WHO: Schlimmste Naturkatastrophe in Türkei und Syrien seit 100 Jahren

WHO: Schlimmste Naturkatastrophe in Türkei und Syrien seit 100 Jahren

14. Februar 2023 Aus Von mvp-web
Das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation WHO hat zu umfassender Hilfe für die vielen Erdbebenopfer im türkisch-syrischen Grenzgebiet aufgerufen. WHO-Regionaldirektor Hans Kluge bezeichnete das Beben als schlimmste Naturkatastrophe in der Region sei einem Jahrhundert. Der Bedarf an Hilfe sei riesig und wachse mit jeder Stunde, sagte er auf einer Online-Pressekonferenz.

26 Millionen Menschen von Erdbeben betroffen

Rund 26 Millionen Menschen in der Türkei und Syrien bräuchten humanitäre Unterstützung. «Jetzt ist die Zeit für die internationale Gemeinschaft, dieselbe Großzügigkeit zu zeigen, die die Türkei im Laufe der Jahre anderen Nationen weltweit gezeigt hat», sagte er am Dienstag. Das Land beherberge die größte Flüchtlingsbevölkerung der Erde.

Helfer finden immer noch Überlebende

Die Suche nach Überlebenden ging trotz schwindender Hoffnung auch am achten Tag nach dem Beben weiter. In der Südosttürkei wurde Medienberichten zufolge noch vier Menschen lebend unter den Trümmern geborgen. In der Provinz Kahramanmaras hätten Helfer am Dienstagmorgen zwei 17 und 21 Jahre alte Brüder gerettet, berichteten die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu und der Sender CNN Türk. Sie lagen demnach 198 Stunden unter den Trümmern.

In der Provinz Adiyaman wurde demnach ein 18-Jähriger, der ebenfalls 198 Stunden verschüttet war, gerettet. In der Provinz Hatay wurde Anadolu zufolge eine 26 Jahre alte Frau sogar nach 201 Stunden unter den Trümmern lebend gerettet, eine 35-Jährige nach 205 Stunden. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht.

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«Wir erleben die schlimmste Naturkatastrophe in der WHO-Region Europa seit einem Jahrhundert», sagte WHO-Direktor Kluge über das Erdbeben, bei dem Zehntausende Menschen ums Leben gekommen sind. Das ganze Ausmaß und die wahren Kosten seien noch immer nicht klar. An die Betroffenen gerichtet betonte er: «Euer Leid ist immens, eure Trauer sitzt tief. Die WHO steht euch in der Stunde der Not – und immer – zur Seite.»

80 000 Menschen in ärztlicher Behandlung

Schätzungsweise eine Million Menschen hätten in der Türkei ihr Zuhause verloren, etwa 80 000 befänden sich nach Behördenangaben in Krankenhäusern. Dies stelle eine große Belastung für das Gesundheitssystem dar – das selbst durch die Katastrophe schweren Schaden genommen habe.

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WHO-Chef fordert zu Zusammenarbeit auf

Kluge forderte alle Beteiligten von der Regierung und der Zivilgesellschaft zur Zusammenarbeit auf, um die grenzüberschreitende Lieferung humanitärer Hilfe zwischen der Türkei und Syrien sowie innerhalb Syriens sicherzustellen. Die WHO zählt insgesamt mehr als 50 Länder zu ihrer Region Europa. Darunter sind neben der EU auch zahlreiche östlich davon gelegene Staaten wie die Türkei sowie mehrere zentralasiatische Länder.

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Zwei weitere Grenzübergänge sollen geöffnet werden

Zur Verbesserung der humanitären Hilfe in Syrien will Präsident Baschar al-Assad Diplomaten zufolge zwei weitere Grenzübergänge in die Türkei öffnen. Bab Al-Salam und Al Ra’ee sollten für drei Monate geöffnet werden, berichtete UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths dem UN-Sicherheitsrat am Montag mehreren Diplomaten zufolge. Griffiths hält sich derzeit in Syrien auf und traf Assad am Montag.

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Am frühen Montagmorgen vor einer Woche hatte ein erstes Beben der Stärke 7,7 um 2.17 Uhr (MEZ) die Südosttürkei erschüttert, Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6. Die Zahl der bestätigten Toten lag bis zum Dienstagmorgen in der Türkei und Syrien bei mehr als 37 500, mehr als 80 000 Menschen wurden verletzt. Tausende werden weiter vermisst. dpa/AB