“ liveblog “ Krieg im Nahen Osten 07.10.23 – Tag 56 ++ Weitere Geiseln sollen freikommen ++
30. November 2023Israel hat eine Liste mit Namen weiterer Geiseln erhalten, die heute freikommen könnten. Die US-Marine hat im Roten Meer erneut eine Drohne abgeschossen, die aus einem von Huthi-Rebellen kontrollierten Gebiet im Jemen gekommen sein soll.
- Israel erhält Liste: Weitere Geiseln sollen freikommen
- Hamas: Feuerpause um einen Tag verlängert
- Israel und Hamas bestätigen verlängerte Waffenruhe
10:26 Uhr
Baerbock: Feuerpause muss Brücke zu politischem Prozess sein
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock dringt darauf, die erneut verlängerte Waffenruhe im Gazastreifen auch politisch zu nutzen. „Klar ist, dass wir aus der Feuerpause hinaus eine Brücke zu einem politischen Prozess schlagen müssen“, sagte Baerbock am Rande eines OSZE-Treffens in der nordmazedonischen Hauptstadt Skopje. Israel könne nur in Sicherheit leben, wenn auch die Palästinenser in Sicherheit lebten, und umgekehrt. Deshalb sei es wichtig, „dass die Terrororganisation Hamas sich nicht regruppiert“.
USA hoffen auf Fortsetzung der Feuerpause
Die USA setzen in einer ersten Reaktion nach dem Anschlag in Jerusalem auf eine Fortsetzung der Feuerpause zwischen Israel und der Hamas. „Dieser Prozess bringt Ergebnisse, er ist wichtig und wir hoffen, dass er fortgesetzt werden kann“, sagte US-Außenminister Antony Blinken vor Reportern bei einem Treffen mit dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog in Tel Aviv.
Israels Regierung erhält Liste: Weitere Geiseln sollen freikommen
Israel hat eine Liste mit den Namen weiterer Geiseln erhalten, die heute freikommen könnten. Eine Liste von Frauen und Kindern sei gemäß der Vereinbarung übergeben worden, daher werde die Feuerpause fortgesetzt, teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu mit. Das im Konflikt vermittelnde Katar und die radikal-islamistische Hamas bestätigten die Verlängerung der Pause. Sie gelte einen Tag. Die Unterhändler hatten bis zur letzten Minute verhandelt.
Das Kriegskabinett habe zuvor einstimmig beschlossen, dass die Kämpfe sofort wieder aufgenommen würden, wenn nicht bis Donnerstagmorgen 7 Uhr eine Liste, wie vereinbart, vorgelegt werde, erklärte das Büro des israelischen Regierungschefs. Am Morgen sei dann die Liste mit Frauen und Kindern eingegangen, hieß es.
Tote bei Schusswaffen-Angriff in Jerusalem
Bewaffnete haben an einer Hauptverkehrsstraße in Jerusalem das Feuer eröffnet. Nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes Maged David Adom wurden drei Menschen getötet, weitere wurden verletzt. Zwei Angreifer wurden laut Polizei getötet. Der Anschlag ereignete sich im morgendlichen Berufsverkehr am Stadtrand an einer Bushaltestelle.
US-Militär: Abschuss von Drohne iranischer Bauart im Roten Meer
Ein Zerstörer der US-Marine hat im Roten Meer erneut eine Drohne abgeschossen, die nach amerikanischen Angaben aus einem von Huthi-Rebellen kontrollierten Gebiet im Jemen gestartet worden sein soll. Das zuständige Regionalkommando des US-Militärs teilte mit, der Zerstörer „USS Carney“ habe die unbemannte Drohne iranischer Bauart im südlichen Roten Meer abgefangen. Die Zielsetzung sei unklar, doch die Drohne habe sich auf das Kriegsschiff zubewegt. Der US-Zerstörer habe zum Zeitpunkt des Abschusses zwei amerikanische Schiffe begleitet, die militärische Ausrüstung in die Region transportierten. Bei dem Vorfall seien keine US-Kräfte verletzt worden, auch sei es nicht zu Schäden an den Schiffen gekommen.
In den vergangenen Wochen hatte es bereits ähnliche Vorfälle im Zusammenhang mit Huthi-Rebellen im Roten Meer gegeben. Die vom Iran unterstützten Rebellen hatten 2014 weite Teile des Jemens förmlich überrannt und kontrollieren heute große Gebiete im Norden samt der Hauptstadt Sanaa. Seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikal-islamistischen Hamas haben Angriffe von Gruppen, die dem Iran nahe stehen, auf US-Kräfte im Nahen Osten zugenommen. Dies nährt Sorgen vor einer noch größeren Eskalation in der Region.
Hamas: Feuerpause um einen Tag verlängert
Die radikal-islamistische Hamas hat eine Verlängerung der Feuerpause im Gazastreifen bestätigt. Die Terrororganisation erklärte, man habe sich auf einen siebten Tag geeinigt. Demnach wird die Feuerpause zunächst nur für heute verlängert. Dies bestätigte auch der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Majed Al-Ansari. Man habe sich darauf geeinigt, die humanitäre Feuerpause um einen weiteren Tag zu verlängern „unter den bestehenden Bedingungen“. Demnach müssten alle militärischen Aktivitäten in Gaza eingestellt bleiben und die Einfuhr von humanitärer Hilfe in den Gazastreifen weiter ermöglicht werden.
