Zu wenig Blutspenden: Kliniken in Rostock und Greifswald schlagen Alarm

Zu wenig Blutspenden: Kliniken in Rostock und Greifswald schlagen Alarm

14. Oktober 2023 Aus Von mvp-web
Stand: 14.10.2023 13:33 Uhr

Die Blutspendedienste der beiden Universitätskliniken Greifswald und Rostock suchen dringend Spender. Derzeit wird mehr Blut gebraucht, als vor Ort gespendet,

In Greifswald sei die Situation sehr ernst. Die Vorräte reichen kaum noch für einen Tag, so Ulf Alpen, Sprecher der Blutspende auf NDR 1 Radio MV. Derzeit werde sehr viel operiert. Auch gab es in den vergangenen Wochen einige größere Notfälle, bei denen viel Blut benötigt wurde. Daher seien auch dringend geplante Operationen derzeit ungewiss. Seit Anfang Oktober hätten 400 Menschen Blut gespendet – im gleichen Zeitraum seien jedoch 550 Konserven benötigt worden.

Blutspenden: Das müssen Sie wissen

Stand: 31.03.2022 10:27 Uhr

Blutspenden retten Leben. Aber wie läuft die Spende ab? Was muss vor einem Blutspendetermin beachtet werden? Bis zu welchem Alter darf man spenden und wie oft? Alle wichtigen Fakten zur Blutspende.

Rund 15.000 Blutkonserven werden jeden Tag in Deutschland verbraucht. Bei einer Operation oder einem Unfall verlorenes Blut muss ersetzt werden. Auch manche Krankheiten machen Bluttransfusionen erforderlich. Etwa 80 Prozent der Menschen in Deutschland sind einmal im Leben auf eine Bluttransfusion oder ein Medikament auf Basis von Blutplasma angewiesen. Für menschliches Blut gibt es aber keinen künstlichen Ersatz. Und doch spenden insgesamt nur zwei bis drei Prozent der Menschen in Deutschland Blut.

Welche Arten von Blutspenden gibt es?

Es wird zwischen vier Haupt-Blutgruppen unterschieden: 0, A, B und AB. Mit jeweils gut 40 Prozent gehören die meisten Menschen zu den Blutgruppen 0 und A. Blut setzt sich aus roten Blutkörperchen (Erythrozyten), Blutplättchen (Thrombozyten) und Plasma zusammen. Der vierte Stoff, die weißen Blutkörperchen (Leukozyten), wird nicht medizinisch verwendet. Der Körper eines Erwachsenen enthält etwa vier bis sechs Liter Blut.

  • Vollblutspende: Rund 500 Milliliter Blut werden entnommen. Dauer der Spende: etwa zehn Minuten.
  • Plasmaspende: Rund 600 bis 750 Milliliter Blutplasma werden entnommen. Die übrigen Bestandteile des Blutes fließen zurück in den Körper. Dauer der Spende: etwa 45 Minuten.
  • Thrombozythenspende: Nur die für die Blutgerinnung wichtigen Thrombozyten (Blutplättchen) werden aus dem Blut gefiltert. Die restlichen Blutbestandteile fließen noch während der Spende zurück. Dauer: etwa 90 bis 120 Minuten.
  • Eigenblutspende: Vor Operationen sollten sich Patienten informieren, ob eine Eigenblutspende sinnvoll ist.

Wie läuft eine Blutspende ab?

Zuerst wird der Wert des Hämoglobins – des roten Blutfarbstoffs – im Blut bestimmt. Es folgt in der Regel ein Arztgespräch, manchmal auch eine ärztliche Untersuchung, um weitere Risiken auszuschließen. Nach der Spende ist eine kurze Ruhepause mit Essen und viel Trinken angesagt. Insgesamt sollten Blutspender rund eine Stunde Zeit einplanen.

Blutspendetermine – nicht nur beim DRK

Am bekanntesten sind die regionalen Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Über das DRK erfolgen auch die weitaus meisten Blutspenden in Deutschland (gut 75 Prozent). Daneben gibt es aber auch staatliche, kommunale und regionale Blutspendedienste. Außerdem bieten Krankenhäuser, die Bundeswehr sowie private medizinische Unternehmen die Möglichkeit an, Blut zu spenden.

