Bund prüft LNG-Terminal in Mukran: Kritik an Alternative

Bund prüft LNG-Terminal in Mukran: Kritik an Alternative

23. März 2023 Aus Von mvp-web
Stand: 23.03.2023 05:40 Uhr

Der Standort für das zweite LNG-Terminal in Mecklenburg-Vorpommern bleibt umstritten. Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Planungen für eine Anlage vor Sellin auf Rügen nach heftiger Kritik zwar zurückgezogen, aber auch die Alternative stößt auf massive Bedenken.

Nach NDR Informationen prüft das Bundeswirtschaftswirtschaftsministerium nun den Hafen Sassnitz-Mukran als Standort für ein zweites LNG-Terminal in Mecklenburg-Vorpommern und präferiert diesen sogar. Eine Entscheidung soll schon bald getroffen werden. Die Schweriner Landesregierung hat die Neuigkeiten vorsichtig begrüßt. „Es ist gut, dass die Bundesregierung nach Alternativen zu Sellin sucht“, erklärte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). Die Suche bleibe schwierig, denn das Ziel Energiesicherheit müsse mit der Akzeptanz bei der Bevölkerung sowie dem Tourismus in Einklang gebracht werden.

Meyer: Bund hat „verstanden“

Auch Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) begrüßte die Befassung Berlins mit einem Alternativstandort. „Wir brauchen eine Lösung, die auf mehr Akzeptanz stößt als ein Standort fünf Kilometer vor Sellin. Das hat der Bund verstanden.“ Die Landesregierung habe in der Angelegenheit viele Gespräche mit dem Bund geführt, damit der Bund nach einer Alternative suche. „Das haben wir erreicht und der Bund prüft jetzt Alternativen weiter raus auf See, in Mukran und in Rostock“, so Meyer am Mittwoch.

LNG-Terminal: Habeck prüft Standort Mukran

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) rückt vom bisher geplanten Standort des Flüssigerdgas-Terminal vor Rügens Küste ab. Das Ministerium prüfe jetzt den Standort Hafen Mukran als Alternative zu Sellin, hieß es.

Backhaus: „Ist der Bedarf überhaupt wirklich notwendig?“

Umweltminister Till Backhaus (SPD) sagte dem NDR in MV, er sei erleichtert, dass das Bundeswirtschaftsministerium die zahlreichen Bedenken, die die Landesregierung vorgetragen habe, anerkenne. „Im Übrigen werden wir als Ministerium die sogenannte positive Prognose abgeben müssen. Und da stellt sich die Frage: Sind Alternativen geprüft worden?“

Laut Backhaus gibt es neben Mukran die beiden weiteren Alternativen eines Standorts weiter entfernt von der Küste auf der Ostsee sowie die Nutzung einer dort bereits verlegten Nord-Stream-Leitung. „Diese Fragen stehen im Raum.“ Zugleich sei zu fragen, „ist der Bedarf überhaupt wirklich notwendig? Das muss alles noch bewiesen und nachgewiesen werden.“ Dann werde der Bund eine entsprechende Planung vorlegen müssen. „Und darauf warten wir.“

Landrat Kerth: Auswirkungen auf Anwohner und Tourismus prüfen

Backhaus sagte weiter, dass LNG langfristig keine Zukunft habe. Deshalb sei es bei der Wahl des Standortes wichtig, dass dieser auch wasserstofffähig und für andere alternative Energien nutzbar sein müsse. Der Landrat von Vorpommern-Rügen, Stefan Kerth (SPD), erklärte gegenüber dem NDR in MV, dass bei der Betrachtung des Standortes Mukran auch die Auswirkungen auf die Anwohner und den lokalen Tourismus geprüft werden müssten. Der Betreiber RWE teilte auf Anfrage mit, dass man mögliche Standorte nicht bewerten möchte. Die Geschäftsführung des Hafens in Mukran wollte sich am Mittwoch nicht äußern.

Gemeinden auf Rügen: Rügen insgesamt aus Planungen herausnehmen

Für die Gemeinden im Südosten Rügens ist die Verlagerung der Pläne für ein Terminal für Flüssigerdgas (LNG) von der Küste vor Sellin nach Mukran kein Grund zur Freude. „Der Standort Mukran ist definitiv keine passende Alternative für ein LNG-Terminal“, heißt es in einer Mitteilung mehrerer Bürgermeister vom Mittwoch. Die Gemeindevertreter vom Südosten der Insel forderten, Rügen müsse insgesamt von den LNG-Planungen der Bundesregierung ausgenommen werden. Die Erklärung stammt von den Ostseebädern Mönchgut, Sellin, Baabe, Göhren und Binz.

Seit Wochen heftige Kritik gegen Pläne

Gegen die Pläne vor Rügens Küste gibt es schon seit Wochen heftigen Widerstand aus den Gemeinden und der Bevölkerung. Ungeachtet der Proteste aus der Bevölkerung und der Ablehnung durch die Landesregierung waren am Wochenende vor Sellin erste Sondierungsarbeiten für den Bau eines Terminals mit zwei Anlegern für Spezialschiffe zur Anlandung von Flüssigerdgas (LNG) angelaufen.