Bundesweiter Warntag: Probe-Alarm mit Sirenen und Handys
14. September 2023Beim heutigen bundesweiten Warntag haben Bund, Länder und Kommunen von 11 Uhr bis 11.45 Uhr ihre Alarmsysteme getestet – die klassischen Sirenen, aber auch Apps wie NINA und Katwarn. Auch der Mobilfunkdienst Cell Broadcast sollte auf Handys probeweise Alarm schlagen.
Das Bundesinnenministerium und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) wollen mit dem bundesweiten Warntag erproben, wie die Menschen im Fall von Katastrophen oder Kriegsfolgen gewarnt werden können. Bürgerinnen und Bürger können ihre Erfahrungen nach dem Ende des Tests nun auf einer Website posten.
Umfrage im Internet soll Auswertung erleichtern
Von großem Interesse für die Behörden ist, wie der Probealarm heute tatsächlich bei den Menschen angekommen ist. Hat das Handy Alarm geschlagen? War eine Sirene zu hören? Deshalb sind auch die Norddeutschen dazu aufgerufen, ihre Erfahrungen zu schildern – und zwar bei einer Umfrage im Internet unter www.warntag-umfrage.de. Mit den Erfahrungen durch die Probewarnung sollen die Warnsysteme dann im Idealfall weiter verbessert werden. Die Befragung führt das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen bundesweit im Auftrag des BKK durch.
Auch stumm gestellte Handys konnten laut werden
„Wir setzen auf den sogenannten Warnmittel-Mix“, sagte Innenstaatssekretärin Juliane Seifert vorab. Darum gab es heute Warnungen in Radio und Fernsehen, über Sirenen, auf Informationstafeln in Städten sowie Durchsagen auf Bahnsteigen und in Zügen. Außerdem kamen Warn-Apps wie NINA und das Warnsystem Cell Broadcast bei dem Probealarm zum Einsatz.
Erklärtes Ziel der Behörden war: Der heutige Warntag sollte besser klappen als der vorangegangene Probealarm im Dezember 2022. Damals offenbarten sich auch Lücken und Schwachstellen im Warnsystem. Überpünktlich kamen diesmal offenbar die Warnungen per Cell Broadcast: Viele Handy-Nutzerinnen und Nutzer erhielten bereits um 10.59 Uhr die Hinweise auf ihren Geräten.
Innenministerium in MV setzt wieder mehr auf Sirenen
In Mecklenburg-Vorpommern brummten nicht nur Handys, sondern es heulten vermehrt auch wieder Sirenen. Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichteten, dass in Rostock die Sirenen pünktlich ansprangen, ebenso in Ludwigslust. Um 11.45 Uhr kam dann ein erneuter Sirenenton zur Entwarnung. In Rattey (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) übernahm ein Feuerwehrfahrzeug via Lautsprecher die Warndurchsage. In Greifswald gibt es bisher keine Sirenen, wie eine Stadtsprecherin sagte. Vor dem Rathaus habe deshalb ein Feuerwehrfahrzeug gestanden, das mit Blaulicht und Durchsage auf den Probealarm aufmerksam gemacht habe. „Parallel dazu piepten überall rundum die Handys.“ Greifswald wolle bis Anfang kommenden Jahres elf Sirenen einsatzbereit haben. Auch auf der Landwirtschaftsausstellung Mela in Mühlengeez (Landkreis Rostock) brummten pünktlich die Handys. Per Lautsprecherdurchsagen wurden die Besucher zudem darauf hingewiesen, dass es sich nur um einen Probealarm handele. In Schwerin war auf den Großflächen-Displays an Kreuzungen die Warninfo zu sehen. Es gab 45 Minuten lang keine anderen Werbe- oder Nachrichtenanzeigen, berichtete ein Reporter. „Die Sirene wird wieder wichtiger, weil man auch mal sein Mobiltelefon nicht dabei haben kann“, sagte Innenminister Christian Pegel (SPD) vorab. „Und wir mussten lernen, dass ältere Handy-Modelle nicht über die modernen Warnsysteme erreichbar sind.“ Experten des Katastrophenschutzes würden immer wieder betonen, dass ein Warnmittel-Mix unerlässlich sei. „Viele Quellen sind nötig, um jeden wenigsten einmal zu erreichen. Die Sirene gehört unbedingt dazu“, so Pegel.
Ausbau der Sirenen in Hamburg stockt
In Hamburg sagte eine Sprecherin der Innenbehörde kurz nach dem Start des Probe-Alarms, nach einer ersten Einschätzung sei alles gut gelaufen. In Hamburg sollten 123 Sirenen heulen – doch diese befinden sich vor allem in Elbnähe. Die angekündigte Installation von 50 weiteren Sirenen bis Ende 2023 verzögert sich. Sie seien „noch im Stadium der Errichtung und des Aufbaus“, hatte die Innenbehörde zuvor mitgeteilt. Hinweise zum Warntag waren aber zum Beispiel auch auf elektronischen Werbetafeln in der Stadt zu lesen.
Warum in Schleswig-Holstein nicht überall Sirenen heulten
Auch in Schleswig-Holstein waren wohl längst nicht überall Sirenen zu hören. Das lag zum einen daran, dass die kommunalen Behörden selbst entschieden, ob auch lokale Sirenen und Lautsprecher getestet werden. Sie sind nicht an das zentrale Warnsystem angeschlossen. Zum anderen waren nach dem Kalten Krieg viele der Sirenen in Schleswig-Holstein abgebaut worden. Ende 2022 gab es landesweit noch etwa 2.600. Vor allem in größeren Städten wie Kiel, Lübeck oder Flensburg, aber auch in einigen Kreisen existierten zuletzt keine stationären Sirenen mehr. Das Innenministerium in Kiel empfahl deshalb, sich im Vorfeld zu informieren, welche Warnmittel in der jeweiligen Kommune erprobt werden.
Niedersachsen fördert Ausbau von Sirenen
Ähnlich geht Niedersachsen vor: Auch hier sollen wieder mehr Sirenen installiert werden, damit die niedersächsische Bevölkerung künftig verlässlich vor Gefahren gewarnt werden kann. Der Bund und das Innenministerium des Landes hatten nach dem Warntag im Dezember 2022 angekündigt, den Ausbau von Sirenen im Land zu fördern. In Hannover lässt die Stadt derzeit bereits neue Sirenen errichten, nachdem diese in den 90er-Jahren zurückgebaut wurden. Die Stadt Osnabrück hat ebenfalls gut 22 neue Sirenen im Stadtgebiet installiert.
BKK-Präsident: Stresstest für unser System
Ralph Tiesler, Präsident des BBK, sagte am Donnerstagmorgen auf NDR Info, seit Wochen liefen die Vorbereitungen für den heutigen Tag: „Alle Systeme sind gecheckt worden.“ Der letzte Warntag im vergangenen Jahr sei „ein erfolgreicher Probelauf und ein gutes Signal“ gewesen und dieser sei nun die Messlatte für den heutigen Test, so Tiesler. „Uns kommt es darauf an, dass die Menschen heute gut informiert werden. Und dass unser System noch einmal einem Stresstest unterzogen werden kann und zeigt, was es an Leistung bringen kann.“ Die Bevölkerung werde für das Thema sensibilisiert.