Geiselnahme in Karlsruhe: 20-Jähriger handelte allein

Geiselnahme in Karlsruhe: 20-Jähriger handelte allein

11. März 2023 Aus Von mvp-web
Nach der stundenlangen Geiselnahme in einer Apotheke in der Karlsruher Innenstadt laufen die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat. Ein polizeibekannter 20-Jähriger hatte nach Angaben der Polizei am Freitag elf Geiseln in seiner Gewalt – fast fünf Stunden lang. Schließlich erfolgte der Zugriff durch Spezialkräfte, wie ein Polizeisprecher vor Ort sagte. Nach ersten Erkenntnissen blieben alle Geiseln und auch der Täter körperlich unverletzt.

Inzwischen ist der mutmaßliche Geiselnehmer in Untersuchungshaft gekommen. Wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten, erließ ein Richter am Samstag Haftbefehl gegen den 20 Jahre alten Verdächtigen wegen des Vorwurfs der Geiselnahme.

Keine Mittäterin involviert

Nach Angaben der Polizei handelte der mutmaßliche Täter allein. Der anfängliche Verdacht, dass der Mann eine Mittäterin gehabt haben könnte, habe sich nicht bestätigt: «Der 20-Jährige hat allein agiert.» Von den anfangs elf Geiseln hätten sich neun in dem Gebäude verstecken können. Zwei Menschen seien weiter in der Gewalt des Verdächtigen gewesen.

Bei der Tat am Vorabend in einer Apotheke in der Innenstadt habe er eine Schreckschusswaffe bei sich gehabt, sagte ein Sprecher am Samstag. Die Geiselnahme begann gegen 16.30 Uhr, die Einsatzkräfte hatten sehr schnell Kontakt «in die Apotheke hinein», wie es hieß. Sie sperrten das Gebiet weiträumig ab. Nach fast fünf Stunden, gegen 21.10 Uhr, stürmten Spezialkräfte die Apotheke und beendeten die Geiselnahme.

Der Geiselnehmer wurde überwältigt und festgenommen. Der deutsche Beschuldigte ist den Angaben zufolge bereits polizeibekannt. Er habe in der Vergangenheit unter anderem wegen Gewalt- und Eigentumsdelikten Strafanzeigen bekommen.

Schule als Unterschlupf für Bewohnende

Augenzeugen hatten kurz vor der Beendigung der Geiselnahme von zwei lauten Knallgeräuschen berichtet, Polizisten seien auf die Apotheke zugelaufen. Auch nach der Festnahme durchsuchten Polizisten das Gebäude – um sicherzustellen, dass sich nicht noch ein weiterer Täter versteckt, wie der Sprecher schilderte.

Eine Gefahr für die Bevölkerung bestand nach Einschätzung der Einsatzkräfte nicht. Trotzdem rief die Polizei die Menschen dazu auf, das Einsatzgebiet zu meiden und den Anweisungen der Einsatzkräfte Folge zu leisten. Für Bewohnerinnen und Bewohner wurde eine Schule zum Unterkommen geöffnet.

Die Karlsruher Messe sagte wegen der Lage zwei Abendveranstaltungen kurzfristig ab. Ein Event mit Hundetrainer Martin Rütter sowie ein Meisterkonzert seien betroffen, sagte eine Sprecherin der Messe auf Anfrage.

Lokale Berichterstattung

Karlsruher Oberbürgermeister: «Tief betroffen»

Der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup zeigte sich erschüttert über die Geiselnahme und erleichtert über deren Ende. «Es macht mich tief betroffen, dass es in unserer Mitte solch eine Tat gab», sagte der SPD-Politiker am Abend. Zugleich betonte er: «Karlsruhe ist erleichtert, dass diese gefährliche Situation unblutig beendet wurde.» Er dankte im Namen der Stadt den Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Sie hätten das Leben der Geiseln geschützt. Mentrup wünschte den befreiten Geiseln, «dass sie die schrecklichen Erlebnisse bald hinter sich lassen können». dpa/vfe/gut