Aktuelle Lage im TickerLandkreis in Sachsen hat Inzidenz von 818,6 – Niederlande sitzen auf 175.000 Dosen, impfen aber nicht
1. Januar 2021Top-News zur Coronavirus-Pandemie an Neujahr 2021
- Vogtland und Kreis Meißen weiter bundesweite Corona-Hotspots (12.54 Uhr)
- Kritik an Impfstrategie der Niederlande – 175.000 Dosen ungenutzt (10.11 Uhr)
- Särge stapeln sich in Wuppertal (8.31 Uhr)
Britische Ärzte-Verbände warnen vor Burnout des Krankenhaus-Personals
18.56 Uhr: Britische Mediziner-Verbände haben angesichts der extrem angespannten Corona-Situation in Großbritannien vor einer Überlastung des Krankenhaus-Personals gewarnt. „Wir sind quasi auf Gefechtsstationen“, sagte der Vize-Präsident des Royal College of Emergency Medicine dem Sender BBC am Freitag. „Es gibt große Sorgen wegen Burnouts.“ Zwar sei das Personal auf den Nofall- und Intensivstationen auf harte Zeiten vorbereitet, aber die Ärztinnen und Pfleger seien müde, frustriert und ausgelaugt, so wie jeder andere auch.
An Neujahr meldeten die Behörden mehr als 53.000 neue Corona-Fälle in Großbritannien sowie 613 Todesfälle. Insgesamt sind seit Beginn der Pandemie mehr als 82.000 Menschen an oder mit Covid-19 gestorben. Durch eine neue und womöglich sehr ansteckende Virus-Variante, die sich vor allem in London und im Süden Englands derzeit sehr stark ausbreitet, steht Großbritannien besonders unter Druck.
Notfall-Krankenhäuser werden bereits auf ihren Einsatz vorbereitet, da die Intensivstationen unter anderem in London überlastet sind.
Dutzende Corona-Todesfälle nach Nikolausfeier in belgischem Altenheim
16.35 Uhr: Tragische Folgen einer Nikolausfeier: Im belgischen Mol sind nach dem Besuch eines Weihnachtsmanns Anfang Dezember inzwischen mindestens 26 Bewohner eines Altenheims an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben. Dies bestätigte der Sprecher der zuständigen Gesundheitsbehörde, Joris Moonens, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.
Bei dem Darsteller des Nikolaus war nach dem Besuch im Heim in der Provinz Antwerpen eine Corona-Infektion festgestellt worden. Später wurden Ansteckungen mit demselben Virusstamm unter Bewohnern und Mitarbeitern in der Einrichtung mit 179 alten Menschen entdeckt, wie Moonens sagte. Die Nachrichtenagentur Belga berichtete von 85 positiven Coronatests unter den Bewohnern und 40 weiteren beim Personal.
Moonens sagte jedoch, es sei vermutlich nie zu klären, ob wirklich der Nikolaus-Darsteller die Menschen angesteckt habe oder ob er sich dort die Infektion geholt habe. Ob die allgemeinen Hygieneregeln bei der Veranstaltung eingehalten wurden, ist nach Worten des Sprechers ebenfalls ungeklärt. Es gebe dazu unterschiedliche Darstellungen und die Nachforschungen liefen noch. Aber: „Alle sind sich einig, dass es keine gute Idee war, eine solche Veranstaltung in einer so schwierigen Zeit zu organisieren“, sagte Moonens.
Impfstoff-Mangel in Deutschland: Medizinerin wirft Verantwortlichen „grobes Versagen“ vor
18:23 Uhr: Neurologin Frauke Zipp übt scharfe Kritik an der Bundesregierung. Man habe es versäumt, genügend Impfdosen für die Bevölkerung zu sichern – und das trotz der Tatsache, dass das deutsche Unternehmen Biontech einen hervorragenden Impfstoff in Deutschland selbst entwickelt hat. „Ich halte die derzeitige Situation für grobes Versagen der Verantwortlichen“, sagte sie der „WELT“. „Vor kurzem gab es noch offizielle Totengedenken, jetzt zählt offenbar nicht mehr jeder Tag, an dem Menschenleben gerettet werden könnten. Jetzt wird Geduld eingefordert.“
Zipp ist Direktorin der Klinik und Poliklinik für Neurologie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz sowie Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Während beispielsweise die USA sich bereits im Juli bis zu 600 Millionen Dosen der Impfstoffe von Biontech und Pfizer gesichert hatte, teilen sich die 27 EU-Mitgliedsstaaten die erst im November bestellten 300 Millionen Dosen auf.
