“ liveblog “ Ukraine Tag 698 Di 23.01.2024 ++ NATO: Milliardenverträge für Artilleriegeschosse ++
23. Januar 2024Die NATO hat mit Unternehmen aus Deutschland und Frankreich Milliardenverträge für Munitionsbeschaffung abgeschlossen. Bei russischen Luftangriffen sind ukrainischen Angaben zufolge mindestens sechs Menschen getötet worden.
- Ukraine: Tote nach russischen Angriffen auf Kiew und Charkiw
- Türkisches Parlament stimmt über NATO-Beitritt Schwedens ab
17:55 Uhr
Ukraine: 41 Raketen auf ukrainische Ziele abgefeuert
Nach neuen russischen Raketenangriffen auf die Hauptstadt Kiew und andere ukrainische Städte teilte die Militärführung in Kiew mit, die russische Armee habe in der Nacht insgesamt 41 Raketen auf ukrainische Ziele abgefeuert. Davon seien 21 abgefangen worden.
Die nicht abgefangenen Raketen hätten „nicht alle ihr Ziel erreicht“, betonte der ukrainische Armeechef Waleryj Saluschnyj. Zuletzt war über mindestens sechs Tote berichtet worden. Nach Berichten von ukrainischen Behörden könnte die Zahl weiter steigen. Die Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.17:14 Uhr
Türkisches Parlament stimmt über NATO-Beitritt Schwedens ab
Das türkische Parlament wird in seiner heute begonnenen Sitzung über den NATO-Beitritt Schwedens abstimmen. Die Abgeordneten billigten die Tagesordnung, die auch eine Abstimmung über das Beitrittsprotokoll vorsieht. Das Votum ist für den weiteren Verlauf der Sitzung geplant.
Die Regierungspartei und ihre Verbündeten verfügen über eine Mehrheit. Die Türkei ist neben Ungarn das einzige NATO-Land, das den Beitritt Schwedens noch nicht ratifiziert hat.
Neuer slowakischer Ministerpräsident behauptet: In Kiew herrscht kein Krieg
Der neue slowakische Regierungschef Robert Fico behauptet, in Kiew sei der Krieg in der Ukraine nicht spürbar. Einen Tag vor seinem ersten Treffen mit dem ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal sagte Fico bei einer Pressekonferenz in der Ostslowakei, der Konflikt sei lokal begrenzt.
Auf eine Reporterfrage antwortete er: „Sie glauben ernsthaft, dass in Kiew Krieg herrscht? Sie machen Witze, bitte, ich hoffe, Sie meinen das nicht ernst. Gehen Sie dorthin und Sie werden feststellen, dass es in der Stadt ein normales Leben gibt, ein absolut normales Leben.“
Nur wenige Stunden zuvor waren Raketen in der ukrainischen Hauptstadt eingeschlagen. Nach offiziellen Angaben wurden 20 Menschen, darunter ein 13-jähriger Junge, verletzt. Seit Beginn des Krieges wurde in Kiew 967 Mal Luftalarm ausgelöst, der insgesamt 1.133 Stunden dauerte.
Erneut russischer Raketenangriff in der Ukraine
Erneut russische Raketenangriffe in der Ukraine
Russland dementiert „Deportation“ ukrainischer Kinder
Russland hat vor den Vereinten Nationen den Vorwurf zurückgewiesen, Tausende ukrainische Kinder entführt und nach Russland deportiert zu haben. „Die Russische Föderation war nicht an der Deportation ukrainischer Staatsbürger in ihr Territorium beteiligt“, sagte der russische Vertreter vor dem UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes in Genf.
