Packendes Finale gegen Dänemark Frankreichs Comeback-Könige sind Handball-Europameister
28. Januar 2024Lange sah es so aus, als hätte Dänemark in einem hochklassigen und intensiven Finale der Handball-EM das bessere Ende für sich, aber am Ende jubelten mal wieder die erfahrenen Franzosen.
Hochintensives Spiel – wie ein Schwergewichtskampf beim Boxen
Mit Spielbeginn entwickelte sich direkt ein herausragendes Handballspiel mit extrem hoher Intensität, Physis und viel Tempo. So richtig absetzen konnte sich keine Mannschaft. Die Franzosen führten nach etwas mehr als zehn Minuten mit 6:4, weil die Dänen sich den ein oder anderen Ballverlust zu viel leisteten. Dann drehte aber deren Torwart Emil Nielsen so richtig auf, kassierte fünf Minuten lang kein Gegentor und seine Kollegen drehten das Spiel – 6:9.
Erst in der 18. Minute hielt Frankreichs Torwart Samir Bellahcene seinen ersten Ball – und das zum genau richtigen Zeitpunkt, denn das gab seiner Deckung offenbar einen echten Schub. Frankreich agierte nun wieder giftiger, ließ nicht mehr so viele Bälle zum Kreis durch und fünf Minuten vor der Halbzeitpause brachte Nedim Remili Frankreich per Gegenstoß wieder in Führung – 11:10. Das Spiel glich nun einem Schwergewichtskampf beim Boxen: Beide Mannschaften tauschten schwere Hiebe aus – auf der einen Seite feuerte Elohim Prandi einen Gewaltwurf mit 125 km/h aus dem Rückraum ins dänische Tor, auf der anderen Seite ballerte Simon Pytlick mit 122 km/h zurück. Frankreich hatte etwas mehr Physis, die Dänen mehr Tempo und den glänzend aufgelegten Keeper – mit 14:14 ging es leistungsgerecht in die Halbzeitpause.
Gidsel tankt sich immer wieder durch
Den besseren Start in Halbzeit zwei erwischten die Dänen. Mathias Gidsel erzielte mit seinem fünften Wurf des Abends sein fünftes Tor und der Weltmeister lag nach 35 Minuten mit 17:14 vorn. Torwart Nielsen war immer noch herausragend im Spiel und entnervte die Franzosen zusehends, aus dem Rückraum ging in dieser Phase kaum mal ein Ball ins dänische Gehäuse. Frankreich änderte seine Vorgehensweise und fand in Überzahl nun die Kreisläufer oder Außen und blieb so auf Tuchfühlung. 17:18 stand es in der 41. Minute. Zum Ausgleich kam das Team von Guillaume Gille aber lange nicht, angeführt vom bärenstarken Gidsel fand „Danish Dynamite“ immer wieder Lücken in Frankreichs Abwehr und bekam so Siebenmeter oder eben Tore.
Beim 23:23 war es dann doch so weit – der Ausgleich: Ludovic Fabregas tankte sich am Kreis durch und es bahnte sich eine eines Endspiels würdige Schlussphase an. Dänemarks Trainer Nikolaj Jacobsen reagierte und brachte Niklas Landin ins Tor, weil Nielsen zuletzt gegen Frankreichs Gewaltwürfe keine Hand mehr an den Ball bekommen hatte. Zunächst zeigte das keine Wirkung: Die so erfahrenen Franzosen gingen gut fünf Minuten vor Schluss durch einen Siebenmeter von Kentin Mahé mit 25:24 in Führung.
Fabregas macht die Verlängerung klar
Jacobsen nahm eine Auszeit, Mikkel Hansen traf per Gewaltwurf zum Ausgleich und dann war Landin da und entschärfte einen französischen Gegenstoß. Die Zuschauer in der Kölner Arena hielt es kaum noch auf den Sitzen – es war ein herausragendes und spannendes Finale. Und wenn nichts ging, dann machte es eben Hansen: In der ersten Halbzeit aus dem Feld komplett ohne Wurfglück, nagelte er den nächsten Ball aus dem Stand in die Maschen – 25:26, Dänemark zurück auf der Siegerstraße. Aber Frankreich kam nochmal zurück und rettete sich durch einen Treffer des starken Kreisläufers Fabregas zum 27:27 tatsächlich in die Verlängerung.
Und, oh Wunder, auch da blieb es intensiv, spannend und ausgeglichen. Nach den ersten fünf Minuten der Verlängerung stand es 29:29. Und wie so oft rächten die Franzosen dann, dass ein Gegner sie im Spiel gelassen hatte und nie weggezogen war. Dika Mem stellte mit zwei Toren auf 31:29, Dänemark kam nicht mehr zum Ausgleich.
Beste Werfer waren Fabregas mit acht Treffern und Mikkel Hansen, der zwar nur zwei Feldtore erzielte, aber sieben Strafwürfe im Tor unterbrachte. Gidsel kam zudem auf acht Tore bei acht Versuchen.