Laut Zipp wäre die Bestellung bei den schon damals Erfolg versprechenden Pharmakonzernen Biontech, Curevac, Moderna und AstraZeneca der Bundesrepublik deutlich günstiger gekommen als die Summen, die aktuell in die Stabilisierung der Wirtschaft gesteckt werden. 100 Millionen Impfdosen für 60 Prozent der Bundesbürger hätten demnach zehn Milliarden Euro gekostet.
Bundesregierung erwartet bis Anfang Februar noch 2,68 Millionen Impfdosen
17.36 Uhr: Die Bundesregierung erwartet bis Anfang Februar noch 2,68 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs von Biontech. Die nächste Lieferung an die Länder sei weiterhin für den 8. Januar geplant, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag auf Twitter mit. Insgesamt sind bis einschließlich 1. Februar vier Liefertermine vorgesehen. Das entspricht den bereits bekannten Plänen, nach denen zunächst rund 670.000 Impfdosen pro Woche geliefert werden sollen. Inklusive der Lieferungen aus dem alten Jahr wären es dann insgesamt 3,98 Millionen Dosen.
Im Verlauf des Monats könnte allerdings weiterer Impfstoff vom Hersteller Moderna dazukommen. Das Ministeriums rechnet damit, dass dieser am 6. Januar zugelassen wird. „Die genauen Lieferpläne für diesen Impfstoff werden wir dann zügig mit der EU und dem Unternehmen abstimmen“, hieß es am Freitag. Im Laufe des ersten Quartals seien außerdem weitere Zulassungen wahrscheinlich.
Seit dem Start der großangelegten Impfkampagne gibt es immer wieder Kritik, weil zu Beginn nicht genügend Impfstoff für alle zur Verfügung steht. Der Hersteller Biontech lotet nun aus, ob mit neuen Kooperationspartnern mehr produziert werden kann. Das sei allerdings nicht von heute auf morgen zu realisieren, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin. Erst Ende Januar werde man wissen, ob mehr hergestellt werden könne. Bundesweit wurden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bisher gut 165.000 Menschen mit dem Biontech-Impfstoff gegen Corona geimpft. Allerdings hinken die Meldungen an das RKi teilweise der Zahl realer Impfungen in den Bundesländern hinterher.
Promis bevorzugt geimpft? Polens Regierung will Vorfall untersuchen
17.07 Uhr: Nach einer Corona-Impfaktion mit Prominenten droht der Medizinischen Universität in Warschau möglicherweise großer Ärger. Eine Kontrolle an der Uni-Klinik solle in den kommenden Tagen klären, ob es dort zu einem Regelverstoß gekommen sei, kündigte Polens Gesundheitsminister Adam Niedzielski am Freitag an. Es sei absolut inakzeptabel, wenn Corona-Impfungen nicht nach den festgelegten Regeln, sondern nach „Kriterien der Privilegierung“ von Krankenhausleitern vergeben würden. Sollte sich der Verdacht bestätigen, erwarte er personelle Konsequenzen, sagte Niedzielski weiter. In Polen sieht die erste Phase des Impfplans vor, dass medizinisches Personal und Rettungssanitäter geimpft werden sollen.
Am Donnerstag hatte die Warschauer Medizinische Universität bekanntgeben, von der Agentur für Materialreserven 450 zusätzliche Impfdosen erhalten zu haben. Da diese bis Ende des Jahres 2020 hätten genutzt werden müssen, habe man sich entschieden, 300 Mitarbeiter des Krankenhauses und 150 Angehörige von Mitarbeitern sowie „Patienten des Krankenhauses und seiner Niederlassungen“ zu impfen, „darunter auch bekannte Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur (18 Personen)“. Diese Promis hätten eingewilligt, später als Botschafter einer Impfkampagne zu fungieren. Die Sprecherin der Medizinischen Universität wollte der Agentur PAP zufolge nicht sagen, um welche Prominenten es sich genau handelte.
Dänische Königin Margrethe gegen Coronavirus geimpft
15.53 Uhr: Die dänische Königin Margrethe II. (80) ist an Neujahr gegen das Coronavirus geimpft worden. Das teilte das dänische Königshaus am Freitagnachmittag mit. Ihre zweite Impfung erhält die Monarchin demnach in rund drei Wochen.