Drei Millionen Bewohner der Ukraine seien vielmehr seit Kriegsbeginn freiwillig nach Russland gekommen. „Etwa drei Millionen Bewohner der Ukraine, darunter auch Kinder, wurden in der Russischen Föderation aufgenommen“, sagte der russische Vizeminister für Arbeit und Zivilschutz, Alexej Wowtschenko. „Der Großteil der Kinder ist mit seinen Familien oder Betreuern gekommen. Sie wurden in Notunterkünften oder bei Verwandten untergebracht.“
Ukraine: Mindestens sechs Tote nach Angriffen
Bei russischen Raketenangriffen in verschiedenen Teilen der Ukraine sind nach Behördenangaben mehr Menschen gestorben als bisher bekannt. Nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj kamen landesweit mindestens sechs Menschen ums Leben. Alleine aus der ostukrainischen Großstadt Charkiw wurden fünf Todesopfer und mehr als 50 Verletzte gemeldet. Eine Frau starb zudem in Pawlohrad im Gebiet Dnipropetrowsk. In der Hauptstadt Kiew wurden offiziellen Angaben zufolge mehr als 20 Leute verletzt. Eine Mitteilung der Kiewer Militäradministration über eine getötete Frau wurde später korrigiert. Die Frau sei nach einer Wiederbelebung schwer verletzt auf eine Intensivstation eingeliefert worden, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko mit.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Russen stehen Schlange für Präsidentschaftsbewerbung von Kriegsgegner
Die Präsidentschaftsbewerbung des erklärten Kriegsgegners Boris Nadeschdin in Russland ist auf unerwartet großes Interesse gestoßen. „Wir sammeln derzeit etwa 15.000 Unterschriften pro Tag“, sagte Nadeschdin in einem auf dem YouTube-Kanal Chodorkowski Live ausgestrahlten Interview.
Auf Fotos und Videos in sozialen Netzwerken waren in verschiedenen Städten lange Schlangen von Bürgern zu sehen, die dem Oppositionspolitiker mit ihrer Unterschrift zur Kandidatur verhelfen wollen. Ob er am Ende von der russischen Wahlkommission aber tatsächlich offiziell als Kandidat für die Wahl am 17. März registriert wird, ist noch ungewiss.
Ukraine: Mindestens fünf Tote durch russische Angriffe
Die Ukraine hat die Zahl der Opfer infolge erneuter russischer Angriffe aktualisiert. Der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko informierte im Nachrichtendienst Telegram über mindestens fünf Tote und mehr als 40 Verletzte.
Allein in der ostukrainischen Metropole Charkiw wurden örtlichen Behörden zufolge drei Menschen getötet und weitere 42 verletzt. Ein mehrstöckiges Wohnhaus sei getroffen worden. Rettungskräfte suchten weiter nach möglichen Überlebenden.
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
NATO kündigt Milliardenverträge für Artilleriegeschosse an
Die Beschaffungsagentur der NATO (NSPA) hat mit Unternehmen aus Deutschland und Frankreich Rahmenverträge über die Lieferung von Artilleriemunition im Wert von rund 1,1 Milliarden Euro abgeschlossen. Die 155-Millimeter-Geschosse sollen in Waffensystemen vom Typ Caesar und Panzerhaubitze 2000 eingesetzt werden können, wie die NSPA mitteilte.
Beide werden auch von der Ukraine im Abwehrkrieg gegen Russland genutzt. Seit der Einigung auf einen Aktionsplan zur Rüstungsproduktion im vergangenen Juli habe die NSPA bereits Verträge im Wert von rund 9,2 Milliarden Euro abgeschlossen. Die neuen Verträge dienen insbesondere dazu, wegen Waffenlieferungen an die Ukraine kleiner gewordene Bestände wieder aufzufüllen. Zudem soll die Basis für eine fortgesetzte Unterstützung der Ukraine geschaffen werden.
Die Firmen, die die Verträge erhalten haben, sind den Angaben zufolge das französische Unternehmen Nexter Munitions (KNDS) und das deutsche Unternehmen Junghans Microtec. Nach Angaben aus Bündniskreisen soll die Vereinbarung die Beschaffung von mehr als 220.000 Geschossen ermöglichen. Die ersten Lieferungen werden nach Angaben von NSPA-Generaldirektorin Stacy Cummings in etwa 24 Monaten erfolgen können.
