Schwesig: „Wichtig, dass nicht alles dicht bleibt“

9. Mai 2020 Aus Von mvp-web

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sieht das Land in der Corona-Krise auf dem Weg in eine „neue Normalität“. Die Corona-Krise bringe die Gesellschaft auseinander, sagte sie im Interview mit dem NDR Mecklenburg-Vorpommern.

Es gebe einerseits viele Leute, die gerade sehr hart arbeiten würden, „und auf der anderen Seite gibt es Leute, die dürfen nicht arbeiten. Die stehen vor Existenzproblemen“. Das bringe eine sehr große Unwucht. „Deshalb ist mein Ziel, dass wir wieder alle zurück zu unserer Normalität kommen, das wird aber eine neue Normalität sein“, die unter dem Zeichen des Schutzes vor dem Virus stehe.

Schwesig: Auf dem Weg in eine „neue Normalität“

NDR 1 Radio MV – 08.05.2020 19:00 Uhr

„Die Corona-Krise bringt die Gesellschaft auseinander.“ Darum sei es wichtig, dass nicht alles dicht bleibt, sagte MVs Ministerpräsidentin Manuela Schwesig im NDR Interview.

Der am Donnerstag vom Kabinett beschlossene Fahrplan für weitere Corona-Lockerungen solle helfen, dass alle Menschen wieder arbeiten und alle Kinder in Schulen und Kitas gehen können. „Mir ist wichtig, dass nicht alles dicht bleibt, sondern dass wir wieder in den Alltag kommen, aber wir müssen auf Dinge achten, den Mundschutz etwa.“

„Wir müssen uns stückweise herantasten“

Schwesig verteidigte sich gegen die Kritik an der schrittweisen Rückkehr zum eingeschränkten Regelbetrieb in den Schulen und Kitas. Am 18. Mai dürfen Vorschulkinder wieder zurück in die Kitas und am 25. Mai alle übrigen Kinder. Allerdings werden sie werktäglich womöglich nur 3,5 Stunden betreut. Schwesig verwies auf die Zwänge durch die strikten Schutzregeln wie Abstandsgebote und dass Gruppen räumlich und zeitlich voneinander getrennt betreut werden sollen. Vor ähnlichen Problemen stünden die Schulen. Dort werden die Schüler zunächst nur einmal pro Woche unterrichtet. „Wir holen erstmal Stück für Stück die Schüler zurück. Wenn wir damit gute Erfahrungen machen, dann haben wir die Möglichkeit, das System wieder hochzufahren. Wir müssen uns stückweise herantasten“, sagte Schwesig. Wichtig sei ihr die Gesundheit der Kinder. Unter Virologen sei unklar, was das Coronavirus genau mit den Kindern mache.

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Lockerungen „nicht übereilt“

Dass manche Schüler durch die Corona-Krise ein halbes Jahr verloren haben könnten, glaubt Schwesig nicht. Sie habe sehr großen Respekt vor den Schülern. Die Pandemie sei auch für Erwachsene eine bedrohliche Situation. Die Schüler hätten sich all dem stellen müssen. Gerade jüngere Schüler hätten früher lernen müssen, selbstständig zu werden. Das sei eine wichtige Erfahrung, die „viel mehr wert sei als eine Note in einem Fach“. Schwesig meint auch nicht, dass die Lockerungen zu früh kommen. „Wir haben es in Mecklenburg-Vorpommern nicht übereilt gemacht.“ In anderen Bundesländern hätten Schulen wieder geschlossen werden müssen, weil Infektionen aufgetreten waren.

„Veranstaltungen sind Corona-Herde“

Seit Donnerstag herrscht auch Klarheit darüber, ab wie vielen Personen Veranstaltungen als Großveranstaltungen definiert werden. In Mecklenburg-Vorpommern ist dies ab 200 Personen im Innenbereich und 500 Personen im Außenbereich der Fall. In einem ersten Schritt werden im Nordosten jedoch nur Veranstaltungen mit maximal 75 Personen im Innenbereich und 150 Personen im Außenbereich erlaubt. „Die Veranstaltungen sind ein Punkt gewesen, wo Corona-Herde entstanden sind. Deshalb sind wir bei Veranstaltungen vorsichtig. Wir hoffen, mit diesem vorsichtigen Schritt einige neue Angebote zu machen.“

Schwesig: Große Mehrheit der Menschen verantwortungsbewusst

Mit Blick auf die strikten Kontakt- und Hygieneregeln lobte Schwesig das Verhalten der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern während der Corona-Krise. „Ich setze auf die Vernunft der Bevölkerung und ich habe da ein großes Vertrauen. Ich habe in den letzten acht Wochen erlebt, dass wir dieses Vertrauen auch haben können.“ Die große Mehrheit habe sich verantwortungsbewusst verhalten. Man könne nicht alle Beschränkungen kontrollieren und müsse das auch gar nicht. „Die Bürgerinnen und Bürger erwarten und sagen aber schon: Stellt bitte Regeln auf, wie es gehen soll.“

Stand: 08.05.2020 19:26 Uhr  – NDR 1 Radio MV