Höchste Inzidenzwerte nahe Tschechien: Deutschland hat ein Corona-Grenzproblem

5. Januar 2021 Aus Von mvp-web

14:11:36
Auf der Karte der Robert-Koch-Instituts ist Deutschland ein roter Flickenteppich – mit Ausnahme von ein paar vereinzelten gelben Stellen. Was beim Blick auf die Karte besonders auffällt: Die dunkelsten Stellen formieren sich an der Grenze zu Tschechien.

 

Auf der Karte der Robert-Koch-Instituts ist Deutschland ein roter Flickenteppich – mit Ausnahme von ein paar vereinzelten gelben Stellen. Was beim Blick auf die Karte besonders auffällt: Die dunkelsten Stellen formieren sich an der Grenze zu Tschechien.

Dunkelrot steht für eine Inzidenz von über 250 bis 500. Das bedeutet: Innerhalb der letzten sieben Tage haben sich in diesen Landkreisen pro 100.000 Einwohner mehr als 250 mit Sars-CoV-2 infiziert. Deutschlandweit liegen aktuell 42 Kreise in diesem Bereich – davon befinden sich 36 direkt an der Grenze zu Tschechien oder in der Nähe.

9 Kreise mit direkter Grenze zu Tschechien

mit Zahlen des RKI, Stand 5.1.2021

27 Kreise in Grenznähe zu Tschechien

mit Zahlen des RKI, Stand 5.1.2021

Aktuelle Corona-Lage in Deutschland und Tschechien im Vergleich

Einwohner

  • Deutschland: 83,02 Millionen
  • Tschechien: 10,69 Millionen

Seit Beginn der Pandemie an Covid-19 erkrankt

  • Deutschland: 1.787.410
  • Tschechien: 746.714

Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19

  • Deutschland: 35.518
  • Tschechien: 12.070

Hinweis: Die Zahlen aus Deutschland stammen vom 5. Januar, die Zahlen aus Tschechien vom 4. Januar

Deutschland verzeichnet zwar aufgrund seiner größeren Bevölkerung insgesamt mehr Covid-19-Fälle und mehr Todesfälle, doch im Verhältnis zur Einwohnerzahl liegen die Zahlen in Tschechien deutlich höher. Das veranschaulicht die folgende Grafik der Webseite „Ourworldindata.org“. Sie zeigt die täglichen Neuinfektionen in Deutschland und Tschechien im Vergleich pro eine Million Einwohner. Bereits Anfang Juni haben die täglichen Neuinfektionen in Tschechien die Zahlen aus Deutschland übertroffen und liegen seitdem höher.

Täglich gemeldete Covid-19-Neuinfektion pro eine Million Einwohner

Our World in Data

Aktuell steigt in Tschechien die Zahl der hospitalisierten Patienten nach Angaben der Agentur CTK spürbar. Das Krankenhaus in Jihlava forderte wegen Personalmangels Unterstützung der Armee an. Am Universitätskrankenhaus in Brünn müssen Mitarbeiter der Kinderklinik auf der Covid-Abteilung aushelfen.

Einen starken Anstieg der Neuinfektionen und Todesfälle verzeichnete Tschechien im September 2020, im Oktober schossen die Zahlen dann extrem in die Höhe. Nach Angaben der EU-Gesundheitsagentur ECDC starben in diesem Zeitraum binnen 14 Tagen statistisch gesehen 15,3 Menschen je 100.000 Einwohner – das war zu diesem Zeitpunkt der höchste Wert unter allen EU-Mitgliedstaaten.

Täglich gemeldete Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19 pro eine Million Einwohner

Our World in Data

Erst mit einem zweiten Lockdown, der bis zum 20. November verlängert wurde, sanken die Zahlen wieder, blieben aber weiterhin auf hohem Niveau. Es galten weitgehende Ausgangsbeschränkungen und eine nächtliche Ausgangssperre. Restaurants und Schulen sowie die meisten Geschäfte blieben geschlossen. Ein erster Lockdown hatte im März stattgefunden.

Der positive Abwärtstrend im Herbst hielt bis zum 8. Dezember 2020 an, danach stiegen die täglichen Neuinfektionen jedoch wieder stetig an, weshalb Ende des Jahres ein dritter Lockdown folgte.

