“ liveblog “ Krieg im Nahen Osten 07.10.23 – Tag 52 ++ Hamas übergibt weitere Geiseln ++
26. November 2023Laut Israels Armee hat die Hamas weitere Geiseln an das Rote Kreuz übergeben. Bundespräsident Steinmeier und Bundestagspräsidentin Bas sind zu einem zweitägigen Solidaritätsbesuch in Israel.
- Hamas übergibt weitere Geiseln an Rotes Kreuz
- Steinmeier zu zweitägigem Solidaritätsbesuch in Israel eingetroffen
- 39 Palästinenser aus israelischen Gefängnissen entlassen
- Baerbock: Erneut vier Deutsche unter den freigelassenen Geiseln
- 61 Lastwagen mit Hilfsgütern im Norden des Gazastreifens angekommen
16:50 Uhr
Netanyahu besucht Truppen im Gazastreifen
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat Truppen im Gazastreifen besucht. Er habe sich mit Soldaten und Kommandeuren ausgetauscht und sei über die Sicherheitslage informiert worden, teilt sein Büro mit. „Nichts wird uns aufhalten. Wir sind überzeugt davon, dass wir die Stärke, die Kraft, den Willen und die Entschlossenheit haben, alle Ziele des Krieges zu erreichen und genau das werden wir tun“, sagt Netanjahu.
Hamas übergibt weitere Geiseln an Rotes Kreuz
Im Rahmen der Feuerpause hat die Hamas eine weitere Gruppe von Geiseln dem Roten Kreuz übergeben. 14 Israelis sowie drei Ausländer seien jetzt in der Obhut von IKRK-Mitarbeitern, teilte die israelische Armee mit. Der militärische Arm der islamistischen Hamas schrieb bei Telegram, es seien 13 Israelis, drei Thailänder und ein russischer Staatsbürger freigelassen worden.
Nach Angaben des israelischen Fernsehens handelte es sich bei den Israelis um neun Kinder und vier Frauen. Im Gegenzug sollten noch am Sonntag für jede freigelassene Geiseln jeweils drei palästinensische Häftlinge aus der israelischen Haft entlassen werden.
Es war bereits die dritte Gruppe von Geiseln, die seit Beginn der Feuerpause am Freitag freikam. Unter den bisher Freigelassenen waren auch acht deutsche Doppelstaatsbürger. Im Gegenzug wurden am Freitag und Samstag jeweils 39 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlassen. Dennoch befinden sich immer noch Dutzende Geiseln in den Händen der Hamas.
Tausende marschieren in London gegen Antisemitismus
Tausende Menschen sind in London gegen Antisemitismus auf die Straße gegangen. Auch der britische Ex-Premierminister Boris Johnson beteiligte sich an der Demonstration, die am Gerichtsgebäude Royal Courts of Justice begann. Aufgerufen hatte die Initiative Campaign Against Antisemitism, die bis zu 50.000 Teilnehmer erwartete. Am Samstag hatten erneut Zehntausende Menschen in der britischen Hauptstadt auf einer propalästinensischen Kundgebung für einen andauernden Waffenstillstand demonstriert. Dabei blieb es fast ausschließlich friedlich. Zahlreiche Polizisten waren am Wochenende im Einsatz.
Aktivisten: Israel greift erneut Flughafen von Damaskus an
Israel hat nach Angaben von Aktivisten erneut den Flughafen von Syriens Hauptstadt Damaskus angegriffen. Der Flughafen sei nach vorigen Angriffen Israels einen Monat nicht in Betrieb gewesen und habe erst am Samstag wieder geöffnet, teilte die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Israel habe die Landebahnen wieder bombardiert, weshalb der Flughafen erneut habe schließen müssen. Auch am Militärflughafen von Damaskus seien Explosionen zu hören gewesen.
Nach Angaben Syriens nahmen israelische Raketen den Flughafen sowie Ziele nahe der Hauptstadt ins Visier. Wie die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana unter Berufung auf Militärkreise berichtete, wehrte die Luftabwehr die Raketen ab und zerstörte die meisten davon. Am Flughafen sei Schaden entstanden. Israels Armee kommentierte die Berichte wie üblich nicht.
