Der Flughafen Rostock-Laage will von NATO-Lieferanten profitieren
29. Januar 2023Der Flughafen Rostock-Laage möchte die Kerosinversorgung neu organisieren. Zu diesem Zweck entschied sich der zivile Flughafen, ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem kosovarischen Treibstofflieferanten Exfis zu gründen. Am Standort Rostock-Laage wird Exfis seine erste Niederlassung in Deutschland eröffnen.
Der Regionalflughafen gehört mit seinen gerade einmal 60.000 Passagieren im Jahr zu den kleinen Flughäfen und schreibt rote Zahlen. Das Unternehmen stellt sich aber mit der Zeitfracht Gruppe neu auf und möchte als Logistiker das Angebot ausbauen. Der Experte und Chefredakteur des Flugfachportals aerobuzz.de, Volker K. Thomalla, vermutet hinter dem ungewöhnlichen Joint Venture mit Exfis vor allem Kostengründe.
Der Standort soll für Fluggesellschaften attraktiver werden
„Die Treibstofflieferanten wie Shell oder BP vertreiben in der Regel Treibstoffe aus eigenen Raffinerien“, erklärt Thomalla. Der Experte vermutet, dass Exfis bei den Treibstoffen auf Raffinerieprodukte aus den großen südosteuropäischen Raffinerien zurückgreift. In den kosovarischen Medien wurde Exfis im Zusammenhang mit der Okta-Raffinerie bei Skopje in Mazedonien erwähnt. Exfis bietet spezielle Dienstleistungen für die NATO an, vor allem in Südosteuropa. Die Nordatlantische Allianz hat mit dem Unternehmen milliardenschwere Verträge für die Lieferung von Kraftstoffen und sonstige Versorgungsleistungen abgeschlossen.
Heinz-Joachim Schöttes, Leiter der Konzernkommunikation bei Zeitfracht, sagte dazu auf Anfrage des NDR: „Im letzten Jahr wurden rund 1,5 Millionen Liter verkauft. Unser bisheriger Treibstofflieferant war Shell. […] Wir sind in der neuen Aufstellung in der Lage, den Airlines an unserem Flughafen die Versorgung mit Kerosin wesentlich günstiger anzubieten als zuvor. Das erhöht die Attraktivität des Standorts für Fluggesellschaften weiter und bietet uns einen deutlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Flughäfen im Norden Deutschlands.“
Eine Alternative in der Krisenzeit
Dass die Beendigung der Zusammenarbeit mit Shell mit Preiserhöhungen und Lieferschwierigkeiten bei der PCK-Raffinerie in Schwedt, die zu 37,5 Prozent Shell gehört, zusammenhängen könnte, wollten weder Shell noch die PCK-Raffinerie kommentieren. Exfis hat auf die Anfrage des NDR nicht geantwortet.
Nachdem Deutschland die Versorgung mit Erdöl aus Russland am 1. Januar gestoppt hat, sank die Produktionsauslastung der PCK-Raffinerie um rund 50 Prozent, da aktuell lediglich die Hälfte des Erdöls, das in Schwedt verarbeitet wird, die Raffinerie erreicht. Die Raffinerie produziert unter anderem auch den Treibstoff Jet A-1, der für Düsenflugzeuge benötigt wird. Rostock-Laage will sich zusammen mit dem kosovarischen Partner ausreichend Treibstoff sichern und kann mit dem eigenen Angebot der Betankung für Fluglinien sowohl in der Passagierbeförderung als auch im Cargobereich attraktiver werden.