Risikogruppen: Berufspendler und Hamsterkäufer

Wirkt sich die angespannte Lage in Tschechien auf die nahegelegenen Regionen in Deutschland aus? Das ist denkbar. Zwar sind Reisen zwischen Deutschland und Tschechien nur eingeschränkt möglich – etwa mit einem negativen PCR-Test und nur aus triftigem Grund. Doch für mehrere 10.000 Menschen gelten Ausnahmen, weil sie im jeweiligen Nachbarland arbeiten. Fast 30.000 Tschechen sind im Süden und Osten Deutschlands beschäftigt, rund 2000 Berufstätige aus Deutschland pendeln wiederum täglich zu einer Arbeitsstätte in Tschechien.

Das war zuletzt auch im dritten Tschechischen Lockdown möglich, der bis zum 3. Januar galt: Berufspendler von beiden Seiten der Grenze durften diese weiterhin passieren. Ausnahmen gab es auch für den Besuch naher Verwandter. So durften Deutsche beispielsweise weiterhin die Großeltern in Tschechien besuchen.

Auch ein paar wenige Raucher und Tank-Touristen fahren trotz Verboten immer wieder nach Tschechien und riskieren damit, dass sich das Virus weiter über Landesgrenzen hinweg ausbreitet. Wie „Br.de“ berichtet, haben Beamte der Grenzpolizei in Furth im Wald allein im Zeitraum vom 30. Dezember bis zum 3. Januar 32 Personen angehalten, die nach Tschechien eingereist waren, um günstig Zigaretten zu kaufen oder Sprit zu tanken. Allerdings stammten die Personen nicht nur aus den grenznahen Gebieten. Manche waren bis zu 200 Kilometer weit angereist.

Die genaue Lage in Deutschland am Dienstag, 5. Januar

1. Neuinfektionen

Zum Jahresbeginn liegt die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland auf einem niedrigeren Niveau als in der Woche zuvor. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet am Dienstagmorgen insgesamt 11.897 neue Corona-Fälle innerhalb eines Tages. Am Dienstag vergangener Woche hatte das Institut 12.892 neue Ansteckungsfälle bekanntgegeben.

Auffällig ist, dass 14,9 Prozent der neugemeldeten Fälle Personen über 80 Jahren betreffen, während der Anteil der Über-80-Jährigen in der deutschen Bevölkerung rund 6,8 Prozent beträgt. Diese Altersgruppe ist also überrepräsentiert.

Allerdings: Eine Interpretation der Daten bleibt weiter schwierig, weil um Weihnachten und den Jahreswechsel Corona-Fälle laut RKI verzögert entdeckt, erfasst und übermittelt wurden. Der Höchststand von 1129 neuen Todesfällen war am Mittwoch (30. Dezember) erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert gemeldet worden – darin waren jedoch 3500 Nachmeldungen enthalten.

Insgesamt sind in Deutschland laut RKI seit Beginn der Pandemie bislang 1.787.410 Covid-19-Fälle bekannt.

RKI/FOL/Datawrapper

2. Tote, Genesene, aktive Fälle

Die Zahl der in Deutschland mit oder an dem Coronavirus gestorbenen Menschen hat sich auf 35.518 erhöht, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Dienstagmorgen bekannt gab. Die Gesundheitsämter meldeten binnen 24 Stunden 944 weitere Todesfälle, der fünfthöchste gemeldete Tageswert insgesamt.

RKI/FOL/Datawrapper

Ferner stieg die Zahl der Genesenen um rund 23.500 auf 1.424.700. Aktuell gibt es in Deutschland rund 327.300 aktive Fälle. Das sind rund 12.600 weniger als am Vortag.

3. 7-Tage-Inzidenz

Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Dienstagmorgen mit 134,7 niedriger als noch am Montag (139,4) und erreichte den niedrigsten Wert seit Anfang Dezember. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden.

Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind jedoch enorm: Die höchsten Inzidenzen hatten am Montag Sachsen mit 298,0 und Thüringen mit 241,8. In beiden Bundesländern sank der Wert aber im Vergleich zum Vortag deutlich; in Sachsen sogar um fast 25. Den niedrigsten Wert hat aktuell Schleswig-Holstein mit 77,1. Insgesamt sank die 7-Tage-Inzidenz in 14 Bundesländern; nur Bayern und Mecklenburg-Vorpommern meldeten leichte Anstiege. Wegen der zurückliegenden Feiertage sind die Werte aber nur teilweise aussagekräftig.