Schuster: Solidarität mit Israel darf nicht nur auf Schoah gründen
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat Zweifel an der Belastbarkeit der westlichen Solidarität mit Israel und dem Judentum bekundet.
Zwar sei die Bedeutung von Politikerreisen nach Israel wie die von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas „kaum hoch genug einzuschätzen“, schrieb der mitreisende Schuster in einem Beitrag für den „Spiegel“. Aber die deutsche Enthaltung bei der UN-Resolution für eine dauerhafte Waffenruhe im Gazastreifen trübe das Bild. Und der Hamas-Terror werde im Westen „gerade an jenen Orten, die sich für besonders zivilisiert halten – den Universitäten, den Theaterhäusern, ja auch den Redaktionsstuben, einigen Regierungssitzen und bürgerlichen Milieus – relativiert“.
Es sei durchaus möglich, fest an Israels Seite zu stehen und gleichzeitig dessen Regierung zu kritisieren, schrieb Schuster weiter. „Was häufig bleibt, ist eine Verkürzung der deutschen Haltung auf eine besondere Verantwortung gegenüber dem jüdischen Staat wegen der Schoah. (…) Aber darin darf sich die Solidarität mit Israel doch nicht erschöpfen.“ Denn: „Vielmehr gilt es, an der Seite Israels zu stehen, auch weil das Land dem unseren in Herrschaftssystem und Gesellschaftsform so gleicht wie kein anderes in der Region“ – bei der Freiheit des Einzelnen, der Liberalität und dem absoluten Vorrang der Würde des Menschen. In vielem – Emanzipation, Innovationskraft, Ausgleich von Moderne und Tradition, Verteidigungsbereitschaft – sei Israel „sogar den einen oder anderen Schritt voraus“.
Hamas lässt Geisel mit russischer Staatsbürgerschaft frei
Die Terrororganisation Hamas hat nach eigenen Angaben eine Geisel mit russischer Staatsbürgerschaft freigelassen. Die Freilassung solle die Position Moskaus in dem Konflikt würdigen, meldet die Nachrichtenagentur Reuters.
USA rechnen mit Freilassung von US-Geisel
Die USA rechnen für Sonntag erstmals auch mit der Freilassung einer US-Bürgerin. Es gebe Anlass, davon ausgehen zu können, sagt der Nationale Sicherheitsberater, Jake Sullivan, dem Sender NBC.
Sullivan sagte, die Vereinbarung mit der Hamas beinhalte die Freilassung von Frauen und Kindern. Es gibt nach seinen Angaben drei Geiseln mit US-Pass, die in diese Kategorie fallen – zwei Frauen und ein kleines Kind. Die US-Regierung habe Grund zur Annahme, dass eine dieser US-Bürgerinnen heute freigelassen werde. Aber solange diese Person nicht tatsächlich aus dem Gazastreifen herausgebracht worden sei, könne man nicht sicher sein.
Bei dem Kind handelt es sich Sullivan zufolge um ein vier Jahre altes Mädchen, das bei dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober beide Eltern verloren hat. Sullivan sagte, er sei zuversichtlich, dass das Mädchen freikomme. Er sei aber nicht in der Lage, eine verbindliche Aussage dazu zu treffen. „Wir haben es hier mit einer terroristischen Gruppe zu tun. Wir können also nicht mit absoluter Sicherheit sagen, was passieren wird, bis es passiert.“
Ägypten: Liste mit freizulassenden Israelis und Palästinensern übermittelt
13 Israelis und 39 Palästinenser sollen ägyptischen Angaben zufolge am Sonntag freigelassen werden. Es sei eine entsprechende Liste übermittelt worden, teilt das Pressebüro der ägyptischen Regierung mit. 120 Lkw mit Hilfsgütern seien am Sonntag in den Gazastreifen gefahren. Zwei davon seien mit Treibstoff und weitere zwei mit Gas zum Kochen beladen gewesen.
Steinmeier zu zweitägigem Solidaritätsbesuch in Israel eingetroffen
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat einen zweitägigen Besuch in Israel begonnen. Er traf am Nachmittag zusammen mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) in Tel Aviv ein.
