“ liveblog “ Krieg im Nahen Osten 07.10.23 – Tag 72 ++ Palästinenser melden Tote durch Luftangriffe ++
16. Dezember 2023Durch israelisches Bombardement sollen im Norden des Gazastreifens viele Menschen getötet worden sein. Israelische Soldaten sind von der Armeeführung zu größerer Vorsicht aufgerufen worden.
- Palästinenser melden viele Tote durch Luftangriffe
- Bundeswehr fliegt medizinische Geräte nach Ägypten
- US-Verteidigungsminister Austin besucht Krisenregion
13:05 Uhr
Israel und Katar wollen offenbar über Verhandlungen sprechen
Vertreter Israels und Katars wollen heute einen Neustart der Verhandlungen über die Freilassung von Geisel in Norwegen beginnen, berichtet das Wall Street Journal ohne Angaben von Quellen. Am 1. Dezember waren eine Feuerpause zwischen der israelischen Armee und den Kämpfern der radikal-islamischen Hamas und damit auch der Austausch von Geiseln und Gefangenen ausgelaufen.
Britisches Kriegsschiff soll Drohne abgeschossen haben
Ein britisches Kriegsschiff hat nach Angaben von Verteidigungsminister Grant Shapps im Roten Meer eine mutmaßliche Angriffsdrohne abgeschossen. Das Fluggerät habe die Handelsschifffahrt im Visier gehabt, schrieb Shapps im Kurznachrichtendienst X (früher Twitter). Der Zerstörer „HMS Diamond“ habe eine Rakete vom Typ „Sea Viper“ abgefeuert und das Ziel zerstört. Großbritannien werde weiterhin die Attacken abwehren und den freien Welthandel schützen. Weitere Angaben etwa zur Herkunft der Drohne machte Shapps zunächst nicht.
Die Hamas setzt auf Angst und Schrecken.
Der Nahostkrieg wird nicht nur mit Bomben und Raketen, sondern auch mit Bildern geführt. Israel will Stärke vermitteln, die Hamas setzt auf Angst und Schrecken, berichtet Bettina Meier.
Rotes Kreuz: „Ärzte nehmen ohne Betäubungsmittel Gliedmaßen ab“
Humanitäre Hilfe im Gazastreifen wird unter extremen Bedingungen geleistet. IKRK-Sprecher Christoph Hanger schildert im Interview, womit Ärzte konfrontiert werden und was Patienten erleiden müssen. Und er nimmt zu einem Vorwurf gegen das IKRK Stellung.
Verband fordert Aufklärung zu Tod von Kameramann
Nach dem Tod eines Kameramanns des Fernsehsenders Al-Dschasira im Gazastreifen hat der Verband der Auslandspresse (FPA) das israelische Militär zu einer Untersuchung aufgefordert. „Wir halten dies für einen schweren Schlag gegen die bereits eingeschränkte Pressefreiheit in Gaza und fordern die Armee zu einer sofortigen Untersuchung und Erklärung auf“, teilte der Verband mit, der Auslandsjournalisten in Israel und den palästinensischen Gebieten vertritt.
Demnach handelte es sich bei dem getöteten Kameramann Samer Abu Dakka um das erste FPA-Mitglied, das seit Kriegsbeginn im Gazastreifen getötet wurde. Der 45 Jahre alte Vater von vier Kindern kam nach Angaben von Al-Dschasira bei einem israelischen Drohnenangriff im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens ums Leben. Wegen der Kampfhandlungen konnten Rettungskräfte zunächst nicht zu ihm vordringen – letztlich konnten sie nach Angaben des Senders nur noch seine Leiche bergen.
Bewohner von Gaza berichten von Bombardierungen
Bewohner der Stadt Gaza haben von schweren Bombardierungen und Schüssen berichtet. „Es war ein heftiges Bombardement“, sagte Asad Abu Taha telefonisch aus dem Stadtteil Schidschaijah der Nachrichtenagentur AP. Der Kontakt zu anderen Menschen sei wegen der Unterbrechung der Telekommunikation schwierig. „Wir wissen nicht, was los ist.“ Die Angriffe hätten die Nacht über angedauert.
