Statistisches Bundesamt Deutsche Wirtschaft im vierten Quartal geschrumpft
30. Januar 2024Die Hinweise auf eine Rezession in Deutschland verdichten sich. Die Wirtschaft schrumpfte in den letzten drei Monaten des Jahres 2023. Auch im laufenden Quartal erwarten Ökonomen keine Besserung.
Die deutsche Wirtschaft ist zum Jahresende 2023 geschrumpft. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ging das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,3 Prozent verglichen mit dem Vorquartal zurück.
Gegenüber dem vierten Quartal 2022 beträgt der Rückgang 0,2 Prozent. Die Behörde bestätigte damit erste Schätzungen von Mitte Januar. In den beiden vorangegangenen Quartalen hatte die Wirtschaftsleistung noch stagniert. Im Gesamtjahr 2023 gab das Bruttoinlandsprodukt damit um 0,3 Prozent nach.
Rezession droht
Sollte die deutsche Wirtschaft auch im laufenden ersten Quartal und damit zum zweiten Mal in Folge schrumpfen, würde Europas größte Volkswirtschaft gemäß der wissenschaftlichen Definition in die Rezession abrutschen. Nach einer aktuellen Prognose des Münchener ifo-Instituts wird das Bruttoinlandsprodukt von Januar bis März um 0,2 Prozent zum vorangegangenen Vierteljahr sinken.
In nahezu allen Wirtschaftsbereichen klagten die Unternehmen über eine sinkende Nachfrage, erklärte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „In der Industrie und der Bauwirtschaft sind mittlerweile die dicken Auftragspolster abgeschmolzen, die die Unternehmen noch zu Corona-Zeiten aufgebaut hatten.“
Mehrere Belastungsfaktoren
„Die Auftragseingänge sind seit vielen Monaten rückläufig, und vor allem im Wohnungsbau schwappte eine Stornierungswelle durch das Land“, so Wollmershäuser. Hinzu komme noch eine restriktive Geldpolitik. Im Kampf gegen die Inflation haben die Notenbanken in Europa und Nordamerika ihre Leitzinsen kräftig angehoben, was derzeit die volle Wirkung entfalte. Die Finanzierung von Investitionen wird dadurch deutlich teurer.
„Zusätzlich wird die Wirtschaft durch eine Reihe von Sonderfaktoren belastet“, sagte der ifo-Experte. Dazu zählten der hohe Krankenstand, die Streiks bei der Deutschen Bahn sowie der außergewöhnlich kalte und schneereiche Januar.
Noch keine Trendwende in Sicht
Zum Jahresbeginn hatte der ifo-Geschäftsklimaindex eine beschleunigte Talfahrt signalisiert. Der wichtigste deutsche Frühindikator rutschte auf den schlechtesten Wert seit Mai 2020.
Zwar deutet der bisher prognostizierte Rückgang auf eine vergleichsweise milde Rezession hin. Ökonomen sehen allerdings auch für den weiteren Jahresverlauf noch keine Trendwende. Die Schwäche zur Jahreswende sei noch nicht in den meisten derzeit kursierenden Konjunkturprognosen enthalten, ebenso wenig wie in jener der Bundesregierung, erklärte Sebastian Dullien vom IMK-Institut in Düsseldorf. „In den kommenden Wochen ist deshalb nun mit einer neuen Welle von Abwärtsrevisionen bei den Konjunkturprognosen zu rechnen.“ Das IMK selbst prognostiziert für das Gesamtjahr 2024 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von weiteren 0,3 Prozent.
Wachstum in der EU stagniert
Deutschland als größte Volkswirtschaft bremst auch weiter das Wachstum in der Europäischen Union. Nach Daten des EU-Statistikamts Eurostat blieb die Wirtschaftsleistung sowohl in der Eurozone als auch in den 27 EU-Ländern im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal unverändert. Für das Jahr 2023 verzeichnete Eurostat insgesamt ein leichtes Wachstum von 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
In Ländern wie Portugal und Spanien legte das BIP im vierten Quartal leicht zu. Etwas deutlicher schrumpfte die Wirtschaft zum Jahresende in Irland mit minus 0,7 Prozent und in Belgien und Lettland mit jeweils minus 0,4 Prozent, wie das Statistikamt weiter mitteilte.