Dass die beiden höchsten Repräsentanten des deutschen Staates mitten im Gaza-Krieg in das von der terroristischen Hamas angegriffene Land reisen, soll ein besonderes Zeichen der Solidarität setzen. Sie folgen einer Einladung des israelischen Präsident Izchak Herzog. Die beiden Staatsoberhäupter und ihre Frauen sind eng miteinander befreundet.
Steinmeier wird auch von seiner Frau Elke Büdenbender begleitet. Sie werden anschließend Oman und Katar besuchen. Noch für den Sonntag sind politische Gespräche Steinmeiers mit Herzog geplant. In einer Videobotschaft hatte der Bundespräsident am Samstag das Selbstverteidigungsrecht Israels gegen die Hamas betont. Er rief aber auch zum Einhalten humanitärer Regeln auf. Jede Vorkehrung, Zivilisten aus der Schusslinie zu bekommen, sei notwendig. Hinzu komme ihre Versorgung mit dem Lebenswichtigsten. „Das verlangt das humanitäre Völkerrecht, und das erwarten auch wir Deutschen.“
Steinmeier plädierte langfristig für eine Zwei-Staaten-Lösung, in der Israelis und Palästinenser friedlich nebeneinander leben könnten. Die Chance hierfür sei in der Vergangenheit auch durch die Ausweitung israelischer Siedlungen im Westjordanland vertan worden, kritisierte Steinmeier.
Sicherheitsfirma: Tanker mit Israel-Bezug im Golf von Aden gekapert
Ein Öltanker mit Verbindungen zu Israel ist nach Angaben einer privaten Sicherheitsfirma vom Sonntag vor der Küste des Jemens gekapert worden. Die von Zodiac Maritime betriebene „Central Park“ sei im Golf von Aden aufgebracht worden, erklärte das Unternehmen Ambrey. Wer hinter dem Angriff steckte, ist bisher nicht klar. Zodiac Maritime mit Sitz in London gehört zur Zodiac Group des israelischen Milliardärs Ejal Ofer.
Aden wird im jemenitischen Bürgerkrieg von Kräften gehalten, die mit der international anerkannten Regierung des Landes und einer Koalition unter Führung Saudi-Arabiens verbündet sind. Diese kämpft seit Jahren gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen. Von Huthis kontrolliertes Gebiet ist vergleichsweise weit entfernt, auch von somalischen Piraten ist in der Region nichts bekannt.
Ambrey erklärte, es scheine, dass US-Marinekräfte mit der Lage befasst seien und andere Schiffe aufgefordert hätten, sich von dem Gebiet fernzuhalten. Die 5. Flotte der US-Marine, die im Nahen Osten patrouilliert, reagierte bisher nicht auf Fragen der Nachrichtenagentur AP.
X-Post des irischen Regierungschefs sorgt in Israel für Empörung
Ein X-Post des irischen Regierungschefs Leo Varadkar zur Freilassung eines neunjährigen irisch-israelischen Mädchens aus der Gefangenschaft im Gazastreifen hat für Verstimmung gesorgt. Israel wolle wegen der „empörenden Äußerungen“ den irischen Botschafter einbestellen, teilte der israelische Außenminister Eli Cohen mit.
Irlands Regierungschef hatte am Samstagabend auf der Plattform X, vormals Twitter, geschrieben: „Dies ist ein Tag der großen Freude und Erleichterung für Emily Hand und ihre Familie. Ein unschuldiges Kind, das verloren war, wurde nun gefunden und ist zurückgekehrt, und wir atmen erleichtert auf.“ In Israel wurde diese Beschreibung als Verharmlosung der Geiselnahmen durch die islamistische Hamas kritisiert.
Benny Gantz, Minister im israelischen Kriegskabinett, schrieb bei X: „Die neunjährige Emily war nie ‚verloren‘ – sie wurde brutal von der terroristischen Hamas entführt und als Geisel gehalten.“ Nach der Terrorattacke der Hamas am 7. Oktober war das Mädchen zunächst für tot gehalten worden. Später hieß es dann, sie sei womöglich doch als Geisel verschleppt worden. Insgesamt hatte das Rote Kreuz am Samstagabend 13 Israelis sowie vier thailändische Staatsbürger über die Grenze nach Ägypten gebracht. Nach dem Grenzübertritt wurden die Geiseln in ein Krankenhaus in Israel geflogen. Im Krankenhaus wurde Emily mit ihrem Vater und ihren beiden Halbgeschwistern wieder vereint.
