Die Todesserie rund um russische Oligarchen und hochrangige Beamte reißt nicht ab: In St. Petersburg ist die Leiche von Marina Yankina entdeckt worden. Die 58-Jährige war Leiterin der Abteilung für finanzielle Unterstützung des westlichen Militärbezirks im russischen Verteidigungsministerium.
Hintergrund: Mysteriöse Todesfälle unter Oligarchen – eine Chronik (Tagesspiegel, Abo)
Fenstersturz wohl Todesursache
Laut russischen Medien ist die Frau offenbar aus dem Fenster gestürzt. «Auf dem Gemeinschaftsbalkon des 16. Stocks wurden Sachen und Unterlagen einer 58-jährigen Frau gefunden – nun ermitteln die Ermittlungsbehörden alle Einzelheiten und Hintergründe des Vorfalls», zitiert der russische Nachrichtensender RBC den Pressedienst des Wehrkreises West. Dem Bericht zufolge soll der Tod Yankinas jedoch bereits als Suizid gewertet werden.
Der Militärbezirk, in dem Yankina arbeitete, stand im vergangenen Herbst unter besonderer Aufmerksamkeit. Mehrere Beamte musste ihren Posten räumen und wurden laut dem amerikanischen Institute for the Study of War (ISW) zu «Sündenböcken für die Misserfolge in der Region Charkiw und in Lyman» gemacht.
Zweiter Todesfall innerhalb einer Woche
Bereits Anfang der Woche wurde ein weiterer Todesfall eines russischen Beamten gemeldet. Der erst im Januar entlassene stellvertretende Leiter einer Hauptdirektion im russischen Innenministerium wurde leblos in seinem Landhaus nahe Moskau aufgefunden.
Auch bei Wladimir Makarow wird laut der russischen Nachrichtenagentur «Tass» von einem Freitod ausgegangen. Einzelheiten zur Begründung werden in dem Bericht nicht genannt. Der russischen Tageszeitung «Moskowski Komsomolez» zufolge aber habe Makarow einen Tag vor seinem Tod einen Nervenzusammenbruch erlitten. Demnach kam er mit seiner Entlassung nicht klar.
Makarow hatte im Innenministerium vor seiner Entlassung in der Extremismusbekämpfung gearbeitet. In Russland werden häufig auch unabhängige Journalisten sowie Oppositionelle des Extremismus bezichtigt, um sie mundtot zu machen.
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine häufen sich die Todesfälle prominenter Russen. Oft werden die Fälle mit der Begründung Selbstverschuldung zu den Akten gelegt. Auch sind Fensterstürze nicht selten.
Hintergrund: Die mysteriösen Fensterstürze in Russland (rnd)
Hinweis: Suizid ist ein wichtiges gesellschaftliches Problem und hat viele Ursachen. Wenn Sie zu den Betroffenen gehören oder sich Sorgen um einen Mitmenschen machen, finden Sie hier ein Hilfsangebot und Anlaufstellen.