung durch die Polizei», sagte Beck laut Mitteilung.
Zugverkehr beeinträchtigt
Nach Angaben der Bahn war der Zugverkehr zwischen Flensburg und Hamburg sowie zwischen Kiel und Hamburg beeinträchtigt. Die Deutsche Bahn teilte am Abend mit: «Den Angehörigen der Opfer gehört unser tiefes Mitgefühl. Den Verletzten wünschen wir eine baldige und vollständige Genesung».