 

Das DRK sammelt gut 70 Prozent des Spenderbluts in Deutschland und verkauft die Blutprodukte. Wie sehen die Preise aus?

Gibt es Geld für eine Blutspende?

Beim gemeinnützigen Deutschen Roten Kreuz erhalten Spenderinnen und Spender kein Geld. Private Blutbanken und Kliniken zahlen Spendern in der Regel eine Aufwandsentschädigung von etwa 20 Euro. Jeder Blutspendedienst stellt Speisen und Getränke zur Verfügung.

Wer darf Blut spenden?

Wer Blut spenden darf, entscheidet die Bundesärztekammer gemeinsam mit dem Paul-Ehrlich-Institut (Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel). Grundsätzlich können alle gesunden Erwachsenen ab 18 Jahren mit einem Mindestgewicht von 50 Kilogramm Blut spenden.

Wann sind Blutspenden ausgeschlossen oder müssen verschoben werden?

Eine Blutspende ist nicht jederzeit möglich. Wer zum Beispiel in ein Malaria-Gebiet gereist ist, darf erst sechs Monate nach der Rückkehr wieder Blut spenden. Ansonsten darf eine Blutspende nicht direkt stattfinden:

  • nach bestimmten zahnärztliche Behandlungen
  • nach frischen Tätowierungen und Piercings
  • nach Impfungen mit einem Lebendimpfstoff (Masern oder Hepatitis B zum Beispiel)
  • während der Einnahme bestimmter Medikamente wie der gerinnungshemmenden Acetylsalicylsäure
  • während der Einnahme von Antibiotika (denn es liegt ein Infekt vor)
  • bei Eisenmangel

Blutspenden nach einer Impfung gegen das Coronavirus ist hingegen laut dem Paul-Ehrlich-Institut am Tag danach möglich, wenn man sich gut fühlt.

Warum darf man bei Eisenmangel kein Blut spenden?

Liegt ein Eisenmangel vor (eine Form von Blutarmut), darf keine Blutspende erfolgen. Das Hämoglobin besteht zu einem Großteil aus Eisen und färbt nicht nur unser Blut rot, sondern ist vor allem entscheidend für den Transport von Sauerstoff und die Neubildung der roten Blutkörperchen. Ist der Hämoglobin-Wert zu niedrig, kann der Körper den Blutverlust nach einer Spende nicht ausgleichen. Eisenmangel sollte ärztlich abgeklärt werden. Er lässt sich in vielen Fällen mit Eiseninfusionen beheben. Die körpereigene Blutbildung wird so angeregt.

Vor dem Blutspenden: Viel trinken und nichts Fettiges essen

 

Im Vergleich ist zu sehen, dass die Plasma-Konserve links trüb ist, was darauf hinweist, das der Spender vor der Blutspende fetthaltiges Essen gegessen hat.

Wer Blut spenden will, muss sich in einem guten gesundheitlichen Zustand befinden. Vor der Blutspende sollte man ausreichend essen und trinken – aber keinen Alkohol, der ist mindestens zwölf Stunden vorher nicht erlaubt. Innerhalb der vergangenen vier Wochen dürfen Spender keine Drogen konsumiert haben. Auch auf fetthaltiges Essen wie Currywurst mit Pommes kurz vor dem Spenden sollte verzichtet werden. Die Qualität des Blutplasmas wird dadurch schlechter.

Wie oft kann man Blut spenden?

Zur Blutspende dürfen Frauen vier Mal innerhalb von zwölf Monaten, Männer sechs Mal. So soll verhindert werden, dass Spenderinnen und Spender Eisenmangel bekommen. Wer Blutplasma spenden möchte, kann dies wöchentlich tun, höchstens aber 60 Mal pro Jahr. Mehrere Blutspendedienste, aber auch Krankenhäuser, haben heute Apps, die es Spendern ermöglichen, den Überblick darüber zu behalten, wann sie wieder spenden dürfen.

Wie schnell gleicht der Körper den Blutverlust aus?