11:33 Uhr
61 Lastwagen mit Hilfsgütern im Norden des Gazastreifens angekommen
Bei dem Transport von Hilfsgütern nach Gaza sind nach UN-Angaben auch 61 Lastwagen in dem bis zur Feuerpause heftig umkämpften Norden des Küstenstreifens eingetroffen. Es ist die größte Lieferung dieser Art in den nördlichen Gazastreifen seit Beginn des Krieges.
Der Palästinensische Rote Halbmond habe die Lastwagen erfolgreich dorthin gefahren, teilte die Hilfsorganisation am Samstagabend mit. An vier Verteilungspunkten im Norden sollen die Menschen damit unter anderem Wasser, Arzneimittel und medizinische Ausrüstung erhalten.
Am Samstag seien insgesamt bis zum Abend 187 Lastwagen mit Hilfsgütern im Gazastreifen eingetroffen, teilte das UN-Nothilfebüro OCHA in der Nacht zum Sonntag mit. Für den Samstag sei zunächst die Einfahrt von 200 Lastwagen geplant gewesen. Weil die Güter vorher aber genau kontrolliert werden, verzögert sich die Einfahrt teilweise. Am Samstag seien auch 129.000 Liter Diesel und vier Tanks mit Gas zum Kochen nach Gaza geliefert worden, teilte OCHA mit. Je länger die Kampfpause dauere, desto mehr Hilfe werden humanitäre Organisationen schicken können, teilte das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA mit.
Weil die Nächte im Gazastreifen langsam kälter werden, gibt es großen Bedarf auch an Material, mit denen die Menschen sich warm halten können. Dazu gehören Matratzen und Decken, Material, um beschädigte Häuser abzudichten und winterfeste Zelte, damit Menschen sich gegen kalte Wetterbedingungen schützen können. Solche Sets zum Schlafen sowie zum Kochen, Waschen und auch Zelte verteilten Helfer bisher nur im Süden, weil es OCHA zufolge keinen sicheren Zugang zum schwer umkämpften Norden gibt.
Hamas meldet Tod ihres Kommandeurs für Nord-Gaza
Der für den Norden des Gazastreifens zuständige Hamas-Kommandeur Ahmed al-Ghandur ist im Krieg mit Israel getötet worden. Das gab die Terrororganisation am Sonntag bekannt, ohne Einzelzeiten zum Zeitpunkt oder Ort seines Todes zu nennen.
Al-Ghandur ist das ranghöchste Mitglied der militant-islamistischen Hamas, dessen Tod im aktuellen Gaza-Krieg bekannt wurde. Er war ein hochrangiges Mitglied des bewaffneten Flügels der Gruppe und oberster Hamas-Kommandeur im Norden des Gazastreifens. Er überlebte nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Counter Extremism Project mit Sitz in Washington seit 2002 mindestens drei israelische Attentatsversuche.
Außerdem seien drei weitere hochrangige Terroristen getötet worden. Israelischen Medien zufolge war unter ihnen auch Ayman Sijjam, Anführer der Raketeneinheit der Essedin-al-Kassam-Brigaden.
Roter Halbmond: Palästinenser in Flüchtlingslager erschossen
Nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds haben israelische Streitkräfte einen Bauern im Flüchtlingslager Maghasi im Zentrum des Gazastreifens erschossen und einen Menschen verletzt.
Israel: Millionengelder der Hamas beschlagnahmt
Die israelische Armee hat im Krieg mit der Hamas im Gazastreifen umgerechnet rund 1,2 Millionen Euro beschlagnahmt. Eine Sprecherin des israelischen Verteidigungsministeriums teilte mit, das Bargeld in israelischer Währung (Schekel) sei „in Hamas-Stützpunkten und in den Häusern gesuchter Personen, in denen die Hamas aktiv war“, gefunden worden. Darüber hinaus seien irakisches und jordanisches Geld sowie US-Dollar beschlagnahmt worden. Die Beträge sollten nun in die israelische Staatskasse eingezahlt werden.
