„Oranje“ steht im Viertelfinale Niederlande siegen glanzlos gegen Südafrika
6. August 2023Vize-Weltmeister Niederlande ist mit etwas Mühe ins WM-Viertelfinale eingezogen. Das „Oranje“-Team setzte sich am frühen Sonntagmorgen (06.08.2023) im WM-Achtelfinale 2:0 (1:0) gegen Außenseiter Südafrika durch. Im Viertelfinale am kommenden Freitag (11.08.2023) kommt es so in Wellington zum europäischen Duell gegen Spanien.
Ein zeitiges Kopfballtor und ein Torwartfehler brachten dem Team von „Oranje“-Trainer Andries Jonker den Einzug in die Runde der besten Acht. Die Führung im australischen Sydney erzielte Jill Roord bereits in der neunten Minute. Nach einer Ecke bekam Südafrika den Ball nicht weg, Mittelfeldspielerin Roord musste aus Nahdistanz per Kopf nur einnicken. Die frühere Wolfsburgerin und Münchnerin erzielte bereits ihr viertes Turniertor.
Für die Entscheidung sorgte nach dem Wechsel ein Fehler von Südafrikas Torfrau Kaylin Swart, der ein recht harmloser Ball von Lineth Beerensteyn durch die Arme ins eigene Tor rutschte (68.).
Jonker: „Sieg am Ende verdient“
„Wir haben den Sieg am Ende verdient“, sagte der frühere Bundesliga-Coach Jonker nach dem Spiel etwas erleichtert. „Wir hatten eine schwierige erste Hälfte. Wir haben zwar das erste Tor gemacht, doch dann musste Daphne van Domselaar mehrfach gefährliche Bälle entschärfen.“
Frühe Führung bringt keine Sicherheit
Mit der frühen Führung und Ballbesitzanteilen von knapp 80 Prozent in der Anfangsphase sah es zu Beginn nach einem leichten Erfolg für den Sieger der Vorrundengruppe E aus. Doch das Tor brachte den Niederländerinnen keine Sicherheit. Stattdessen kamen die Südafrikanerinnen mit schnellem Umschaltspiel und schnörkellosen Angriffen zurück.
Kgatlana mit zwei Südafrika-Großchancen
Schon in der ersten Hälfte hätte der Ausgleich fallen können: Nach zwei Übersteigern im Strafraum kam Thembi Kgatlana frei zum Abschluss, den Torfrau Daphne van Domselaar aber parierte (33.). Kgatlana hatte auch die nächste Großchance für die Außenseiterinnen: In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit stand sie plötzlich allein vor van Domselaar, die sich breit machte und so den verdienten Ausgleich verhinderte (45. + 2.).
Zwei Verletzungen bei „Banyana Banyana“
Die Südfrikanerinnen agierten nicht nur vor dem Tor unglücklich, sie waren auch zeitig geschwächt: Jeweils mit Verletzungen mussten erst Jermaine Seoposenwe (30.) und dann auch noch Bambanani Mbane (42.) vom Platz.
Zwei „Oranje“-Abseitstore
Mit einem überraschenden Torschussverhältnis von 9:8 für Südafrika ging es in die Pause. Und auch nach Wiederanpfiff drängte „Banyana Banyana“ auf den Ausgleich. Das Tor machte aber „Oranje“. Zunächst traf Lieke Martens-van Leer (54.) nach schöner Drehung im Strafraum – und praktisch aus dem Nichts. Der Treffer wurde durch VAR-Entscheidung wegen einer Abseitsstellung von Passgeberin Victoria Pelova aber wieder zurückgenommen.
Fehler der Torfrau bringt Entscheidung
In die Druckphase von Südafrika dann der folgenschwere Patzer von Swart, der zum 2:0 führte (68.). Doch das Team von Südafrika-Trainerin Desiree Ellis gab sich auch mit dem 0:2 nicht auf. Bei der besten Chance scheiterte Linda Motlhalo nach einem Abstauber an van Domselaar, die den Ball per Glanztat um den Pfosten lenkte (72.). Auch in der Nachspielzeit musste van Domselaar eingreifen, diesmal parierte sie einen abgefälschten Schuss von Kgatlana (90.+4.) stark.
Niederlande und Spanien erstmals WM-Gegner
Die Niederländerinnen trafen noch einmal, aber durch Beerensteyn erneut aus Abseitsposition (80.). So blieb es beim letztlich glanzlosen Viertelfinal-Einzug von „Oranje“. In der Runde der besten Acht kommt es nun zu einer Premiere: Die Niederlande und Spanien treffen erstmals in einem WM-Spiel aufeinander.
Chancenplus bei Südafrika
Nach 90 Minuten hatte Südafrika mit 14:12 Torchancen sogar statistische Vorteile. Sieben der Chancen gingen dabei aufs Tor, so oft wie noch nie in einem WM-Spiel der Südafrikanerinnen. „Ich bin sehr enttäuscht“, ärgerte sich Südafrika-Trainerin Ellis nach der Partie. „Es fühlt sich an, als hätten wir gewinnen können. Und wenn man zurückschaut hatten wir auch die Chancen für einen Sieg“, so die 60-Jährige.
Ellis: „Können stolz sein“
Torfrau Swart nahm Ellis dagegen in Schutz: „Es gibt niemanden auf der Welt ohne Fehler. Sie hat einen Fehler gemacht, aber sie hat uns auch im Spiel gehalten“, sagte die Trainerin des Weltranglisten-54. „Ich hoffe, die Leute erinnern sich daran, wie sie insgesamt gespielt hat und nicht an diesen einen Vorfall“. Südafrika hatte sich erstmals für ein WM-Achtelfinale qualifiziert. „Wir können stolz auf uns sein“, sagte Ellis. „Wir sollten daran denken, woher wir kommen. Wir haben nicht mal eine professionelle Frauen-Liga.“
Nur noch eine Trainerin bei der WM
Mit Ellis ist übrigens die vorletzte Trainerin der Titelkämpfe ausgeschieden. Von den 32 Teams wurden zwölf von Frauen trainiert. Letzte bei der WM noch verbliebene Trainerin ist nun Sarina Wiegman, die mit England am Montag (07.08.2023, 9.30 Uhr) gegen Nigeria gefordert ist.