Der Impfstoff der Mainzer Firma Biontech und des US-Pharmariesen Pfizer war kurz vor Weihnachten in der EU zugelassen worden. In Dänemark waren die ersten Menschen am 27. Dezember gegen Corona geimpft worden. Mittlerweile haben knapp 30.000 Menschen im Land ihre erste Impfdosis erhalten, das entspricht in etwa 0,5 Prozent der dänischen Bevölkerung.
Neue RKI-Zahlen: Mehr als 165.000 Menschen in Deutschland gegen das Coronavirus geimpft
15.12 Uhr: Mehr als 160.000 Menschen in Deutschland wurden bislang gegen das Coronavirus geimpft. Bis Freitagmittag (Stand 12.30 Uhr) wurden insgesamt 165.575 Impfungen an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet. Im Vergleich zum Vortag stieg die Zahl der Geimpften um 31.846, wie aus den RKI-Angaben hervorgeht. Diese Zahl könne allerdings auch Nachmeldungen enthalten und spiegele nicht die Zahl der an einem Tag tatsächlich Geimpften wider, betont das RKI.
Unter den Geimpften sind 71.590 Bewohner von Pflegeheimen. 77.253 Personen erhielten die Impfung aus beruflichen Gründen. Darunter fällt medizinisches Personal mit sehr hohem Ansteckungsrisiko sowie Personal in der Altenpflege. Insgesamt 39 214 Menschen wurden wegen ihres hohen Alters über 80 Jahre geimpft.
Die meisten Impfungen wurden bisher in Bayern erfasst (37.955), gefolgt von 24.924 in Nordrhein-Westfalen und 21.373 in Hessen. Die in absoluten Zahlen am wenigsten Impfungen wurden bisher in Thüringen (810), Bremen (1741) und Hamburg (2759) erfasst. Den Anteil der Geimpften an der Gesamtbevölkerung gibt das RKI zu Beginn der Impfkampagne nicht an.
Coronavirus: Vogtland und Kreis Meißen weiter bundesweite Hotspots
12.54 Uhr: Sachsen ist auch Anfang 2021 Negativ-Spitzenreiter in der Corona-Pandemie. Nach einer Übersicht des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitag gab es dort 334,5 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Der Vogtlandkreis und der Landkreis Meißen führen mit Sieben-Tage-Inzidenzen von 818,6 beziehungsweise 613,9 die Liste der Landkreise in Deutschland an. Der Durchschnittswert aller Bundesländer lag bei 141,9, die geringste Inzidenz hatte mit 26,3 die Stadt Rostock (Mecklenburg-Vorpommern).
Für den Freistaat Sachsen insgesamt wies das RKI-Dashboard (Stand: 1. Januar 2021 0.00 Uhr) 135 397 Corona-Infektionen seit Pandemie-Beginn im März 2020 aus. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion lag bei 3266. Nur noch Thüringen ist auf der RKI-Karte dunkelrot gefärbt, mit einer ausgewiesenen Inzidenz von 256,3. Bremen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein haben indes einen Wert von unter 100.
Coronavirus in Bayern: Bestatter und Krematorium ausgelastet
12.53 Uhr: Der städtische Bestattungsdienst in Nürnberg hat zurzeit so viel zu tun, dass er nicht mehr alle Aufträge annehmen kann. „Corona spielt eine Rolle. Wir haben ein erhöhtes Sterbeaufkommen“, sagte der stellvertretende Leiter der Friedhofsverwaltung Gerhard Wellenhöfer am Mittwoch. Ein weiterer Grund seien die üblichen Verzögerungen über die Feiertage. Auch in Coburg ist das Krematorium voll ausgelastet.
Coronavirus: Kritik an Impfstrategie der Niederlande – 175.000 Dosen ungenutzt
10.11 Uhr: In den Niederlanden nimmt die Kritik an der Corona-Impfstrategie zu. Obwohl in einem Speziallager im Osten des Landes bereits rund 175.000 Impfdosen der Hersteller Pfizer und Biontech lagern, will das Land erst am 8. Januar als letztes Land in der EU die ersten Menschen impfen und am 18. Januar landesweit starten. Trotz der Kritik will die Regierung den Start der Impfkampagne nicht vorziehen. Das sei aus logistischen Gründen nicht möglich. Der Fahrplan werde vorerst nicht verändert, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Donnerstag auf dpa-Anfrage in Den Haag.