Israel wirft der Hamas vor, ihre Terroraktivitäten mit den Geldern zu finanzieren. Zu welchem Zweck die Finanzmittel nun Israel dienen sollen, konnte die Sprecherin nicht sagen. Der Finanzausschuss des israelischen Parlaments hatte vor einer Woche ein Budget von 1,15 Milliarden Schekel (281 Millionen Euro) für den Wiederaufbau der am 7. Oktober zerstörten israelischen Grenzorte bewilligt.
Kleinkinder unter freigelassenen Deutschen
Bei den von der Hamas freigelassen Deutsch-Israelis handelt es sich um die 38-jährige Adina Shoham, ihre dreijährige Tochter Jahel und ihren achtjährigen Sohn Naveh sowie um Shohams 67-jährige Mutter Shoshan Haran. Nun könne „Ihre Familie Ihnen all das Licht und die Wärme geben, die Sie vermisst haben“, schrieb der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, auf der Plattform X an die vier Freigelassenen.
Mit der 21-jährigen Maja Regev kam erstmals auch eine Geisel frei, die von Kämpfern der Hamas bei ihrem brutalen Angriff auf das Supernova-Musikfestival in Israel verschleppt worden war. Bei dem Überfall am 7. Oktober wurden Hunderte meist junge Menschen getötet. Regevs Mutter erklärte, sie sei glücklich, dass Maja heimkomme – „dennoch ist mein Herz zerrissen, denn mein Sohn Itaj ist immer noch in der Gefangenschaft der Hamas“ im Gazastreifen, hieß es in einer Erklärung, die das Forum der Angehörigen der Geiseln veröffentlichte.
„Eine ziemliche Zitterpartie“
Die Geiseln, die gestern freigekommen sind, sind offenbar in guter körperlicher Verfassung, berichtet ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann. Eine Frau musste jedoch in einer Klinik behandelt werden. Bei den Freigelassenen handelt es sich acht Kinder und fünf Frauen. Jedoch hätte die Hamas die Freilassung beinahe platzen lassen. Erst nach Vermittlungsversuchen und einer israelischen Drohung, wieder Kämpfe aufzunehmen, sollten die Menschen nicht bis Mitternacht freigegeben werden, lenkte die Terrorgruppe ein.
Heute sollen weitere Geiseln freikommen. Die Hamas übergab bereits eine Liste mit Namen. Die Angehörigen seien daraufhin kontaktiert worden, berichtet von der Tann. Sie könnten sich nun Hoffnungen machen, dass ihre Familienmitglieder freikommen.
Demonstrationen in London und Ottawa für dauerhafte Waffenruhe
In Großbritannien und Kanada haben am Samstag zahlreiche Menschen für eine dauerhafte Waffenruhe im Krieg zwischen Israel und der Hamas demonstriert. In London marschierten Zehntausende durch das Zentrum zum Parlamentsgebäude in Westminster. Auch in der kanadischen Hauptstadt Ottawa demonstrierten Tausende vor dem Parlament und schwenkten palästinensische Flaggen. „Eine Pause ist nicht genug“, sagte eine der Organisatorinnen des Protests in Ottawa. „Tausende Palästinenser sind getötet worden und die Infrastruktur des Gazastreifens ist zerstört.“
Die kanadische Demonstration verlief friedlich und auch aus London gab es bisher keine Berichte von Gewalt. In der britischen Hauptstadt waren rund 1.500 Polizisten wegen des Protests im Einsatz.
07:06 Uhr
Zwei Palästinenser im Westjordanland getötet
Zwei Palästinenser sind nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde am frühen Morgen vom israelischen Militär in den Städten Nablus und Dschenin im Westjordanland getötet worden. Damit summiere sich die Zahl der seit dem Vorabend getöteten Palästinenser im Westjordanland auf sechs.
Steinmeier und Bas reisen nach Israel
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas reisen heute nach Israel. Nach Angaben des Bundestags ist ein Treffen mit Israels Präsident Isaac Herzog geplant. Davor ist eine gemeinsame Begegnung mit Angehörigen der von der radikalislamischen Hamas entführten Geiseln vorgesehen. Weitere Stationen der Reise sind der Süden Israels und Ostjerusalem.
