Rostock: Dritte Zeugin gegen mutmaßlichen „Trauerschwindler“

Rostock: Dritte Zeugin gegen mutmaßlichen „Trauerschwindler“

16. Mai 2023 Aus Von mvp-web
Stand: 16.05.2023 04:34 Uhr

Im Prozess gegen einen 49 Jahre alten Bestatter am Amtsgericht in Rostock soll heute eine dritte Zeugin gehört werden. Die Bankangestellte Christine W. soll dem Mann 48.000 Euro geliehen und nur 8.000 Euro zurückbekommen haben.

von Katrin Kahlke

Kennengelernt hatte sie den Unternehmer, als er mit seiner Tochter und seinem Sohn zu ihr in die Bank kam. „Er wollte einen Firmenwagen anschaffen, er sagte, er habe ein supergutes Angebot“, erinnert sich W.. Es sei um seine Tochter gegangen, die sich gerade in der Gründungsphase eines Unternehmens befunden habe. „Ich war der Meinung, es handelt sich um ein traditionelles Familienunternehmen und das wird alles gut laufen und ich bekomme das Geld zurück.“ Anfangs habe der Unternehmer auch Geld zurückgezahlt, aber dann habe das aufgehört.

Bundesweit verfolgter Prozess

W. ist die dritte Zeugin in dem Prozess, der bundesweit große mediale Aufmerksamkeit bekommt. Ausgelöst auch durch die True-Crime-Serie „Der Trauerschwindler“ in der ARD-Mediathek, in der mehrere Opfer des mutmaßlichen Betrügers zu Wort kommen. Der Mann soll laut Anklage drei Frauen um insgesamt mehr als 200.000 Euro betrogen haben. Er soll Liebesbeziehungen zu ihnen unterhalten und die emotionale Lage der Frauen, unter anderem nach Trauerfällen in deren Familien, ausgenutzt haben. An den ersten beiden Verhandlungstagen wurden Frauen verhört, die der 49-Jährige betrogen haben soll – zuletzt unter Ausschluss der Öffentlichkeit, weil es auch um intime Details und den Tod eines Babys einer der Frauen ging.

Opfer lernten sich online kennen

Die mutmaßlichen Betrügereien waren zum Fall für die Justiz geworden, nachdem mehrere betroffene Frauen über das Internet voneinander erfahren hatten, dass es sich bei ihrer Beziehung zu dem Bestatter nicht um einen Einzelfall handelte. Drei Frauen zeigten ihn an. Sie wollen auch andere warnen. Sie vermuten, dass es eine hohe Dunkelziffer an Frauen gibt, denen es ähnlich ergangen ist. Die sich aber nicht trauten, darüber zu sprechen.

Angeklagter soll Frauen manipuliert haben

Nach Aussage der betroffenen Frauen hat sich der Bestatter sehr einfühlsam und liebevoll um sie gekümmert, als sie emotional die schlimmste Zeit ihres Lebens durchmachten. Daraus wurde dann mehr. Irgendwann habe er sich Geld von ihnen geliehen, so die betroffenen Frauen. Dann habe er die Kontakte abgebrochen und sich nicht an vereinbarte Rückzahlungen gehalten. Zu Prozessbeginn sah es danach aus, dass heute auch mit den Plädoyers und einem Urteil zu rechnen ist. Da aber nochmals Zeugen (die Kinder des Angeklagten) gehört werden sollen, könnte es einen vierten Prozesstag geben. Ob das der Fall ist, konnte eine Gerichtssprecherin im Vorfeld nicht sagen.