Eingang zu einem Gerichtssaal. Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Zwei 15 und 16 Jahre alte Mädchen müssen sich seit Montag wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht Hannover verantworten. Sie sollen versucht haben, in Barsinghausen eine 14-Jährige von einem fünf Meter hohen Parkhausdeck zu stoßen.
«Weil die Angeklagten minderjährig sind, findet der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt», sagte eine Gerichtssprecherin. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wollten sie gewaltsam an das Handy der 14-Jährigen gelangen.
Opfer geschlagen und beraubt
Der angegriffenen Jugendlichen gelang laut Anklage im Oktober 2022 zunächst die Flucht aus dem Parkhaus. Schließlich soll das Duo sie gefunden und durch Schlagen und Treten die Herausgabe des Handys erzwungen haben. Es sind drei Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte nach dieser Planung am 4. Mai verkündet werden.
Häufen sich Gewalt-Fälle unter Kindern und Jugendlichen?
Der gewaltsame Tod der zwölfjährigen Luise im März 2023 hat viele Menschen in Deutschland bewegt und geschockt. Wenige Wochen später ist ein zehn Jahre altes Mädchen in einer Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung im oberfränkischen Wunsiedel tot aufgefunden worden. Die mutmaßlichen Täter sollen in beiden Fällen gleichaltrige Jugendliche gewesen sein.
Hintergrund: Wie mit den strafunmündigen Täterinnen im Fall Luise umgehen?
Wie kann es dazu kommen? Es gebe grundsätzlich ein großes Problem von körperlicher und emotionaler Gewalt an Schulen in Deutschland, auch in Form von Mobbing, sagte Sibylle Winter, Leiterin der Kinderschutz- und Traumaambulanz der Berliner Charité. «Das ist beunruhigend.»
Demnach werde an Schulen sehr viel Präventionsarbeit gebraucht – aber die Frage sei natürlich, wie das geleistet werden könne, sagte Winter. «Schulen sind seit 2020 auch verpflichtet, ein Schutzkonzept zu entwickeln, bei dem Vorbeugung ein Bestandteil ist.» Wichtig sei, dass Warnsignale von Erwachsenen erkannt würden.
Expertin: Mobbing erkennen und helfen
Gerade in Fällen von Mobbing brauchten Opfer Unterstützung von außen, wenn die Dynamik erst einmal eine gewisse Geschwindigkeit aufgenommen habe, sagte Winter allgemein über das Phänomen. «Sonst gibt es für das Kind kein Entrinnen mehr.»
Letztlich könne das auch dem Täter helfen: «Dem Täter geht es in der Regel ja auch nicht gut. Mobbing kann eine Bewältigungsstrategie bei geringem Selbstwert sein. Oder wenn man gelernt hat, dass Aggression zum Ziel führt. Oder auch eine Form der psychischen Auffälligkeit.» dpa/lev