Der Bund plant ein LNG-Terminal im Hafen Mukran

Der Bund plant ein LNG-Terminal im Hafen Mukran

9. Mai 2023 Aus Von mvp-web
Stand: 09.05.2023 14:46 Uhr

Der Bund hat sich im monatelangen Streit über den Bau eines neuen LNG-Terminals in Mecklenburg-Vorpommern festgelegt. Nach den Plänen von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) soll die Flüssig-Erdgas-Station im Hafen Mukran auf Rügen entstehen.

Der Bund will ein neues LNG-Terminal im Hafen von Mukran auf Rügen errichten. Ein entsprechendes Schreiben von Habeck an Landes-Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) liegt dem NDR vor. Jetzt soll es schnell gehen: Schon im Juni will der Bund die Genehmigungsanträge beim Bergamt Stralsund und dem Staatlichen Umweltamt einreichen. Es geht um eine rund 50 Kilometer lange Pipeline durch den Greifswalder Bodden vom Hafen Mukran zum zentralen Einspeiseort ins Gasnetz in Lubmin.

Gasversorgung weiterhin „auf Kante genäht“

Habeck hatte das Land bereist am vergangenen Freitag über die Pläne informiert, es gehe darum, „zügig eine Lösung für den LNG-Standort Mukran zu finden“. Deutschlands Gasversorgung bleibt nach Ansicht des Bundes „auf Kante genäht“, vor allem, wenn die kommenden Winter ungewöhnlich kalt sein sollten. Außerdem müsse man vorsorgen für den Fall, dass Russland seine noch laufenden Gas-Lieferungen über Land-Pipelines einstellt, bisher beziehe Europa über diesen Weg noch viel Erdgas.

LNG-Terminal auf See „technisch schwierig“

„Dass wir eine angespannte Versorgungssituation und kurzfristig weiteren Bedarf an LNG-Kapazitäten haben, steht damit außer Frage“, schrieb Habeck an seinen Schweriner Amtskollegen. Deshalb will der Grünen-Minister Vorkehrungen treffen. Der Seehafen Rostock falle als alternativer LNG-Standort aus, dort gehe es um den Öl-Umschlag. Eine LNG-Station weit draußen auf der Ostsee aufzubauen, sei technisch schwierig und ökologisch bedenklich. Der Hafen Mukran ist dagegen nach Habecks Ansicht am besten als LNG-Standort geeignet. Tanker mit Flüssiggas sollen dort ihre Ladung anlanden, in zwei FSRUs (Regasifizierungsschiffe) soll die Fracht in Erdgas umgewandelt werden und durch die neue Pipeline nach Lubmin transportiert werden.

Entlastung für Lubmin geplant

Der Hafen Mukran hat mit mehr als 14 Metern einen Tiefgang, der das Einlaufen von LNG-Schiffen ermöglichen soll. Außerdem bietet er ausreichend Platz für zwei FSRUs. Davon ist nur eines zusätzlich. Denn das zweite, das bisher in Lubmin liegende Regasifizierungsschiff „Neptune“, soll nach Mukran verlegt werden. Das Betreiberunternehmen, die Deutsche ReGas, würde die Pipeline zwischen Mukran und Lubmin nutzen. ReGas soll auch Betreiber der Anlage in Mukran sein, Habeck spricht von einer „vereinfachten Projektstruktur“. Ursprünglich war für das Terminal in Mukran das Energie-Unternehmen RWE im Gespräch. Der als Belastung für den Bodden angesehene Shuttleverkehr zwischen dem LNG-Terminal und dem Hafen Lubmin würde wegfallen, ebenso wie die Lärmbelastung am Standort Lubmin.

Minister will Gespräch mit der Bevölkerung suchen

In Mukran soll außerdem ein festes Terminal entstehen, das grünen Wasserstoff ins Netz einspeisen kann. Nach vorläufigen Plänen soll am Standort Ammoniak durch grünen Windstrom in Wasserstoff umgewandelt werden. Details dazu müssen noch geklärt werden. Landes-Wirtschaftsminister Meyer sagte, wichtig sei, vorher das Gespräch mit der Bevölkerung zu suchen. Wichtig sei auch, dass die Menschen von der Entscheidung für Mukran direkt etwas hätten. Meyer nannte Habecks Darstellung im Ganzen „überzeugend“.

Rügener LNG-Gegner: „Offene Ohren im Petitionsausschuss“

Die Gegner des geplanten Flüssigerdgasterminals glauben, den „Spirit Rügens“ in den Bundestag mitgebracht zu haben.

Der Bund hatte den Hafen Mukran bereits bei einem Besuch auf Rügen vor fast drei Wochen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Bundeswirtschaftsmininster Robert Habeck (Grüne) ins Spiel gebracht. Seit Monaten schon sorgen die LNG-Pläne auf Rügen für heftigen Widerstand auf der Insel. Am Montag erst erläuterten LNG-Gegner vor dem Petitionsausschuss des Bundestags die Gründe für ihre Ablehnung. Einige von ihnen hatten danach den Eindruck, auf offene Ohren gestoßen zu sein. Kritiker fürchten um die Umwelt und den für Rügen besonders wichtigen Tourismus. Auch die Schweriner Landesregierung hatte Zweifel angemeldet, dass das Terminal benötigt wird, und eine Darlegung des Bedarfs eingefordert.