Die massive Corona-Welle in China erreicht ihren Höhepunkt. Nach Modellrechnungen könnte die Zahl der täglichen Neuinfektionen bis spätestens Freitag auf einen Spitzenwert von 4,8 Millionen pro Tag gestiegen sein, bevor sie wieder abnimmt, wie das in London ansässige Forschungsinstitut Airfinity berichtete.
Sterblichkeit laut Modellrechnung auf Rekordstand
Die Zahl der Toten dürfte den Berechnungen zufolge am Donnerstag mit 36 000 am Tag ihren höchsten Stand erreichen. Seit Anfang Dezember könnten nach diesen Schätzungen bereits 848 000 Menschen gestorben sein.
China geht von mehr als einer Milliarde Ansteckungen aus
Die Ausbreitung des Virus hatte sich nach Angaben der Experten auch durch die Anfang Januar begonnene Reisewelle zum laufenden chinesischen Neujahrsfest stärker als erwartet beschleunigt. Nach Schätzungen des führenden Epidemiologen Wu Zunyou vom nationalen Gesundheitsamt (CDC) dürften sich bereits bis zu 80 Prozent aller Chinesen mit dem Virus angesteckt haben – mehr als eine Milliarde.
Forscher erwarten Druck auf Krankenhäuser
Wurden ursprünglich zwei Infektionskurven vorhergesagt, wird jetzt vielmehr eine größere und längere Welle erwartet, was den Druck auf Krankenhäuser noch erhöhen dürfte und eine höhere Sterblichkeit erwarten lasse, berichteten die Forscher von Airfinity.
Ihre neu vorgelegten Hochrechnungen berücksichtigen Berichte, wonach einige inländische Provinzen, darunter Henan, Gansu, Qinghai und Yunnan, den Höhepunkt ihrer Infektionswelle bereits erreicht haben.
Null-Covid-Strategie gescheitert
Nach fast drei Jahren hatte China vor sieben Wochen seine strikte Null-Covid-Strategie mit Lockdowns, Zwangsquarantäne und Massentests abrupt aufgegeben. Die Maßnahmen konnten das Virus nicht mehr stoppen und belasteten die zweitgrößte Volkswirtschaft.
Begründet wurde die völlige Lockerung mit leichteren Krankheitsverläufen durch die Omikron-Variante. Seither rollt eine große Infektionswelle durch das bevölkerungsreichste Land der Welt. Krankenhäuser und Krematorien sind überlastet, viele Medikamente ausverkauft.
Ausländische Experten bezweifeln chinesische Zahlen
Offizielle Zahlen über das Ausmaß der Infektionen werden nicht mehr veröffentlicht. Mitte Januar meldete Chinas Gesundheitskommission, dass rund 60 000 meist ältere Menschen seit Anfang Dezember an oder mit einer Corona-Infektion gestorben seien. Ausländische Experten halten die Zahlen aber für unrealistisch. dpa/CC