Unterhändler legen im US-Streit um Militärpaket Kompromiss vor
In den USA bahnt sich eine Einigung im Streit um das Militärpaket für die Ukraine und Israel an. Unterhändler beider Parteien wollen nach fast zwei Monate dauernden Verhandlungen über Änderungen der US-Grenz- und Einwanderungspolitik im Lauf dieser Woche einen Kompromissvorschlag dem Senat vorstellen.
„Präsident Biden hat deutlich gemacht, dass er bereit ist, mit den Republikanern bei der Grenzsicherung zusammenzuarbeiten“, sagte der Mehrheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer. Die Demokraten meinten es ernst mit dem Kompromissvorschlag. Schumer mahnte jedoch: „Er ist sicherlich noch keine beschlossene Sache.“ Er betonte die Dringlichkeit eines Kompromisses, da der Ukraine die Munition ausgehe. „Die Zukunft des Krieges in der Ukraine steht auf dem Spiel“, sagte der Demokrat. „Die Sicherheit unserer westlichen Demokratie steht auf dem Spiel.“
Auch der Fraktionsvorsitzende der Republikaner, Mitch McConnell, sagte in einer Rede: „Die ganze Welt weiß, was in den kommenden Wochen hier im Senat auf dem Spiel steht.“
Es war unklar, ob die Änderungen der Grenzpolitik, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit hochrangigen Vertretern des Weißen Hauses ausgehandelt worden waren, ausreichen, um die Mehrheit der republikanischen Senatoren zufriedenzustellen.
Joe Biden hatte den Kongress bereits vor Monaten um 110 Milliarden Dollar an Kriegshilfen für die Ukraine und Israel, die Unterstützung von Verbündeten im asiatisch-pazifischen Raum sowie die Überarbeitung des US-Einwanderungssystems gebeten. Die Republikaner haben ihre Zustimmung aber von Änderungen der Grenzpolitik abhängig gemacht.
Ukraine: Tote nach russischen Angriffen auf Kiew und Charkiw
Bei russischen Raketenangriffen auf die ukrainischen Städte Kiew und Charkiw sind örtlichen Behörden zufolge am Morgen mindestens drei Menschen getötet und mehrere weitere verletzt worden. In der Hauptstadt Kiew wurde nach Angaben des Leiters der Stadtverwaltung, Roman Popko, mindestens eine Frau getötet. Bürgermeister Vitali Klitschko sagte, neun Menschen seien verletzt worden, darunter ein 13-jähriger Junge.
In Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, wurden nach Angaben des Gouverneurs der Region, Oleh Syniehubov, zwei Menschen getötet und mindestens elf verwundet. Der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, sagte, dass ein ganzer Teil eines mehrstöckigen Wohnhauses zerstört wurde und eine unbekannte Anzahl von Menschen darin eingeschlossen war.
Türkisches Parlament stimmt über NATO-Beitritt Schwedens ab
Nach monatelanger Blockade geht die Türkei offenbar den nächsten Schritt in Richtung Zustimmung für den Beitritt Schwedens zur NATO. Der Tagesordnungspunkt steht an 42. und damit letzter Stelle der planmäßig um 15.00 Uhr beginnenden Sitzung in Ankara. Die Abstimmung könnte sich entsprechend auch noch weiter verzögern. Das Parlament werde wohl zustimmen und Präsident Recep Tayyip Erdogan werde das Gesetz später voraussichtlich unterzeichnen, berichten verschiedene Medien.
Schweden hatte ebenso wie Finnland als Reaktion auf den Einmarsch Russlands in die Ukraine einen Antrag auf NATO-Beitritt gestellt und damit seine langjährige Neutralität aufgegeben. Der Beitritt Finnlands war bereits im April 2023 besiegelt worden, bei Schweden stellte sich Erdogan aber quer.
Er hatte dies unter anderem mit dem Vorwurf begründet, Schweden nehme Extremisten der verbotenen Kurden-Arbeiterpartei PKK auf. Als Reaktion darauf führte Stockholm ein neues Gesetz ein, das die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung unter Strafe stellt. Schweden ging ebenso wie Finnland zudem Schritte zur Lockerung von Waffenexporten an die Türkei.