Bei der 7-Tages-Inzidenz handelt es sich um die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in diesem Zeitraum. Der Wert ist ein wesentlicher Maßstab für die Verhängung und Lockerung von Maßnahmen gegen die Ausbreitung des neuartigen Virus. Ziel der Bundesregierung ist es, die Inzidenz auf unter 50 zu drücken.

RKI/FOL/Datawrapper

Wie aus dem Lagebericht des RKI vom Montag hervorgeht, ist die Situation in Sachsen weiterhin am dramatischsten. In dem Bundesland liegt mit dem Vogtlandkreis Deutschlands Corona-Hotspot Nummer 1 – die Region verzeichnet mit einem Wert von 631,9 bundesweit die höchste Sieben-Tage-Inzidenz. Im Vergleich zum Vortag (745,9) sank diese aber stark. Dahinter folgen der sächsische Landkreis Meißen (530,0) und der thüringische Landkreis Altenburger Land (467,6).

RKI

4. R-Wert

Der R-Wert gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter in der Regel ansteckt. Der bundesweite Vier-Tage-RWert liegt laut RKI-Lagebericht vom Montag bei 0,95 (Vortag: 0,95). Rechnerisch stecken derzeit also 100 Infizierte 95 weitere Menschen an.

Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. Das RKI betont aber, dass der R-Wert wegen der Verzögerungen gegebenenfalls unterschätzt werde.

RKI/FOL/Datawrapper

Das 7-Tage-R, das wegen seiner längeren Erhebungsdauer weniger Schwankungen ausgesetzt ist, lag am Montag laut RKI-Lagebericht bei 0,85. Am Vortag hatte es noch bei 1,11 gelegen. Diese große Differenz ist mutmaßlich Nachmeldungen sowie dem Meldeverzug um den Jahreswechsel zuzuschreiben.

5. Intensivbettenbelegung in Deutschland

Das Divi-Intensivregister meldet mit 5727 Covid-19-Patienten in Intensivbetten (Stand Dienstag) 35 weniger als noch am Montag, als es 5762 waren. Von den 5727 Patienten sind 3207 an Beatmungsgeräte angeschlossen (Vortag: 3173), das sind knapp 56 Prozent der Covid-Intensivpatienten.

Divi Intensivregister

Insgesamt sind laut Intensivregister aktuell 20.227 Intensivbetten belegt und 3772 Betten frei – das entspricht einer Auslastung von rund 84 Prozent. Am Vortag waren es noch 82 Prozent gewesen.

Hinweis: Zahlen können aufgrund von Meldeverzug von den tatsächlichen Zahlen abweichen.

Montag, 4. Januar 2021: Über 240.000 Impfungen in Deutschland – doch in diesen Bundesländern ist es ein Desaster

Bis Ende Januar sollen in Deutschland drei bis vier Millionen Dosen Impfstoff zur Verfügung stehen, verspricht die Bundesregierung. Pro Woche könnten dann 670.000 Dosen gespritzt werden, pro Werktag also 114.000. Doch von diesem Tagessatz sind wir noch weit entfernt. Gerade einmal 238.809 Menschen haben sich bislang impfen lassen. Das geht aus dem Lagebericht des Robert-Koch-Instituts vom 3. Januar 2021 hervor. Im Schnitt waren das 26.500 pro Tag.

Somit sind in Deutschland gerade einmal 0,29 Prozent der Bevölkerung gegen Covid-19 geimpft. Im Vergleich zum „Impf-Weltmeister“ Israel wirkt das geradezu lächerlich: Dort sollen bereits 12,6 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Doch woran hapert es in Deutschland? Der Blick auf die einzelnen Bundesländer zeigt große regionale Unterschiede.

Die meisten Impfungen in Bayern, die wenigsten in Thüringen

Spitzenreiter ist bislang Bayern mit 57.833 Impfungen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 48.691 und Hessen mit 30.085. In acht Bundesländern liegt die Gesamtzahl der bisherigen Impfungen allerdings erst im vierstelligen Bereich:

  • Schleswig-Holstein: 8933
  • Rheinland-Pfalz: 7248
  • Niedersachsen: 4962
  • Sachsen: 4343
  • Saarland: 4149
  • Hamburg: 3704
  • Brandenburg: 3219
  • Bremen: 1837

Am wenigsten Vakzin wurde in Thüringen gespritzt: Hier sind es nur 810 Dosen.

