Kerstin Palzer, ARD Berlin, über die aktuelle Situation der Impfungen in Deutschland
13. Januar 202114:57:04
Spahn verteidigt Impfstrategie
Zu wenig bestellte Impfdosen, Ärger bei der Verteilung: Bundesgesundheitsminister Spahn steht wegen der gewählten Impfstrategie in der Kritik. Im Bundestag verteidigte er nun das Vorgehen – und appellierte an die Bürger.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat zur Gemeinsamkeit bei den Impfungen gegen das Coronavirus aufgerufen und das Vorgehen der Bundesregierung erneut gegen Kritik verteidigt. „Diese größte Impfaktion unserer Geschichte ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, sagte der CDU-Politiker bei einer Regierungserklärung im Bundestag. „Kein Land, keine Partei, keine Regierung kann allein dieses Virus besiegen, es geht nur gemeinsam.“ Dies könne auch nur gelingen, wenn über das Jahr hinweg die allermeisten Bürger bereit seien, sich impfen zu lassen.
Spahn bekannte sich erneut klar zum gemeinsamen europäischen Vorgehen. Die Corona-Impfungen in Deutschland hatten vor gut zwei Wochen begonnen. Zuletzt war auch vom Koalitionspartner SPD Kritik an zu geringen Impfstoff-Bestellungen laut geworden. Zudem gibt es teils Ärger wegen der Organisation von Impfterminen.
Impfangebot für alle bis zum Sommer
Der Gesundheitsminister erneuerte darüber hinaus seine Ankündigung, bis zum Sommer jedem in Deutschland ein Impfangebot machen zu können. Die Situation beim Impfen werde sich bessern, sagte er. „Natürlich ruckelt es bei der größten Impfkampagne der Geschichte.“ Aber es sei eine Struktur aufgebaut, „die hochfahren kann und wird“.
Jetzt komme es vor allem auf die Impfbereitschaft der Bevölkerung an, „wenn wir das Virus besiegen wollen“, so Spahn. „Nur wenn über das Jahr hinweg die meisten Bürgerinnen und Bürger bereit sind, sich impfen zu lassen, können wir das Virus wirklich besiegen“, erklärte er. Die Impfung bringe „Licht am Ende des Tunnels“: „Wir sind jetzt auf dem Weg raus aus der Pandemie“, so Spahn.
Nach Spahns Angaben wurden in Deutschland bisher mehr als 750.000 Menschen gegen das Coronavirus geimpft. Einsetzbar sind derzeit zwei zugelassene Impfstoffe: Das Vakzin des Mainzer Biotech-Unternehmens BioNTech und seines US-Partners Pfizer sowie das des US-Herstellers Moderna.
Beschränkungen auch im Februar wahrscheinlich
Im Vorfeld seiner Regierungserklärung hatte Spahn sich zudem für eine Verlängerung der Lockdown-Maßnahmen über Ende Januar hinaus ausgesprochen: „Wir werden noch Beschränkungen brauchen“, sagte der CDU-Politiker im Deutschlandfunk. Es werde am 1. Februar nicht möglich sein, alle Maßnahmen zu lockern.
Es sei von Anfang an klar gewesen, dass es ein harter und schwieriger Winter werde, sagte Spahn. Virus-Mutationen wie in Großbritannien seien eine zusätzliche Herauforderung. Für die nächsten Wochen heiße das, weiter Kontakte reduzieren. „Das geht jetzt tatsächlich noch zwei, drei Monate, und dann wird das Impfen Zug um Zug einen echten Unterschied machen.“ Dem Vorstoß des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, eine Impfpflicht für Pflegekräfte einzuführen, hatte Spahn eine Absage erteilt.