Die Bestandteile des Blutes werden nach einer Vollblutspende nicht sofort nachproduziert. Am schnellsten lässt sich die verlorene Flüssigkeit wieder ausgleichen: Wer ausreichend alkoholfreie Getränke zu sich nimmt, kann binnen 24 Stunden den Flüssigkeitshaushalt wieder ausgleichen. Fehlende weiße Blutkörperchen, Blutplättchen und Plasmaeiweiß ersetzt der Körper üblicherweise innerhalb einiger Tage. Länger dauert es, die roten Blutkörperchen nachzubilden. Nach mindestens acht Wochen ist das der Fall. Natürlich spielen auch Alter, Gewicht und Konstitution des Körpers bei der Regeneration eine Rolle.

Spenderblut wird auf HIV und andere Erreger getestet

Jede Blutprobe wird in den ersten 24 Stunden nach der Spende auf Krankheitserreger überprüft. Die Untersuchung auf HIV ist seit 1985 Pflicht. Und es kommen Tests für immer neue Erreger hinzu. Zuletzt für das West-Nil Virus, das durch Tiere übertragen wird. Ein Corona-Test ist nicht vorgeschrieben, denn es gibt keinerlei Hinweise auf eine Übertragung von SARS-CoV-2 durch Blut.

Einschränkungen beim Blutspenden für homosexuelle Männer

Schwule und bisexuelle Männer waren bis 2017 grundsätzlich vom Blutspenden ausgeschlossen. Seit 2021 gilt: Sie müssen vier Monate enthaltsam gelebt haben, um dann Blut spenden zu können, weil sie immer noch als „Personen mit sexuellem Risikoverhalten“ eingestuft werden, obwohl die Zahl der HIV-Neuinfektionen bei schwulen Männern in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen ist.

Das frühere Verbot und die bis jetzt bestehenden Einschränkungen gehen auf den HIV-Skandal der 1980er-Jahre zurück. Mit HI-Viren verseuchte Blutspenden wurden damals für Transfusionen verwendet. Während die Viren früher aber erst Monate nach einer potenziellen Ansteckung nachweisbar waren, kann eine Infektion heute bereits nach acht bis neun Tagen festgestellt werden.

Homosexuelle sollen bei Blutspende nicht mehr diskriminiert werden

Ein Gesetz sieht vor, die Diskriminierung homosexueller Männer beim Blutspenden zu beenden. Die sexuelle Orientierung soll kein Kriterium mehr sein, um von der Blutspende ausgeschlossen zu werden. Der Bundestag verabschiedete Mitte März 2023 eine entsprechende Änderung des Transfusionsgesetzes, der Bundesrat billigte das Gesetz. Wann die Neuregelung in Kraft tritt, ist noch unklar. Die Bundesärztekammer ist beauftragt, eine Richtlinie auf Basis des Gesetzes zu formulieren.

Keine Altersgrenzen mehr

Das Gesetz hebt zudem die bisherigen Höchstaltersgrenzen auf. Bisher galten je nach Region etwa 65 Jahre für Erstspendende und 70 bis 75 Jahre für wiederholt Blutspendende. Künftig soll ein Arzt beurteilen, ob Menschen höheren Alters Blut spenden dürfen.

Es wird viel zu wenig Blut gespendet

Das für Bluttransfusionen aufbereitete rote Blut hält sich bei 2 bis 6 Grad Celsius nur 42 Tage. Auch deshalb ist regelmäßiges Spenden wichtig. Doch nur 47 Prozent der Menschen hierzulande haben überhaupt schon mal Blut gespendet. So kamen 2019 in Deutschland nur 1,9 Millionen Liter Blut zusammen. Aber in den vergangenen Jahren ist die Zahl der Blutspenden stark zurückgegangen. So sehr, dass Ärztinnen und Ärzte regelmäßig Alarm schlagen.

Altersgrenze aufgehoben

Die fehlende Menge konnte immer zugekauft werden. Allerdings sei das derzeit kaum noch möglich, denn die Situation sei bei allen Bluspendediensten in Deutschland angespannt. Die Uniklinik weist darauf hin, dass kürzlich Altersbeschränkungen aufgehoben wurden und nur die körperliche Gesundheit der Spender zählt. Somit könnten auch ältere Menschen spenden, selbst wenn sie Blutdrucktabletten einnehmen.