Datawrapper, mit Zahlen des RKI
Im Verhältnis zur Einwohnerzahl des jeweiligen Bundeslandes ergibt sich folgendes Bild:

Datawrapper, mit Zahlen des RKI

Eine Tabelle des Robert-Koch-Instituts vom 3. Januar gibt neben der Verteilung auf die einzelnen Bundesländer auch an, wie viele Dosen an alte Menschen, medizinisches Personal oder Bewohner von Pflegeheimen gingen:

Robert-Koch-Institut, Lagebericht vom 3.1.2021

Anmerkungen: In einigen Bundesländern werden nicht alle der in der Tabelle aufgeführten Indikationen einzeln ausgewiesen. Es können mehrere Indikationen je geimpfter Person vorliegen. Zahlen für Brandenburg enthalten keine Meldung für 2.1.2021. In Rheinland-Pfalz stehen Nachmeldungen der mobilen Teams aus.

Fünf Gründe für das Impf-Desaster

Warum laufen die Impfungen in vielen Bundesländern so schleppend an? FOCUS Online nennt fünf mögliche Gründe für die regionalen Unterschiede.

1. Terminbuchung teilweise noch nicht möglich

In Sachsen-Anhalt wurde die erste Frau gegen Covid-19 geimpft – bereits einen Tag vor dem offiziellen Impfstart am 27. Dezember. Andere Bundesländer sind nicht ganz so schnell: Vielerorts nehmen die Impfzentren erst im Laufe des Januars ihren Betrieb auf. In einigen Ländern waren im Dezember zunächst nur mobile Teams unterwegs, die sich vor allem um die Impfungen in Pflegeheimen gekümmert haben. Andere Impfberechtigte konnten noch keinen Termin vereinbaren – etwa in Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Hessen und Niedersachsen.

Das Saarland hatte als erstes Bundesland bereits am 24. Dezember eine Hotline zur Terminvergabe freigeschaltet. Die verfügbaren 12.000 Termine bis Ende Januar waren schnell vergeben. Mittlerweile kommen auch Einwohner in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein telefonisch an einen Termin. Die Hotline 116 117 war Berichten zufolge zum Start aber teilweise schwer erreichbar.

In Brandenburg und Thüringen beginnt die telefonische Vergabe heute, am 4. Januar. In Rheinland-Pfalz können Impfberechtigte seit heute sowohl telefonisch als auch online einen Termin buchen.

2. Impfbereitschaft im Osten nur bei 52 Prozent

Laut einer Umfrage der Universität Hamburg im November 2020 sind 57 Prozent der Deutschen bereit, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen, wenn sie an der Reihe sind. Doch die Bereitschaft variiert innerhalb Deutschlands: Im Norden liegt sie mit 63 Prozent höher als im Süden (55 Prozent) und Osten (52 Prozent). Die höchste Bereitschaft zeigen demnach Einwohner aus Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Die geringste Bereitschaft findet sich in Baden-Baden, Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Letzteres ist das Bundesland, in dem bislang am wenigsten geimpft wurde.

HCHE COVID-19 study

3. Unterschiedliche Verteilung des Impfstoffs

150.350 Dosen des Biontech-Vakzins wurden zum Impfstart in Deutschland verteilt. Jedes Bundesland erhielt 9700 Dosen – mit Ausnahme von Bremen, das nur 4850 Dosen bekam. Wie die Bundesländer die weitere Verteilung regeln, ist ihnen überlassen. So ging in Nordrhein-Westfalen der Impfstoff bevorzugt an Orte, an denen besonders viele Menschen über 80 Jahren leben. Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein verteilten die Dosen rein nach Einwohnerzahl, ohne die Altersstruktur zu beachten. In Hessen wurde vor allem an Alten- und Pflegeheime sowie Krankenhäuser verteilt.

4. Ungleiche Verteilung von Impfzentren

Drei Impfzentren stehen im Saarland bereit, 99 in Bayern. Natürlich braucht ein flächenmäßig kleines Bundesland wie das Saarland nicht genauso viele Impfzentren wie Bayern. Doch auch unter Bundesländern mit ähnlicher Fläche gibt es große Unterschiede, was die Anzahl der Impfzentren betrifft.