Ein anderer Bewohner, Hamza Abu Seada, berichtete von schweren Luftangriffen in Dschabalia, bei denen ununterbrochen Explosionen und Schüsse zu hören gewesen seien. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AP im südlichen Gazastreifen meldete ebenfalls Luftangriffe und Panzerbeschuss in der Nacht in den Städten Chan Junis und Rafah.
Mutmaßlicher Mossad-Agent im Iran hingerichtet
Der Iran hat nach eigenen Angaben einen Spion des israelischen Geheimdienstes Mossad hingerichtet. Das staatliche iranische Fernsehen berichtete, der Spion habe auch in Verbindung zu anderen ausländischen Geheimdiensten gestanden und geheime Informationen weitergegeben. Die Person sei in einem Gefängnis in Sahedan hingerichtet worden, der Hauptstadt der Provinz Sistan und Belutschistan im Südosten des Landes. Die Identität des Hingerichteten wurde nicht genannt.
„Combatants for Peace“ hält Vorträge an Schulen
Die Organisation „Combatants for Peace“ setzt sich für eine Aussöhnung zwischen Israel und den Palästinensern ein. Zurzeit reisen Vertreter durch Deutschland und sprechen mit Schülerinnen und Schülern. Doch am Inhalt einiger Vorträge gibt es auch Kritik, berichtet Jan Meier-Wendte.
Fluggerät aus dem Libanon abgeschossen
Israels Luftabwehr hat am Morgen ein feindliches Flugobjekt aus dem Libanon abgefangen. Das teilte das Militär mit. Ein weiteres Fluggerät sei in einem Gebiet im Norden des Landes niedergegangen. Als Reaktion seien Ziele im Libanon angegriffen worden. Zuvor heulten in mehreren israelischen Orten die Warnsirenen. Israelischen Medienberichten zufolge soll es sich bei den Flugobjekten um zwei mit Sprengstoff beladene Drohnen gehandelt haben.
Von wem die Drohnen stammten, war zunächst unklar. Die libanesische Hisbollah-Miliz gab lediglich an, israelische Soldaten am Morgen angegriffen zu haben. Seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober kommt es immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah in der israelisch-libanesischen Grenzregion. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006.
Ägypten schießt Objekt über Rotem Meer ab
Die ägyptische Flugabwehr hat einem Medienbericht zufolge ein „Flugobjekt“ über dem Roten Meer abgefangen. Es sei in der Nähe des Ferienortes Dahab entdeckt und abgeschossen worden, berichtet der ägyptische Fernsehsender Al Kahera. Woher das Flugobjekt kam sei nicht bekannt.
In den vergangenen Wochen hatten Huthis im Jemen wiederholt Drohnen Richtung Israel geschickt. Mit den Angriffen solidarisieren sie sich mit der Hamas und den Palästinensern. Mit seiner Südspitze grenzt Israel ans Roten Meer, die Stadt Eilat liegt direkt an der Küste.
ARD-Korrespondent: Angehörige sind immer verzweifelter
Das Eingeständnis der Armee, versehentlich drei israelische Geiseln im Gazastreifen getötet zu haben, ist mit großer Trauer und Entsetzen aufgenommen worden, sagt ARD-Korrespondent Tim Aßmann. Die Angehörigen der Geiseln seien „immer verzweifelter“. Gleichzeitig wachse die Wut auf die Regierung, von der sich Geiselangehörige nicht eingebunden genug fühlten.
„Wut der Angehörigen gegen Regierung wächst“, Tim Aßmann, ARD Tel Aviv
Viele Tote bei israelischen Angriffen gemeldet
Durch israelische Luftangriffe sollen im Gazastreifen erneut viele Menschen getötet worden sein. In Dschabalia seien zwei Häuser getroffen worden, 14 Menschen seien gestorben, meldet die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA. Bei einem anderen israelischen Angriff seien Dutzende Menschen getötet worden, es seien zudem Zivilisten verschüttet worden.
