Loreen aus Schweden gewinnt den Eurovision Song Contest 2023
14. Mai 2023Mit dem Titel „Tattoo“ hat Loreen aus Schweden das Finale des 67. Eurovision Song Contest in Liverpool gewonnen. Nach 2012 in Aserbaidschan ist das nun ihr zweiter ESC-Sieg.
Käärijä aus Finnland belegt mit dem Titel „Cha Cha Cha“ den zweiten Platz. Er galt im Vorfeld als Mitfavorit neben Loreen. Noa Kirel aus Israel steht mit „Unicorn“ auf Platz 3. Der deutsche Act Lord Of The Lost landet mit „Blood & Glitter“ auf dem letzten Platz.
Zweikampf zwischen Schweden und Finnland
Bereits nach dem Juryvoting liegt Loreen aus Schweden mit 340 Punkten fast uneinholbar vorne. Die 39-jährige Sängerin schüttelt immer wieder mit dem Kopf, sie wirkt noch ziemlich ungläubig. Loreen kennt das Gefühl zu gewinnen: 2012 holt sie in Baku den Sieg mit „Euphoria“. Ihr ärgster Konkurrent 2023 – Käärijä aus Finnland – bekommt lediglich 150 Zähler von den nationalen Jurys. Zwischenzeitlich bedeutet dies Platz vier. Doch die Publikumsabstimmung macht es nochmals spannend. 376 Stimmen von den Televotern katapultieren Käärijä an die Spitze.
Doch die finnische Freude währt nur kurz, Loreen zieht augenblicklich wieder vorbei. Um 1.00 Uhr steht schließlich fest: Schweden gewinnt nach 2015 wieder den ESC. Zuletzt holte Måns Zelmerlöw den Titel. Superlativ Schweden: Das skandinavische Land zieht mit Loreens Triumph nach Siegen mit Irland gleich.
Loreen: „I’m so happy, I’m so thankful“
Was für Außenstehende spannend wie ein Krimi klingt, ist für eingefleischte Fans schon lange Prophezeiung. Denn an diesem Abend ist genau das eingetreten, was im Vorfeld lange prognostiziert worden war. Schweden hat seit Wochen auf Platz eins bei den Buchmachern gestanden, mit großem Abstand vor Finnland. Die Freude ist trotz allem groß bei Loreen: „I’m so happy, I’m so thankful, this is for you“, ruft Loreen freudestrahlend, als sie die Trophäe vom letztjährigen Sieger Kalush Orchestra entgegennimmt.
Bitterer Abend für Deutschland und Lord Of The Lost
Für Deutschland ist dieser 13. Mai erneut ein bitterer Abend, am Ende heißt es für Lord Of The Lost Platz 26 mit nur 18 Punkten – dabei waren die Prognosen im Vorfeld nicht so schlecht. Über das Warum lässt sich nur spekulieren, denn der Auftritt der fünf Musiker aus Hamburg ist gut. Das Outfit glänzend, das Make-up konturiert. Der erste Ton von Sänger Chris Harms von „Blood & Glitter“ sitzt – und das Spiel mit dem Publikum auch. „Make some noise“, ruft Harms in die Menge, und die Halle jubelt zu dem Glamrock-Sound à la Rammstein. Doch seine güldenen Feuerflügel reichen nicht aus, sich in den Punkten weiter nach oben zu schwingen.
Marco Mengoni überzeugt gesanglich
Das gelingt einem anderen Big-Five-Land deutlich besser: Marco Mengoni singt großartig zu „Due vite“ – und bei der Inszenierung steht der Italiener in einem Lichtkegel, auf dem Boden der Bühne steigt langsam der Nebel auf. Das ist eher schlicht, aber wunderschön. „Ich singe für Liebe und Frieden“, sagt er im Green Room. In der Endabrechnung bedeutet dies Platz vier. Noch ein bisschen besser macht es Noa Kirel aus Israel. Zu „Unicorn“ zeigt die Sängerin eine perfekt choreografierte Tanzeinlage, während im Hintergrund riesige Einhörner auf der LED-Wand erscheinen. Mit der Superkraft des Fabelwesens springt Noa Kirel auf den Bronzeplatz.
Kalush Orchestra eindrucksvoll auf Händen getragen
Was bleibt noch von diesem Abend hängen? Gastgeber Liverpool und die Ukraine als Sieger von 2022 haben gezeigt, wie gut Musik Menschen verbindet. Das Motto „United By Music“ hat auch im Finale wieder eine große Rolle gespielt. Kalush Orchestra nehmen uns mit auf eine Reise in die Metrostation unter dem Maidan. Dort ist in Kriegszeiten ein Kunst- und Kulturzentrum entstanden. In Liverpool präsentiert die Band den Siegersong „Stefania“ und ihr neuestes Werk „Changes“. Dabei werden sie buchstäblich auf riesigen bunten Händen getragen. Sehr eindrucksvoll.
„You’ll Never Walk Alone“ – Musik verbindet Menschen
Ein Wiedersehen in der Musikstadt Liverpool gibt es auch mit Sam Ryder. Der Brite holte im vergangenen Jahr in Turin Platz zwei. Als Interval-Act singt er „Mountain“, begleitet von Roger Taylor, dem Schlagzeuger von Queen. Höhepunkt des Abends ist das „Liverpool Song Book“ – ehemalige ESC-Acts wieDuncan Laurence, Mahmood oder Netta singen Songs von musikalischen Größen Liverpools. Dazu gehören unter anderem John Lennons „Imagine“ – und die Hymne „You’ll Never Walk Alone“ von Gerry and the Pacemakers. Darin heißt es: „With hope in your heart, you’ll never walk alone.“ Musik kann Menschen verbinden und sie gemeinsam durch schwere Zeiten tragen. Ein tröstlicher Gedanke.
Großbritannien springt für die Ukraine ein
Das Finale des Eurovision Song Contest fand unter dem Motto „United By Music“ im britischen Liverpool statt. Aufgrund des russischen Angriffskrieges war Großbritannien für die Ukraine, das ESC-Gewinnerland des Vorjahres, eingesprungen. Es moderierten Julia Sanina, Graham Norton, Hannah Waddingham und Alesha Dixon. Der ukrainische ESC-Moderator Timur Miroshnychenko gehörte ebenfalls zum Präsentatoren-Team.
Deutsche Jury vergibt zwölf Punkte an Schweden
Katja Ebstein, Arne Ghosh, Anica Russo, Alina Süggeler und Kai Tölke haben als nationale Jury die Hälfte der deutschen Punkte vergeben. Ihre zwölf Punkte gingen an Loreen aus Schweden. Die Jurys bewerten beim ESC – anders als das TV-Publikum – nicht die Auftritte während der Show, sondern die zweite Generalprobe der Show am Abend davor. Dieses sogenannte Jury-Finale sehen die Jury-Mitglieder aller Länder in einer speziellen, nicht öffentlichen Übertragung.