Bas besucht am Montag das israelische Parlament in Jerusalem, wo sie unter anderem an einer Sitzung der Knesset teilnimmt. Nach seinem Besuch in Israel reist der Bundespräsident am Dienstag in das Sultanat Oman. Am Mittwoch wird Steinmeier in Doha zu Gesprächen erwartet. Das Land Katar nimmt bei der Vermittlung zwischen Israel und der Hamas eine Schlüsselrolle ein.
Israel erhält Liste: Weitere Geiseln sollen freikommen
Israel hat eine Liste mit den Namen weiterer Geiseln erhalten, die demnach an diesem Sonntag freikommen sollen. Das teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu am frühen Morgen mit. Sicherheitsbeamte würden die Liste überprüfen. Die Information sei im Auftrag des für die Geiseln und Vermissten zuständigen Brigadegenerals Gal Hirsch den Familien der Geiseln überbracht worden, hieß es weiter. Wie viele Geiseln am Sonntag freikommen könnten, wurde nicht mitgeteilt.
Thailändischer Ministerpräsident: Freigelassene Geiseln wohlauf
Die vier am Samstag von der radikal-islamischen Palästinensergruppe Hamas freigelassenen thailändischen Geiseln sind nach Angaben des thailändischen Ministerpräsidenten, Srettha Thavisin, in stabiler mentaler Verfassung und in der Lage, normal zu sprechen. „Sie wollen duschen und ihre Angehörigen kontaktieren“, schrieb er auf X. Nach Information des thailändischen Außenministeriums befinden sich noch immer 18 ihrer Landsleute in Gefangenschaft.
Zunächst für tot gehaltenes Mädchen unter Freigelassenen
Nach 50 Tagen Gefangenschaft im Gazastreifen ist auch ein zunächst für tot gehaltenes, neunjähriges irisches Mädchen von der Terrororganisation Hamas frei gelassen worden. „Emily ist zu uns zurückgekommen!“, schrieb ihre Familie in einer Mitteilung der Zentrale des Forums von Geiseln und Vermissten am späten Samstagabend. „Wir finden keine Worte, um unsere Gefühle nach 50 schwierigen und komplizierten Tagen zu beschreiben. Wir sind überglücklich, Emily wieder in die Arme schließen zu können.“ Emily Hand war während ihrer Geiselhaft neun Jahre geworden, was in Dublin vor anderthalb Wochen mit einer Party gefeiert worden war.
Nach der Terrorattacke der Hamas am 7. Oktober war das Mädchen zunächst für tot gehalten worden. Ihr aus Irland stammender Vater Thomas Hand hatte in einem emotionalen Fernsehinterview unter Tränen seine Erleichterung darüber geäußert, dass sie nicht in die Hände der Hamas gefallen sei, weil das noch „schlimmer als der Tod“ gewesen wäre. Später hieß es dann, sie sei womöglich doch als Geisel nach Gaza verschleppt worden. Vergangene Woche hatte Thomas Hand dann in einem emotionalen Appell die Freilassung seiner Tochter gefordert und gesagt, die Familie erlebe einen Alptraum.
Fahrzeug von UN-Mission im Libanon von Israel aus beschossen
Ein Fahrzeug der UN-Mission Unifil im Libanon ist am Samstag von Israel aus beschossen worden. Wie Unifil mitteilte, wurde eine Patrouille der UN-Mission in der Nähe der südlibanesischen Ortschaft Aitarun von Schüssen der israelischen Armee getroffen. Bei dem Vorfall seien keine Blauhelm-Soldaten verletzt worden. Das Fahrzeug sei aber beschädigt worden. Seit dem brutalen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober haben auch die Spannungen im israelisch-libanesischen Grenzgebiet deutlich zugenommen. Immer wieder kommt es zu gegenseitigen Angriffen.
