„Niemand hat eine Überlebenschance“: Putin deutet an, wann er Atomwaffen einsetzen will
7. Oktober 2023Russland rasselt mit dem Säbel
Es ist das ultimative Schreckensszenario: Russische Atomwaffen, die in Europa einschlagen. Wladimir Putin machte nun vielsagende Andeutungen.
Moskau – Der russische Angriff in der Ukraine hat die Schrecken des Krieges zurück nach Europa gebracht. Mit dem Einmarsch und dem darauf folgenden Stellungskrieg, der seit Februar 2022 herrscht und für den kein Ende in Sicht scheint, toben Schlachten quasi vor unserer Haustür. Nur eines blieb Europa wie im Zweiten Weltkrieg erspart: Keine Atombomben wurden eingesetzt. Russlands Präsident Wladimir Putin aber ließ durchblicken, dass es ein Szenario gibt, in dem er wirklich auf den roten Knopf drücken würde. Darüber berichtet unter anderem Newsweek.Wladimir Putin spricht von erfolgreichem Marschflugkörper-Test
Der russische Staatschef verschärfte seine nukleare Rhetorik auf einem jährlichen Treffen des Waldai-Diskussionsclubs in Sotschi und erklärte, dass Moskau die nuklearbetriebene und nuklearfähige Marschflugkörper-Rakete Burewestnik erfolgreich getestet habe – eine Behauptung, die Kremlbeamte nur wenige Tage zuvor bestritten hatten.
Die Befürchtung, dass Russland während seiner Invasion Atomwaffen einsetzen könnte, war immer da – doch für viele galt sie als nicht realistisch. Auch Polens Präsident glaubt nicht daran. Ein Szenario aber könnte dies ändern: Wenn die Ukraine die Krim zurückerobert. Dies könnte für Moskau eine rote Linie sein, die sogar dazu führt, dass es die nuklearen Fähigkeiten seines Landes zur Verteidigung des Territoriums nutzen könnte. Putin hat 2014 die Schwarzmeerhalbinsel illegal von der Ukraine annektiert. Putin äußerte vielsagend: „Im Falle eines Angriffs auf Russland hat niemand eine Überlebenschance“.Putin spricht von zwei möglichen Gründen für einen Atomwaffenangriff
In einer Rede sagte Putin, die russische Militärdoktrin beschreibe zwei Gründe für den möglichen Einsatz von Atomwaffen durch das Land – der erste sei ein Gegenangriff für den Fall, dass ein anderes Land erstmals einen Atomangriff auf Russland startet. Er sagte, keine Nation würde einen nuklearen Vergeltungsschlag Russlands überleben. „Bis heute wird es für den Angreifer im Falle unserer Reaktion keine Überlebenschance geben“, führte er aus. Zuletzt wurde hierfür auch ein russischer Atombomber modernisiert.
Der zweite Grund sei eine Bedrohung für die Existenz des russischen Staates, selbst wenn konventionelle Waffen gegen das Land eingesetzt würden. Putin sagte aber, er sehe keinen Grund, die Hürde für den Einsatz von Atomwaffen zu senken, wie ein russischer Analyst vorgeschlagen hatte. „Ich sehe dafür keine Notwendigkeit. Es gibt keine Situation, in der heute etwas die Existenz der russischen Staatlichkeit gefährden würde. Ich glaube, kein Mensch, der bei klarem Verstand ist, würde daran denken, Atomwaffen gegen Russland einzusetzen. Und ein potenzieller Feind weiß von unseren Fähigkeiten“, fügte er hinzu.Putin über Nuklearraketen: „Das ist kein Bluff“
Der russische Staatschef erklärte bereits im September 2022, er sei bereit, Atomwaffen zur Verteidigung des russischen Territoriums einzusetzen. „Wenn die territoriale Integrität unseres Landes bedroht ist, werden wir zweifellos alle verfügbaren Mittel einsetzen, um Russland und unser Volk zu schützen – das ist kein Bluff“, warnte Putin damals in einer Fernsehansprache an die Nation.
Sind russische Raketen aktuell überhaupt einsatzfähig? Putin wurde am Donnerstag auch von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti mit den Worten zitiert, dass „der letzte erfolgreiche Test der Burewestnik, ein Marschflugkörper mit globaler Reichweite und einer nuklearen Anlage, einem nuklearen Antriebssystem, durchgeführt wurde“. Als Putin 2018 erstmals das Programm zur Entwicklung des Burewestnik ankündigte, pries er es als „eine tief fliegende Tarnkappenrakete mit einem Atomsprengkopf, mit nahezu unbegrenzter Reichweite, unvorhersehbarer Flugbahn und der Fähigkeit, Abfanggrenzen zu umgehen.“ Wann der letzte Test stattfand, sagte Putin nicht. (cgsc)