Kritik an Corona-Lockerungen für Schulen und Kitas in MV

8. Mai 2020 Aus Von mvp-web

Die Landesregierung erntet für ihre am Donnerstag beschlossenen Lockerungen an Schulen und Kitas in Mecklenburg-Vorpommern viel Kritik.

Das Versprechen von Bildungsministerin Bettina Martin (SPD), wonach jeder Schüler vor den Sommerferien noch ein schulisches Angebot bekommen und Unterricht mit seinen Lehrern haben soll, stellt viele Schulen vor enorme Planungsaufgaben. Sie müssen die Tage für die einzelnen Klassenstufen sortieren sowie ausreichend Räume und Lehrer organisieren. Das Infektionsschutzgesetz und die damit verbundenen Hygienevorschriften machen dies nötig.

GEW für systematische Testung auf Corona

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert zudem, die geplante Öffnung der Kitas und Schulen im Land mit systematischen Corona-Tests zu begleiten. Der Gesundheitsschutz aller Beteiligten müsse im Vordergrund stehen. Zumindest die Beschäftigten, besser auch noch die Kinder und Jugendlichen, sollten systematisch auf Corona getestet werden – unabhängig von Symptomen. Das fordern die GEW-Landesvorsitzenden Anett Lindner und Maik Walm. Die Gewerkschaft begrüßte aber grundsätzlich, dass alle Kinder in nächster Zeit wieder Zugang zu ihren Schulen und Kitas bekommen. Risikogruppen und Beschäftigte mit gefährdeten Angehörigen dürften dabei aber nicht aus dem Blick geraten. Die GEW fordert deshalb auch, alle Bildungseinrichtungen bei Bedarf mit Alltagsmasken und einem Kontingent an Spezialmasken auszustatten.

Für alle weiteren Schritte, auch mit Blick auf den angestrebten Regelbetrieb in den Kitas und Horten sowie auf den Schuljahresbeginn an den Schulen, fordert die GEW das Land auf, die Interessenvertretungen besser mit einzubinden – für den Schulbereich mindestens den Landesschulbeirat.

Sozialsenator Bockhahn fordert Lösungen vom Land

Rostocks Sozialsenator Steffen Bockhahn (Die Linke) bringt seine Kritik deutlich zum Ausdruck. Das Vorhaben der Landesregierung sei nicht umsetzbar. Einiges sei auch nicht praktikabel, wie etwa der Vorschlag des Landes, zusätzliche Räume anzumieten oder Container aufzustellen. Der Linken-Politiker fordert Lösungen vom Land, statt es den Kommunen zu überlassen.

Keine offizielle Anweisung der Landesregierung

Die Kreisverwaltung Mecklenburgische-Seenplatte ist von den beschlossenen Corona-Lockerungen überrascht worden. Bisher liege dem Landkreis von der Landesregierung keine rechtsverbindliche Anweisung zur Wiederöffnung der Kitas vor. Deshalb kann auch noch keine Organisation erfolgen, teilte Kreissprecherin Haidrun Pergande auf Anfrage von NDR 1 Radio MV mit. Eine Kita-Leiterin aus der Haff-Region sprach von einem „Schlag ins Kontor“. Die Betreuung der Kinder müsse nun kurzfristig über das Wochenende organisiert werden. Auch im Kreis Nordwestmecklenburg haben viele Bürgermeister Klärungsbedarf. Da auch ihnen aber die Verordnung des Bildungsministerium bis Freitagmittag nicht vorlag, können sie noch nicht in die Detailplanung einsteigen.

Viele Nachfragen der Eltern

In Vorpommern beklagen Eltern, die in der Hotelerie und der Gastronomie arbeiten, die 3,5-Stunden-Regelung der Betreuung. Damit sei ihnen wenig geholfen, wenn sie wieder voll arbeiten müssten, heißt es von Kita-Leitungen in Vorpommern. Sie sind seit Freitag mit vielen Nachfragen von Eltern konfrontiert. Und auch darüber hinaus wären noch einige Probleme zu lösen: So seien etwa viele Einrichtungen zu klein, um die Abstandsregeln umzusetzen. Beim Personal gehören zudem einige Erzieherinnen aufgrund ihres Alters zu Risikogruppe. Die Kita-Träger warten derzeit auf Anweisungen der Jugendämter. Laut einem Sprecher des Kreises Vorpommern-Greifswald werde daran derzeit noch gearbeitet.

Stand: 08.05.2020 12:20 Uhr  – NDR 1 Radio MV