Israel und Hamas: Waffenruhe im Gazastreifen verlängert
Die Waffenruhe zwischen Israel und der radikal-islamistischen Hamas ist nach Angaben beider Seiten verlängert worden. Zuvor hatte das israelische Militär erklärt, die Waffenruhe mit der Hamas werde „angesichts der Bemühungen der Vermittler, den Prozess der Geiselfreilassung fortzusetzen, und vorbehaltlich der Bedingungen des Abkommens“ fortgesetzt.
Hamas: Israel lehnt angebotene Geiselfreilassung zur Verlängerung der Waffenruhe ab
Israel hat nach Angaben der Hamas deren jüngstes Angebot abgelehnt, im Gegenzug für eine vorübergehende Verlängerung der Waffenruhe eine weitere Gruppe von Geiseln freizulassen. Israel habe sich geweigert, sieben Frauen und Kinder sowie die Leichen von drei weiteren Personen entgegenzunehmen, die bei der israelischen Bombardierung des Gazastreifens getötet worden seien, erklärte die Terrorgruppe. Vermittler hätten bestätigt, dass „diese Gruppe alles ist, was die Hamas-Bewegung an Gefangenen in der vereinbarten Kategorie hat“. Israel äußerte sich zunächst nicht.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Hamas trifft Vorbereitungen zur Wiederaufnahme der Kämpfe
Der bewaffnete Flügel der Hamas bereitet sich im Gazastreifen auf eine Wiederaufnahme der Kämpfe mit Israel vor. „Die Al-Kassam-Brigaden rufen ihre aktiven Kräfte dazu auf, in den letzten Stunden der Waffenruhe eine hohe Kampfbereitschaft aufrechtzuerhalten“, teilte die militante Gruppe mit. Sie sollten „in Bereitschaft bleiben, bis eine offizielle Erklärung veröffentlicht wird, die die Verlängerung der Waffenruhe bestätigt“. Die vorübergehende Waffenruhe endet heute.
Roter Halbmond: 21 Lastwagen mit Hilfsgütern erreichen Nord-Gaza
In den vor der Feuerpause noch heftig umkämpften Norden des Gazastreifens sind weitere 21 Lastwagen mit Hilfsgütern gelangt. Wie der palästinensische Rote Halbmond über die ehemals als Twitter bekannte Onlineplattform X mitteilte, trafen die Lieferungen am Mittwoch ein. Dem Beitrag der Hilfsgruppe war ein Video beigefügt, das zeigte, wie Paletten mit Versorgungsgütern transportiert und mit einem Gabelstapler Kisten abgeladen wurden. Während der seit dem vergangenen Freitag geltenden Kampfpause hätten 254 Lastwagen Güter ins Küstengebiet gebracht, darunter Nahrungsmittel, Wasservorräte, Babynahrung und Decken, meldete der Rote Halbmond.
Biden: Wollen Freilassung aller Geiseln erreichen
US-Präsident Joe Biden hat mit Erleichterung auf die Freilassung weiterer 16 Hamas-Geiseln, darunter eine US-amerikanische Doppelstaatlerin, reagiert. Die Vereinbarung über eine viertägige Feuerpause, die um zwei Tage verlängert wurde und bis zum Morgen befristet ist, habe „bedeutende Ergebnisse“ erbracht, erklärte Biden in einer Stellungnahme. So seien nahezu 100 Geiseln freigekommen und zusätzliche Hilfsgüter für die palästinensische Bevölkerung in den Gazastreifen gelangt.
Der US-Präsident dankte dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, sowie Ägyptens Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi „für ihre fortgesetzte Partnerschaft in diesem Prozess und ihr andauerndes Engagement, alle Geiseln nach Hause zu bringen und mehr Hilfe für die unschuldigen Menschen in Gaza zu leisten“, hieß es in der Stellungnahme weiter.
Ein Baby als Druckmittel
In den vergangenen Tagen wurden Dutzende Frauen und Kinder aus der Hand der Hamas entlassen. Doch die jüngste Geisel, ein erst zehn Monate altes Baby, war bisher nicht dabei. Der kleine Kfir Bibas ist in ganz Israel zum Symbol der Brutalität der Hamas geworden.
China veröffentlicht Positionspapier zum Nahost-Krieg
China hat ein Positionspapier zum israelisch-palästinensischen Krieg vorgelegt. Der UN-Sicherheitsrat solle seine diplomatische Vermittlung intensivieren, die Zwei-Staaten-Lösung wieder in Gang bringen und so schnell wie möglich eine „verbindlichere und effektivere“ internationale Friedenskonferenz einberufen, heißt es in dem Papier des chinesischen Außenministeriums. Die Regierung in Peking fordere den Sicherheitsrat zudem auf, dem allgemeinen Aufruf der internationalen Gemeinschaft nach einem umfassenden Waffenstillstand zur Beendigung der Kämpfe nachzukommen.
Guterres fordert „echten humanitären Waffenstillstand“
Eine Verlängerung der Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Nahost-Krieg reicht nach Ansicht von UN-Generalsekretär António Guterres nicht aus. Er fordert einen „echten humanitären Waffenstillstand“. Auf der Plattform X (vormals Twitter) schrieb Guterres am Abend: „Es laufen Verhandlungen über eine Verlängerung der Feuerpause – was wir sehr begrüßen -, aber wir brauchen einen echten humanitären Waffenstillstand.“ In den vergangenen Tagen hätten die Menschen „im besetzten Palästinensergebiet und in Israel in so viel Dunkelheit endlich einen Funken Hoffnung und Menschlichkeit gesehen“, schrieb Guterres.