In Dschabalia im Norden des Gazastreifens soll sich nach israelischer Darstellung ein Hamas-Kommandozentrum befinden.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Israelische Soldaten sollen vorsichtiger vorgehen
Nach der versehentlichen Tötung von drei israelischen Geiseln im Gazastreifen sind israelische Soldaten zu erhöhter Vorsicht aufgerufen worden. „Wir haben unseren Soldaten gesagt, dass sie zusätzliche Vorsicht walten lassen sollen, wenn sie mit Personen in Zivilkleidung konfrontiert werden“, sagte Armeesprecher Jonathan Conricus dem US-Fernsehsender CNN.
Noch sei ungeklärt, wie es zu dem Vorfall kommen konnte. Der Sprecher wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass viele Kämpfer der islamistischen Hamas in Zivilkleidung gegen Israels Armee kämpften. „Ein trauriges Ereignis wie dieses wird unsere Entschlossenheit nicht erschüttern und uns nicht von unserem klaren Ziel ablenken, die Hamas zu zerschlagen“, so Conricus.
Bundeswehr-Hilfsflug mit medizinischer Ausrüstung
Deutschland schickt heute medizinische Geräte nach Ägypten, die bei der Behandlung von Menschen aus Gaza eingesetzt werden sollen. Der Hilfsflug mit einer Bundeswehr-Maschine startet im niedersächsischen Wunstorf.
Huthi wollen „palästinensische Sache“ weiter unterstützen
Die Huthi-Rebellen im Jemen wollen trotz „der Drohungen aus den USA, Israel und dem Westen“ weiterhin „die palästinensische Sache unterstützen“. Ein führendes Huthi-Rebellen, Ali al-Kahoum, sagte dem arabisch-sprachigen Fernsehsender Al Mayadeen in Beirut, feindliche Handlungen gegen den Jemen würden schwerwiegende Folgen haben.
Der US-Sondergesandte für den Jemen, Tim Lenderking, hatte angesichts zunehmender Angriffe auf Schiffe im Roten Meer erklärt, die US-Regierung strebe eine „möglichst breite“ maritime Koalition an, um die Schiffe im Roten Meer zu schützen und den Huthis zu signalisieren, dass die Angriffe nicht toleriert würden.
US-Verteidigungsminister Austin reist in den Nahen Osten
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin beginnt an diesem Wochenende eine mehrtägige Reise im Nahen Osten. Die Stationen seien Israel, Katar und Bahrain, teilte das Pentagon mit. Austin werden auch den Flugzeugträger „Gerald R. Ford“ besuchen, der derzeit im östlichen Mittelmeer unterwegs sei. In Israel wolle er mit der Militärführung auch über ein eventuelles Ende der intensiven Bodenoperationen und der Luftangriffe sprechen, hieß es. Letztlich sei dies aber eine Entscheidung Israels. In Katar will Austin unter anderem dort stationierte Soldatinnen und Soldaten besuchen.
Medien: Tausende protestieren in Tel Aviv für einen Geiseldeal
Tausende Menschen haben vor dem israelischen Armeehauptquartier demonstriert. Das berichtet der israelische Sender CH 12. Die Demonstranten hielten Schilder mit Forderungen nach einem sofortigen neuen Geiseldeal. Sie seien entschlossen, die ganze Nacht weiter zu protestieren.
Das israelische Militär untersucht zurzeit die versehentliche Tötung von drei von der Hamas gefangen gehaltenen Geiseln. Die Armee erklärte, die Geiseln seien während eines heftigen Gefechts mit militanten Kämpfern im Gazastreifen getötet worden. Drei israelische Geiseln seien dabei „als Bedrohung identifiziert“ worden. Daraufhin hätten israelische Truppen auf sie geschossen und sie seien getötet worden.