Ein Beispiel: In Thüringen soll in Zukunft an 29 zentralen Stellen geimpft werden, in Sachsen nur an 13. Dabei sind die beiden Bundesländer flächenmäßig fast gleich groß – Sachsen hat sogar doppelt so viele Einwohner. Das bedeutet: In manchen Ländern ist der Weg zum nächsten Impfzentrum wesentlich weiter als in anderen. Gerade für ältere Menschen, die nicht mehr selbst Auto fahren können, kann das eine entscheidende Hürde darstellen. Die Kosten für die Fahrt zur Impfstelle, etwa mit der Bahn, werden die Krankenkassen voraussichtlich nicht übernehmen.

5. Fehlender Zugang zu Informationen

Im Netz häufen sich die Berichte zum Coronavirus. Dort lässt sich mit wenigen Klicks nachlesen, wer als erstes geimpft werden darf, wo sich das nächstgelegene Impfzentrum befindet und wann ein Termin frei ist. Doch wie kommen Menschen ohne Internetzugang an diese wichtigen Informationen? Dazu zählt gerade die Risikogruppe der Über-80-Jährigen, die als erstes geimpft werden soll.

Die Bundesländer handhaben dies ganz unterschiedlich. Während etwa in Berlin, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern alle Impfberechtigten per Brief dazu eingeladen werden, einen entsprechenden Termin zu vereinbaren, verzichten die meisten Bundesländer auf eine solche Kontaktaufnahme. Wer keinen Computer hat, muss sich aus eigener Initiative etwa beim Hausarzt oder bei der Hotline 116 117 informieren – doch auch diese gilt nicht in allen Bundesländern.

Deutschland im weltweiten Vergleich

Die weltweite Führung hat Israel übernommen. Laut der Webseite „Ourworldindata.org“ sind dort pro 100 Menschen bereits 12,59 geimpft (Stand: 2. Januar). In Bahrain im Persischen Golf sind es 3,57 pro 100 Einwohner, in Deutschland erst 0,29.

Our World in Data

Schlusslicht dieser Grafik ist Frankreich. Bislang gibt es keine genauen Angaben dazu, wie viele Menschen dort geimpft wurden. Medien sprechen teils von wenigen Hunderten und berufen sich unter anderem auf eine Website, die von einem Datenwissenschaftler auf Basis der Angaben von Gesundheitsbehörden betrieben wird. „CovidTracker“ zufolge wurden mit Stand 2. Januar etwa 430 Menschen geimpft. Nach Kritik am langsamen Anlaufen der Impfkampagne versprach ein Regierungssprecher in Paris mehr Tempo.Doch Frankreich und Deutschland zählen nicht zu den einzigen EU-Ländern, in denen die Impfungen schleppend anlaufen. Eine Woche nach dem symbolischen Auftakt der Corona-Impfungen hat Italien bis Sonntagmorgen offiziell erst etwa 80.000 Dosen an Menschen gespritzt. Nach Behördenangaben verfügt das Mittelmeerland, das bisher rund 75.000 Covid-Opfer registrierte, seit Jahresende über knapp 470.000 Dosen des Impfstoffs der Unternehmen Pfizer und Biontech. Nach dem Auftakt der Immunisierungskampagne vom Sonntag vor einer Woche laufen seit dem 31. Dezember Massenimpfungen.

Mehrere Zeitungen berichteten jedoch am Wochenende über Schwierigkeiten zum Start. Wie „La Repubblica“ am Samstag schrieb, fehlte es um den Jahreswechsel an Impfärzten und Mitarbeitern in Krankenhäusern. Auffällig ist, dass es große Unterschiede bei den Impf-Quoten zwischen den Regionen gibt: Die reiche Lombardei im Norden des Landes, in der die Corona-Pandemie besonders stark zugeschlagen hat, liegt dabei deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt. Dort waren rund 80.000 Dosen eingetroffen. Bis Sonntag gegen 9 Uhr waren nach der Statistik aber nur rund 2400 (3 Prozent) davon gespritzt worden.

Die Niederlande haben als einziges Land der EU noch gar nicht mit den Impfungen begonnen. In einer Lagerhalle in Oss im Osten des Landes liegen seit Tagen ungenutzt rund 175.000 Dosen des Biontech-Impfstoffs. Ursprünglich wollte das Land erst am 8. Januar mit den Impfungen beginnen. Nach starkem Druck von Medizinern und Öffentlichkeit wollen die Niederlande den Impfstart nun doch vorziehen. Zunächst sollen 30.000 Mitarbeiter in Krankenhäusern gegen das Virus geimpft werden, teilte das Gesundheitsministerium am Samstag in Den Haag mit.