Die Sorge ist groß, dass die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz vom Südlibanon aus eine zweite Front zur Unterstützung der verbündeten Hamas eröffnen könnte – und sich der Krieg zwischen Israel und der Hamas auf den Libanon ausweitet. Seit Beginn der Gefechte an der Grenze wurden nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP 109 Menschen im Südlibanon getötet. 77 der Toten waren Hisbollah-Kämpfer, doch wurden auch mindestens 14 Zivilisten getötet. Drei von ihnen waren Journalisten. Auf der israelischen Seite der Grenze wurden nach Behördenangaben sechs Soldaten und drei Zivilisten getötet.
Ziel der Unifil ist es, den Waffenstillstand an der israelisch-libanesischen Grenze zu überwachen. An der UN-Mission sind auch deutsche Soldaten beteiligt. Der Beschuss der Unifil-Patrouille ereignete sich nach Angaben der UN-Mission in „einer Zeit relativer Ruhe“ in der Grenzregion. Wie aus Hisbollah-Kreisen verlautete, will sich auch die Hisbollah an die zwischen der Hamas und Israel vereinbarte Feuerpause halten.
39 Palästinenser aus israelischen Gefängnissen entlassen
Die israelische Gefängnisbehörde hat nach palästinensischen Angaben am Samstagabend als Teil eines Abkommens zwischen Israel und der islamistischen Hamas 39 Palästinenser entlassen. Sie seien in Ost-Jerusalem sowie im Westjordanland von ihren Familien empfangen worden, berichteten palästinensische Medien. Demnach handelte es sich um sechs Frauen sowie 33 männliche Jugendliche unter 19 Jahren. Am Abend hatten Dutzende auf die Freilassung vor einem israelischen Gefängnis nördlich von Jerusalem gewartet. Palästinensischen Angaben zufolge waren israelische Soldaten gegen die Wartenden mit Tränengas und Gummigeschossen vorgegangen. Laut Sanitätern wurden vier Menschen verletzt.
Ministerium: Israelische Soldaten töten sechs Palästinenser im Westjordanland
Israelische Soldaten haben im besetzten Westjordanland nach palästinensischen Angaben am Samstag sechs Palästinenser getötet. Wie das palästinensische Gesundheitsministerium mitteilte, wurde ein 25-jähriger Arzt vor seinem Haus in Kabatija in der Nähe von Dschenin im Norden des Palästinensergebiets getötet. Dschenin gilt als Hochburg bewaffneter palästinensischer Gruppen. Ein weiterer Palästinenser wurde den Angaben zufolge in al-Bireh in der Nähe von Ramallah getötet.
Bei einem Einsatz der israelischen Armee in Dschenin wurden den Angaben zufolge vier weitere Palästinenser erschossen. Nach Angaben von Augenzeugen waren die israelischen Soldaten mit gepanzerten Fahrzeugen in Dschenin eingerückt und hatten in der Stadt zwei Krankenhäuser umstellt. Soldaten durchsuchten demnach auch Rettungswagen. Es kam zu schweren bewaffneten Auseinandersetzungen.
Baerbock: Erneut vier Deutsche unter den freigelassenen Geiseln
Unter den am Samstag von der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen freigelassenen Geiseln sind erneut vier deutsche Doppelstaatler. Das teilte Außenministerin Annalena Baerbock auf der Plattform X mit. „Ich denke an sie und an die, die noch in den Händen der Hamas sind. Wir arbeiten mit aller Kraft daran, dass auch sie bald in Freiheit sind.“ Nach Angaben ihrer Familien handelt es sich bei den vier Deutschen um eine 67-jährige Frau, sowie ihre 38-jährige Tochter und deren Kinder im Alter von drei und acht Jahren.
Geiseln sind in Israel angekommen
Die 17 freigelassenen Geiseln sind in Israel angekommen. „Nach einer ersten medizinischen Untersuchung werden sie weiterhin von IDF-Soldaten auf ihrem Weg in israelische Krankenhäuser begleitet, wo sie mit ihren Familien zusammengeführt werden“, teilt das israelische Militär mit. Zuvor waren die 13 Israelis sowie vier ausländischen Staatsbürger aus dem Gazastreifen über die Grenze nach Ägypten gebracht worden. Bei den israelischen Geiseln handelt es sich um sieben Minderjährige und sechs Frauen.