Geldautomaten im Fokus: Banken tun sich schwer mit Sicherung

Geldautomaten im Fokus: Banken tun sich schwer mit Sicherung

13. April 2023 Aus Von mvp-web
Stand: 13.04.2023 08:47 Uhr

Die Sparkassen und Banken in MV tun sich schwer, Geldautomaten mit Sicherheitssystemen aufzurüsten. Mehrere Innenminister der Länder prüfen eine gesetzliche Pflicht.

von Marco Dittmer

Mitten in der Nacht reißt ein ohrenbetäubender Knall Anwohner aus dem Schlaf. Scherben und Rahmenteile eines Schaufensters fliegen bis auf die gegenüberliegende Straßenseite. Benachbarte Läden werden durch Trümmerteile beschädigt. Die Explosion ereignet sich Anfang März in einer Bankfiliale in Lübz. Unbekannte Täter sprengen dort einen Geldautomaten in die Luft und fliehen mit der Beute.

Zahl der Geldautomatensprengungen in MV steigt

Wenige Wochen zuvor schlugen sogenannte Automatenknacker in Leezen bei Schwerin zu, davor in Zarrentin und Strasburg. In allen Fällen entkommen die Täter mit Geldsummen in unbekannter Höhe. Was zurückbleibt sind Trümmerlandschaften. Denn die Täter gehen bei ihren Überfällen zunehmend rücksichtsloser vor. So werden immer häufiger Feststoffsprengstoffe eingesetzt. Diese richten erheblich mehr Schaden im Umfeld der Automaten an, als beispielsweise Explosionen durch Gase.

 

Geldautomaten-Sprengungen: Das sind die Hotspots im Norden

Mit vier Automatensprengungen in diesem Jahr steigt auch in MV die Zahl der Überfälle. Die Innenministerien von Niedersachsen und Thüringen fordern auch gesetzliche Vorgaben, sollten es die Banken nicht schaffen, ihre Automaten in Zukunft freiwillig mit Sicherheitssystemen auszustatten, so wie es die Geldinstitute mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verabredet haben.

Aufrüstung könnte zu unwirtschaftlichen Geldautomaten führen

Das gestaltet sich zunehmend schwerer, wie der NDR nun erfährt. Ludger Weskamp, geschäftsführender Präsident des Ostdeutscher Sparkassenverbandes sagt: „Ich glaube, es gibt nicht die eine entscheidende Lösung, sondern viele kleine.“ Die in den Niederlanden erfolgreichen Sicherheitssysteme wie Farbmittel oder Klebstoffe in den Geldpatronen, seien nicht so einfach in Deutschland anzuwenden. „Erster Punkt ist, dass die Klebetechnik voraussetzt, dass die Bundesbank bereit ist, diese Banknoten auch zurückzunehmen und der Sparkasse den Betrag dann zu erstatten. Das war lange offen. Jetzt gibt es Signale, dass sich das ändert“, so Weskamp.

Zudem sei es aber technisch aufwendig, Automaten mit Sicherheitstechnik aufzurüsten. „Die Komplexität erhöht sich immer dann, wenn wir mit Chemikalien arbeiten“, so Weskamp weiter. Am Ende stellt sich noch die Frage der Wirtschaftlichkeit eines Standortes. „Denn etwas wollen wir alle nicht: Dass die Zahl der Geldautomaten abnimmt und der Service für die Menschen schlechter wird.“

Innenministerium MV: Denkbar sind Vorgaben des Bundes

Innenminister Christian Pegel (SPD) sagt: „In diesem Jahr ist mit vier Fällen für unser Land bereits eine Häufung erkennbar, die aber weit hinter der Betroffenheit anderer Länder zurückbleibt.“ Aber auch Pegel hält es für möglich, dass Banken künftig per Gesetz zum Schutz ihrer Automaten verpflichtet werden. „Denkbar wäre es zum Beispiel, dass der Bund verpflichtende Schutzmaßnahmen vorgibt wie das Unbrauchbarmachen des Geldes bei Sprengung durch Verkleben und Farbmarkierungen“, sagt Innenminister Christian Pegel. Zuvor müssten die Innenminister der Länder entscheiden, ob die Schutzmaßnahmen der Banken ausreichen.