Die Verbände der akuten medizinischen Versorgung hatten dringend an den Gesundheitsminister appelliert, bereits am kommenden Montag Pflegepersonal der Krankenhäuser und Intensivstationen gegen Covid-19 zu impfen. Dies könne schnell in den Krankenhäusern geregelt werden. Außerdem reichten die Vorräte an Impfdosen aus. Gesundheitsminister Hugo de Jonge will sich erst Anfang der kommenden Woche dazu äußern.
Coronavirus in Deutschland: Särge stapeln sich vor Wuppertaler Krematorium
08.31 Uhr: Erschreckende Berichte aus Wuppertal in Nordrhein-Westfalen: Das örtliche Krematorium ist ausgelastet, neu ankommende Särge stapeln sich einem Zelt vor dem Gebäude. „Um zusätzliche Flächen zu schaffen, hat die Stadt das Technische Hilfswerk gebeten, auf dem Gelände des Krematoriums ein Zelt aufzustellen, um dort die Särge abstellen zu können“, heißt es in einer Stellungnahme auf der Website der Stadt.
Wegen der Feiertage habe das Krematorium zuletzt seinen Betrieb zurückfahren müssen, hieß es, außerdem nehme die Stadt auch Särge aus umliegenden Gemeinden an. Seit Heiligabend sind nach offiziellen Angaben zwölf Menschen in Wuppertal am Coronavirus gestorben. Seit Beginn der Pandemie hatte die Stadt 218 Todesopfer zu beklagen.
Berliner Amtsarzt zum Coronavirus: Lockdown bis zum Frühjahr nötig
Freitag, 01. Januar 2021, 07.56 Uhr: Der Berliner Amtsarzt Patrick Larscheid hält einen Lockdown bis zum Frühjahr für unausweichlich – nicht allein in der Hauptstadt. „Wir haben weiter irre hohe Infektionszahlen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Nach dem Silvesterwochenende werden wir den Effekt der Weihnachtstage sehen.“ Es sei zu vermuten, dass die Mobilität im zweiten Lockdown nicht so stark nachgelassen habe wie beim ersten im Frühjahr.
Larscheid ist Amtsarzt im Berliner Bezirk Reinickendorf und spürt die Folgen der Pandemie jeden Tag. Die Möglichkeit der Impfung sei eine ganz tolle Sache, betonte er. Doch bislang sei unklar, ob die Geimpften das Virus nicht trotzdem weitertragen könnten. „Wir müssen bitte noch ein paar Monate durchhalten“, sagte Larscheid. „Man müsste jetzt einen Appell an die Bevölkerung richten, dass wir uns das alles zumuten müssen.“ Diesen Mumm sehe er im Moment zu wenig. „Aber wir haben den ethischen Konsens, dass wir die medizinischen Notwendigkeiten stärker gewichten wollen als die wirtschaftlichen“, betonte er.
In Berlin sei die Pandemie mit den jetzigen Methoden nicht wirkungsvoll kontrolliert, urteilte Larscheid. Ein Effekt sei praktisch nicht sichtbar, weil sich das Verhalten nicht ändere. „Ich weiß auch nicht, wie man das den Leuten das klarmachen soll. Denn ich kann jeden verstehen, der sagt: Ich bin so müde von alldem“, sagte der Amtsarzt. „Aber dann müssen wir schauen, was wir vielleicht alle gemeinsam nicht richtig machen. Und was müssen wir tun, damit wir alle aus dem Schlamassel schneller rauskommen?“ Das sei auch gut für den Zusammenhalt im neuen Jahr. „Das ist für mich der einzig sinnvolle Vorsatz: Dass wir uns jetzt gemeinsam richtig anstrengen, um diese Mist-Krankheit wegzudrängen“, ergänzte er.
Im Moment gebe es zum Beispiel in Berlin ein so hohes Infektionsgeschehen, dass es sich realistisch betrachtet ganz schwer kontrollieren lasse. „Natürlich wird es nach dem 10. Januar weitergehen mit einem Lockdown“, sagte er. „Vernünftigerweise sollte die Politik jetzt schon sagen: Bis Ende März oder bis Ende April kann sich nichts ändern.“ Oder: „Kommt mal alle runter von dem Trip, dass wir jede Woche das Ganze aufheben können. Eine Rolle rückwärts ist nicht möglich.“ In Berlin seien nur noch zwei Drittel der Intensivbetten frei für das normale Geschehen. „Das geht gar nicht auf Dauer.“