Kabinett ebnet Referendariat für Lehrer-Quereinsteiger den Weg

13. Januar 2021 Aus Von mvp-web
Stand: 13.01.2021 17:38 Uhr

Ein Gesetzesentwurf der Landesregierung soll Lehrer-Seiteneinsteiger mit einem berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst ihren Kollegen mit ordentlichem Lehramtsstudium gleichstellen – vergleichbar mit einem Referendariat.

Lehrer-Seiteneinsteiger sollen künftig einen mit dem Referendariat vergleichbaren berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst absolvieren. Das sagte Landesbildungsministerin Bettina Martin (SPD) nach der Kabinettssitzung am Dienstag. Das Kabinett ebnete mit der Zustimmung zu einer entsprechenden Änderung des Lehrerbildungsgesetzes dem Ersatz-Referendariat nun den Weg. Diesen Vorbereitungsdienst sollen Seiteneinsteiger dann auch mit der Prüfung zum 2. Staatsexamen abschließen können. Das würde sie Lehrkräften, die klassisch das Lehramt studiert haben, gleichstellen. Als nächstes geht die vorgesehene Änderung des Gesetzes in den Landtag und wird dort demnächst in erster Lesung beraten.

Seiteneinsteiger bislang finanziell und perspektivisch schlechter gestellt

Hintergrund ist der Lehrermandel in Mecklenburg-Vorpommern. Seit einigen Jahren nimmt das Land vermehrt Akademiker ohne pädagogische Ausbildung in den Schuldienst auf. Nach Ansicht der Opposition waren diese in der Vergangenheit jedoch oft unzureichend auf den praktischen Schuldienst vorbereitet. Lehrer-Seiteneinsteiger konnten zudem nach Angaben des Bildungsministeriums erst nach sieben oder zehn Jahren eine Anerkennung ihrer Lehrerbefähigung beantragen. Solange verdienten sie weniger Geld als ihre Kollegen mit regulärem Lehramtstudium. Die Zeiten sollen sich dementsprechend von zehn auf sieben und von ehemals sieben auf fünf Jahre verkürzen.

Viele Pädagogen arbeiteten bereits am Limit, jetzt müssten alle nicht unbedingt notwendigen Aufgaben gestrichen werden.

Möglichkeit zum berufsbegleitenden Studium eines Zweitfaches

Die geplante Gesetzesänderung soll die Perspektiven der Lehrer-Seiteneinsteiger verbessern. Hinzu kommt außerdem die Möglichkeit, ein zusätzliches Beifach zu studieren. Wichtig ist dies für Seiteneinsteiger, aus deren Hochschulabschluss sich nur ein Schulfach ableiten lässt, weil auch Lehramtsstudierende zwei Fachstudien absolvieren. Damit steigen zwar die Möglichkeiten, sich beruflich zu qualifizieren, allerdings dürfte es schwerer werden, dieses Studium bei voller Unterrichtsverpflichtung zu absolvieren, so Stefan Trockner, der als studierter Chemiker im Schulzentrum Stralendorf unterrichtet und sich außerdem in der Landesfachgruppe der Lehrer im Seiteneinstieg engagiert.

Lehrer im Seiteneinstieg: „Der Teufel steckt im Detail“

Trockner finde vieles im Gesetzentwurf wieder, was er uns seine Mitstreiter zuvor gefordert hatten, „der Teufel stecke allerdings im Detail“. Er wünscht sich, „dass die Ausbildung während der Unterrichtszeit stattfindet – damit die Belastung so bleibt, dass man noch gute Qualität im Unterricht abliefern kann.“ Außerdem sei es den Seiteneinsteigern wichtig, „dass die Mentoren und Mentorinnen an den Schulen ausreichend Abminderungstunden bekommen, und dass die Seiteneinsteigerinnen zu Beginn gut begleitet werden“, so Trockner. Da bereits über 1.300 Seiteneinsteiger unterrichten, hält er es für wünschenswert, dass diese aus den neuen Möglichkeiten wählen können und die Neuregelung nicht erst für künftige Lehrer im Seiteneinstieg gelten.

Anteil der Seiteneinsteiger steigt jährlich

Zu Beginn des aktuellen Schuljahres im August entsprach der Anteil der Quereinsteiger in Mecklenburg-Vorpommern mit 1.344 Lehrkräften etwa 11 Prozent. Zwei Jahre zuvor lag dieser Anteil bei nur acht Prozent. Die geplante Gesetzesänderung sei ein erster, wichtiger Schritt, um die Lehrerausbildung im Nordosten neu aufzustellen, so Ministerin Martin. Geplant sei außerdem, dass das Land mit den Universitäten Zielvereinbarungen für die Aufnahmekapazitäten der Lehramtsstudiengänge festlege, die sich am Bedarf der Schulen orientiere. Zum Beginn des Wintersemesters 2020/2021 seien demnach zusätzliche Studienplätze für angehende Berufsschul- und Grundschullehrkräfte aufgestockt worden.